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Wahlkampf mit der Deutschland-Fahne

Taras Maygutiak aus Offenburg bewirbt sich für die AfD um ein Bundestagsmandat

In der AfD ist er ein durchaus bekanntes Gesicht: Taras Maygutiak sitzt im Offenburger Gemeinderat, jetzt will er in den Bundestag. Er will sich gegen die „Stigmatisierung“ der Partei einsetzen.

Porträt
Taras Maygutiak bewirbt sich die die AfD im Wahlkreis Offenburg um ein Bundestagsmandat. Echte Chancen, nach Berlin entsandt zu werden, kann er sich aber nicht ausrechnen. Foto: Frank Löhnig

Er hat keine Chance, aber er will sie nutzen. Taras Maygutiak bewirbt sich am 26. September im Wahlkreis 284 um ein Bundestagsmandat. Obwohl er keinen Platz auf der Landesliste gefunden hat.

Und ein Direktmandat ist aus offensichtlichen Gründen so ziemlich außer Reichweite. Doch Maygutiak hat eine Botschaft – Ansporn genug für den Offenburger AfD-Stadtrat, sich den anstrengenden Wahlkampf anzutun.

Die Botschaft heißt schlicht AfD oder, wenn man ein wenig tiefer gräbt, die Benachteiligung der Partei aus seiner Sicht in Politik und Gesellschaft. „Stigmatisierung“ nennt Maygutiak dies: „Wenn ich Dinge im Gemeinderat verhindern will, muss ich sie nur selbst beantragen, dann wird mit Sicherheit niemand zustimmen.“ Ein Dialog komme nicht in Gang – „das liegt nicht daran, dass wir nicht mit anderen reden wollen, die wollen nicht mit uns reden“.

AfD-Kandidat aus Offenburg: Ist die Parteienlandschaft nach links gedriftet?

Der Anstecker mit der Deutschland-Fahne im Knopfloch gehört bei Taras Maygutiak inzwischen dazu, ähnlich US-Politikern, bei denen das Star Spangeled Banner vom Anzug nicht wegzudenken ist. Er sieht sich politisch in der Mitte, nicht am Rande des Spektrums: „Ich sage, die ganze Parteienlandschaft ist nach links abgedriftet.“

Es sei nicht gerecht, wenn die AfD Etiketten wie rechtsradikal aufgepappt bekomme. Er selbst sei früher der klassische CDU-Wähler gewesen, auch zahlreiche ehemalige Sozialdemokraten seien in der Partei. Im Grunde sei die FDP schuld daran, dass es die AfD überhaupt gebe, genauer die Position, die sie einst zur Schuldenpolitik der EU eingenommen habe.

Wenn wir irgendetwas machen, dann kommen gleich die Gegendemonstranten.
Taras Maygutiak, AfD-Kandidat

Die Frage, warum man dann Mitglieder mit extremen Ansichten in der eigenen Reihe dulde, lässt Maygutiak abprallen: „Wenn wir irgendetwas machen, dann kommen gleich die Gegendemonstranten und sprechen uns das Recht ab, uns zu äußern. Da frage ich mich, wer ist hier dann der Faschist.“

Impfstatus bleibt beim Offenburger AfD-Stadtrat Privatsache

Corona war ein großes Thema bei vielen AfD-Mitgliedern in den vergangenen Monaten, oder auch die Frage, ob man sich an der Maßnahme zur Eindämmung der Infektionsgefahr beteiligt. Maygutiak lässt offen, ob er sich denn habe impfen lassen („Wie kommen Sie darauf, dass wir hier so einfach über gesundheitliche Sachen reden?“), kokettiert aber ungefragt damit, keine Maske tragen zu müssen.

Als ihn eine Filialleiterin in einem Supermarkt nach seinem Maskenattest gefragt habe, habe er ihr geantwortet, ob sie auch ihre medizinischen Zeugnisse vorzeige, sagt er.

Und dann kommt, was wohl kommen muss: „Ich hatte in meinem Umfeld schon ganz harte Fälle von Grippe, da ist natürlich Vorsicht geboten.“ Deshalb habe er also schon zu Grippezeiten immer auf geeignete Maßnahmen des Infektionsschutzes gedrungen. Letztlich sei Corona „nicht gefährlicher oder harmloser als die Grippe, wie wir sie kennen“.

Er kenne persönlich auch zwei Menschen mit schwerem Verlauf von Covid-19, doch die Einschränkungen, die von der Politik verlangt würden, seien unverhältnismäßig. Der Ministerpräsident ordne so etwas an, und es werde umgesetzt. Dass ein starker Mann befiehlt und es dann gemacht werde, „das ist bei den Deutschen so drin im Kopf“.

Die Parteien als Einheitsbrei

Wie hat sich die Gesellschaft in den vergangenen Jahren verändert? „Die Parteien sind ein Einheitsbrei geworden“, sagt Maygutiak, es werde auf politischer Ebene kaum mehr gestritten, vieles werde schnell als Wahrheit angenommen, wie beispielsweise der Klimawandel.

Als diese Debatte aufkam, „hat man ein paar Sachen in den Raum geworfen, und wenige Monate später wird uns das bereits als in Stein gemeißelte Wahrheit verkauft“. Dies gelte für viele Dinge, die in der Gesellschaft diskutiert werden.

Den klassischen Medien, jedenfalls den öffentlich-rechtlichen, spricht Maygutiak nicht die Fähigkeit zu, dies wieder aufzubrechen, eher schon den „alternativen Medien“, wie er sie nennt. Gemeint ist, das darf man annehmen, das Internet – auch wenn dort, so der AfD-Kandidat „viel Mist verbreitet“ werde. Dies gelte aber auch für die öffentlich-rechtlichen Anstalten, denen er einen „gefährlichen Trend in Richtung Propaganda“ unterstellt.

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