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Große Hilfsbereitschaft

Kommunen rund um Achern bereiten sich auf Ukrainer vor: Angebote „von der Couch bis zum Einfamilienhaus“

Die Gemeinden rund um Achern haben alle Hände voll damit zu tun, sich auf die Ankunft ukrainischer Flüchtlinge vorzubereiten. Die Hilfsbereitschaft der Bürger sei riesig, aber ob die Mühen am Ende ausreichen werden, ist gerade völlig offen.

Ein Mann hält Ukrainische Pässe vor dem Ankunftszentrum Reinickendorf. Aus der Ukraine kommen immer mehr Geflüchtete. Die Kapazitäten reichen nicht mehr aus. +++ dpa-Bildfunk +++
Ankunft aus der Ukraine: Wie viele Menschen in die Region kommen werden, ist noch unklar. Die Kommunen bereiten sich vor, suchen, auch mit der Hilfe der Bürger, nach Wohnraum und auch nach Dolmetschern. Foto: Annette Riedl/dpa

„Wir bereiten uns vor. Ob wir dann tatsächlich bereit sein werden, wird sich zeigen“, sagt Klaus Kordick, Hauptamtsleiter der Gemeinde Ottenhöfen, die sich, wie alle anderen auch, auf Flüchtlinge aus der Ukraine einstellt.

Einfach ist das nicht: „Wir sind von den Entwicklungen genauso überrollt worden wie die ganze Welt“, sagt Kordick. Einzelne Personen seien, wie in den meisten Orten, schon privat untergekommen. Wie viele noch kommen werden, ist im Moment noch nicht klar.

So geht es den Verantwortlichen in sämtlichen Kommunen in der Region, die alle auf der Suche nach freiem Wohnraum für die geflüchteten Menschen sind und dafür auch die Bevölkerung um Mithilfe bitten. Dass sich auf einen solchen Aufruf bereits mehrere Einwohner gemeldet haben, die Wohnungen anbieten, freut unter anderem Sasbachwaldens Bürgermeisterin Sonja Schuchter (CDU): „Das zeigt, dass zum einen die Dorfgemeinschaft bestens funktioniert, zum anderen, wie groß das Mitgefühl für die Menschen im Kriegsgebiet ist.“

Das frühere Hotel Bel Air wie schon 2015 als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, strebe die Gemeinde derzeit nicht an: „Es ist in Privateigentum, das angemietet werden müsste.“ Damals hatte dies das Regierungspräsidium übernommen.

Container waren schon vor der Krise angemietet

Auch in Sasbach ist noch nicht bekannt, wie viele Flüchtlinge kommen werden, heißt es in einer Mitteilung. Dafür gebe es aber bereits viele Menschen, die Wohnraum zur Verfügung stellen wollen: „Von der Couch bis zum Einfamilienhaus ist alles dabei“, so Bürgermeister Gregor Bühler (CDU).

70 Personen können in Sasbach wohnen

Rund 70 Personen könnten in Sasbach unterkommen. Der Verwaltungs- und Krisenstab der Gemeinde habe bereits über die Lage gesprochen, über ein Konzept zur Versorgung in Ausnahmesituationen, die Abstimmung mit Ehrenamtlichen und über mögliche Dolmetscher.

Der Ablauf, dass geflüchtete Menschen erst in die Landeserstaufnahme kommen und registriert werden, dann in die vorläufige Unterbringung des Landkreises und danach in die Anschlussunterkünfte der Kommunen, gelte auch jetzt, sagt Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU). Da sich die Ereignisse in der Ukraine überschlagen, läuft das Verfahren allerdings sehr viel schneller ab, das heißt: innerhalb von Tagen. Parallel freue sich auch die Stadt Achern über die Hilfsbereitschaft von Bürgern, die freie Wohnungen oder sogar Zimmer in ihren eigenen Wohnräumen anbieten.

Zudem habe die Stadt bereits vor dem Krieg Container angemietet, in denen, wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind, beim Parkplatz in der Morezstraße rund 60 Personen unterkommen können. 120 Plätze sollen es noch werden, „Wir fangen also nicht bei Null an“, sagt Muttach, „aber wir müssen schon noch etwas vorbereiten“.

Rheinau richtet Koordinierungsstab ein

Während beispielsweise in Renchen derzeit neben privaten Unterkünften auch kommunale Wohnungen hergerichtet werden, hat unter anderem auch die Stadt Rheinau einen Koordinationsstab für die aktuelle Situation eingerichtet.

„Zusätzlich zu einer neu einzurichtenden zentralen Unterkunft wurde ein Aufruf an die Bevölkerung gestartet, um abzufragen, wer privat Wohnraum zur Verfügung stellen kann“, so Bürgermeister Michael Welsche (parteilos), „die Koordination mit dem Landratsamt übernehmen wir gern“. Bei der Integrationsbeauftragten Marina Kasper laufen zudem die Fäden für die Solidaritätsangebote aus der Bevölkerung zusammen.

„Wir können aktuell die voraussichtliche Zahl nur versuchen abzuschätzen“, sagt auch Kappelrodecks Bürgermeister Stefan Hattenbach (CDU). „Wir hatten vorsorglich und in Befürchtung weiterer Fluchtursachen an verschiedenen Krisenherden dieser Welt unsere erfahrungsgemäß nicht ganz einfach wiederaufzubauenden Kapazitäten für die kommunale Anschlussunterbringung nicht ganz heruntergefahren.“

Die Hilfsbereitschaft im Ort sei riesig, so Hattenbach. Die Feuerwehr werde zudem eine landesweite Aktion der Wehren mit Katastrophenschutz-Material unterstützen.

Wir können Menschen aufnehmen und werden so unseren Beitrag leisten.
Reinhard Schmälzle, Bürgermeister von Seebach

„Wir sind vorbereitet und haben neben Wohnraum auch ehrenamtliche Helfer und Sachmittel in der Hinterhand“, beschreibt Thomas Gerth, Hauptamtsleiter in Lauf. Das Thema stehe gerade bei allen Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung als oberste Priorität auf der Liste.

Selbst im Bereich des „Adler“ in Seebach könnten in Absprache mit der Verwaltung des Nationalparks Schwarzwald, die dort ebenfalls angesiedelt ist, Menschen unterkommen, nennt Bürgermeister Reinhard Schmälzle (CDU) als ein Beispiel: „Wir können Menschen aufnehmen und werden so unseren Beitrag leisten. Darauf richten wir uns in dieser Tragödie ein.“

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