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„Beispiel für ökologisch motivierten Unsinn“

Umstrittenes Millionenprojekt in Achern: Fischpass nimmt die letzte Hürde

Überflüssig und überdimensioniert: So sehen viele Bürger den von den Behörden vehement geforderten Fischpass am Oberacherner Mühlbachwehr. Nach jahrelanger Debatte hat der Gemeinderat trotz vieler Bedenken jetzt zugestimmt.

Mühlbachwehr Oberachern / Fischtreppe
Millionenprojekt: Schon im Mai sollen am Oberacherner Mühlbachwehr die Arbeiten zum Bau der lange umstrittenen Fischtreppe beginnen. Foto: Michael Moos

Eine geänderte Planung soll es richten: Mit dem Bau der umstrittenen Fischtreppe am Oberacherner Mühlbachwehr will die Stadt nun Mitte Mai beginnen. Die Fertigstellung des mittlerweile auf mehr als zwei Millionen Euro geschätzten Projekts ist bis Ende des Jahres geplant.

Gegen den Fischpass laufen die Bürger in Oberachern seit Jahren Sturm – sie halten das Bauwerk für überflüssig und überdimensioniert. Dessen ungeachtet hat der Bauausschuss des Gemeinderats dem Vorhaben nun mehrheitlich zugestimmt.

Erste Planungen für die Fischtreppe wurden vor mehr als zehn Jahren gezeichnet. Das Bauwerk soll die ökologische Durchgängigkeit der Acher wieder herstellen – ein wesentliches Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Das bestehende, etwa 28 Meter breite Wehr staut die Acher knapp fünf Meter auf: Hier wird der Acherner Mühlbach aus der Acher ausgeleitet.

Wehr in Achern stellt Hindernis für Fische dar

Das mehr als 60 Jahre alte Wehr hat nicht nur bauliche Mängel, sondern stellt ein Wanderhindernis für Fische dar, das sie gegenwärtig nicht überwinden können. Politisch ist das Projekt heftig umstritten – obwohl die Stadt gesetzlich zur Umsetzung der Maßnahme verpflichtet ist und sie im Fall eines Hinauszögerns Zuschüsse in erheblicher Höhe verlieren würde.

Die geänderte Planung stellte am Montag ein Jan Queißer als Vertreter des beauftragten Ingenieurbüros Queißer Gschwandtl GmbH (Karlsruhe) vor. Danach wird die Länge des „schlangenförmig“ angelegten Bauwerks um zehn Meter auf 150 Meter verkürzt. Im Gelände wird es aufgrund seiner Bauform knapp 50 Meter beanspruchen. Die Zahl der Betonbecken steigt zwar von 48 auf 52, dafür wird die Länge der einzelnen Becken von bislang 2,89 auf nunmehr 2,50 Meter verringert. Maßgeblich für die Dimensionierung des Fischpasses ist gemäß einer Vorgabe des Regierungspräsidiums Freiburg die Barbe mit einer Länge von 70 Zentimetern.

Zu berücksichtigen waren mit der Planung auch die unterschiedlichen Anforderungen an die Mindestwassertiefe. Dabei geht es darum, dass im Mühlbach auch bei Niedrigwasser in Acher stets eine bestimmte Wassermenge verbleiben muss – das Gewässer dient bekanntlich zur Ableitung des Acherner Klärwerks. Ebenfalls berücksichtigt werden musste die Vorgabe, dass sich die Situation im Fall eines Hochwassers durch den Fischpass nicht verschlechtert.

Fischpass in Achern: Anspruchsvolle Bauarbeiten erwartet

Das Landratsamt Ortenaukreis hat der Planung nach Auskunft der Stadtverwaltung bereits zugestimmt. Bei Gesamtkosten in Höhe von 2,03 Millionen Euro seien finanzielle Zuwendungen von 1,55 Millionen Euro zu erwarten. Der Leiter des Fachgebietes Tiefbau, Georg Straub, stufte die nötigen Bauarbeiten als „umfangreich, anspruchsvoll und stark witterungsabhängig“ ein. Sein Zeitplan sieht deshalb vor, die Arbeiten noch im Februar auszuschreiben, um eine Auftragsvergabe in der Gemeinderatssitzung am 17. April vornehmen zu können und einen möglichst frühen Baubeginn Anfang Mai zu ermöglichen.

Das vielzitierte „Zähneknirschen“ war in der Debatte unüberhörbar: Niemand im Ausschuss mochte dem Projekt uneingeschränkt seinen Segen geben. Er habe bei der Fischtreppe ein „ungutes Gefühl“, bekannte Gebhard Glaser im Namen der Freien Wähler. Erforderlich sei eigentlich nur die Renovierung der Anlagen zur Steuerung des Abflussmengen für Acher und Mühlbach.

Kritik an Fischtreppe: „Beispiel für ökologisch motivierten Unsinn“

Deutlicher wurde Glasers Fraktionskollege Rainer Ganter: Die Stadt, so meinte er, sei „auf Gedeih und Verderb“ dem Willen eines Verwaltungsapparats unterworfen, der Maß und Zeil aus den Augen verloren habe. Ähnlich äußerte sich Manfred Nock für die Acherner Bürger Liste (ABL): Die Verpflichtung zum Bau der Fischtreppe an dieser Stelle sei „ein Beispiel für ökologisch motivierten Unsinn“, meinte er und wies darauf hin, dass es noch viele solche Fischtreppen brauchen werde, bis die vom Wasserwirtschaftsamt geforderte Durchgängigkeit der Acher bis nach Seebach gewährleistet sei.

Letztlich stimmte der Ausschuss dem Projekt bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung zu. „Wir halten das Projekt für entscheidungsreif“, hatte Karl Früh das Einlenken der CDU-Fraktion verdeutlicht. Er zeigte sich davon überzeugt, dass sich das „schlangenförmig“ angelegte Bauwerk letztlich in die Umgebung einfügen werde. Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) wies unterdessen darauf hin, dass ein weiteres Warten keinen Sinn ergebe: „Wir haben uns mit der Verzögerung keinen Gefallen getan“, unterstrich er mit Blick auf die seit Beginn der Planung massiv gestiegenen Kosten.

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