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Umfangreiche Datenanalyse

Trend zum privaten Pool hat Folgen: Die Stadt Achern will beim Thema Wasser etwas tun

Wie kann man den Folgen des Klimawandels begegnen? Eine umfassende Datenanalyse zum Wasserhaushalt soll in Achern als Grundlage für Gegenmaßnahmen dienen.

Wasserwerk Rotherst Achern
Dickes Rohr: Das Acherner Wasserwerk „Rotherst“ verzeichnet seit zehn Jahren einen deutlichen Anstieg beim Pro-Kopf-Verbrauch. Das ist eine der Erkenntnisse aus einem umfangreichen Datensammlung zu städtischen Wasserhaushalt. Foto: Michael Moos

Schneemangel in den Bergen, fast leere Bäche und Flüsse, sinkende Grundwasserspiegel: Wie reagiert eine Kommune auf den Klimawandel? Als Richtschnur bei der Schonung von Ressourcen soll in Achern eine umfangreiche Analyse zu allen Aspekten des Themas „Wasser“ dienen.

Dafür stellte die Stadtverwaltung in einer echten Fleißarbeit eine Fülle von Daten zu den Bereichen Grundwasser, Trinkwasser, Abwasser und Oberflächengewässer zusammen, ergänzt durch Aussagen, wie durch eine entsprechende Bauleitplanung Einfluss auf das Wassermanagement genommen werden kann.

Erarbeitet wurde diese Analyse aufgrund eines aus dem Juli vergangenen Jahres stammenden Antrags der Gemeinderatsfraktion der Acherner Bürger Liste (ABL), die für diese Initiative – sonst eher unüblich – den uneingeschränkten Beifall der politischen Konkurrenz ernten durfte. 28 Einzelpositionen umfasste der Fragenkatalog der ABL zum Wasserhaushalt der Großen Kreisstadt Achern. Die daraufhin gesammelten Daten und Informationen sollen als Grundlage für weitere Beschlüsse des Gemeinderats dienen. Hier die wichtigsten Erkenntnisse:

Pro-Kopf-Verbrauch steigt deutlich

Obwohl sich die Grundwasserstände und Quellschüttungen nach Erkenntnissen der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg auf unterdurchschnittlichem Niveau bewegen, berichtet das Acherner Wasserwerk von einem seit zehn Jahren „deutlich gestiegenen Pro-Kopf-Verbrauch“.

Entscheidende Faktoren sind der Bewässerungsbedarf in der Landwirtschaft, aber auch die zurückgehenden Schüttungen der Quellfassungen in Sasbachwalden und Ottenhöfen – beide Gemeinden werden in Trockenzeit aus Achern mit Wasser beliefert. Bemerkbar macht sich nach Darstellung des Wasserwerks aber auch der verstärkte Trend zur Nutzung privater Schwimmbecken.

Welche Dimensionen das hat, verdeutlicht diese Zahl: Um einen Pool zweimal zu füllen, braucht man so viel Wasser wie ein Acherner im ganzen Jahr. Der Jahresbedarf liegt hier bei etwa 40 Kubikmeter Wasser pro Person.J

Jahresbedarf liegt bei 40 Kubikmeter Wasser pro Person

Die 2022 in Achern geförderte Wassermenge lag bei 1,75 Millionen Kubikmetern. Das lebensnotwendige Nass stammt aus dem Wasserwerk „Rotherst“, dessen Brunnen bis in eine Tiefe von 45 Metern reichen. Damit sei man, so Stadtwerke-Chef Ralf Volz auch bei einem sinkenden Grundwasserpegel auf der sicheren Seite. Reservepumpwerke gibt es in Önsbach, Wagshurst und Gamshurst.

Die jährlichen Verluste an Trinkwasser schwanken zwischen 7,9 und 15 Prozent, wobei der größte Anteil auf das Konto der Enthärtungsanlage geht, da eingetrübtes Wasser abgeschlagen und nicht ins Netz gepumpt wird. Die Enthärtung als eine kommunalpolitisch beschlossene Qualitätsverbesserung reduziert die Wasserhärte von 22 auf 10 bis 12 Grad deutscher Härte. Die Qualität des im „Rotherst“ geförderten Wassers ist so gut, dass keinerlei Behandlung vor dem Genuss als Trinkwasser erfolgen muss.

Zum Thema Abwasser stellen die Stadtwerke fest, dass die behandelte Abwassermenge zwischen 1,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr (2018) und knapp 3,0 Millionen Kubikmeter pro Jahr (2013) liegt.

Dies wird darauf zurückgeführt, dass angesichts des innerhalb der Kanalisation teilweise noch vorhandenen „Mischsystems“ in Jahren mit hoher Niederschlagsmenge auch entsprechend mehr Abwasser an den Kläranlagen behandelt werden.

Wir müssen nun feststellen, dass auch der Grundwasserspeicher im Rheintal bedroht ist
Manfred Nock, Sprecher der Acherner Bürgerliste

„Wir haben uns lange ausgeruht und müssen nun feststellen, dass auch der Grundwasserspeicher im Rheintal bedroht ist“, warnte Manfred Nock (ABL). Er hofft auf eine „Sensibilisierung“ der Menschen für die Folgen des Klimawandels und kündigte weitere Anträge an, um notwendige Korrekturen einzuleiten.

Unter dem Strich waren sich die Fraktionen in der Einschätzung einig, dass der Versiegelung von Flächen Einhalt geboten werden muss und die Einsparung von Wasser ebenso wie die Regenwasserbewirtschaftung das Gebot der Stunde ist. Karl Früh (CDU) empfahl in diesem Zusammenhang den vermehrten Bau von Zisternen: „Jeder Kubikmeter Wasser, der privat aufgefangen wird, entlastet System und Ressourcen“, meinte er.

Thomas Kohler (Freie Wähler) hielt es für wichtig, bei den unausweichlichen Veränderungen die Bürger mitzunehmen: „Denn ohne Verzicht auf Annehmlichkeiten wird sich nicht viel ändern.“ Von Vorteil sei immerhin, dass man in Achern die Wasserversorgung noch als hoheitliche Aufgabe betrachte und den Verlockungen zum Verkauf des Wasserwerks nicht erlegen sei.

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