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Ringer-Bundesliga

Ringer des ASV Urloffen: Der Fokus liegt auf den eigenen Talenten

Gegen die finanzkräftigere Konkurrenz wehrt sich der Ringer-Bundesligist ASV Urloffen tapfer. Jahr für Jahr. Mit den eigenen Talenten. Am Samstag aber wurde dem ASV-Nachwuchs gegen Köllerbach die Grenzen aufgezeigt. Noch.

ASV-Ringer David Kiefer auf der Matte gegen Alexandru Chirtoaca vom KSV Köllerbach.
ASV-Ringer David Kiefer wehrt sich gegen den routinierten Alexandru Chirtoaca nach Kräften. Am Ende verliert er seinen Kampf mit 3:15. Foto: Thomas Steuerer

Die Athletenhalle in Urloffen platzt fast aus allen Nähten. Es wabert ein Mix aus Schweiß, Bier und Spannung durch die Luft. Aus den Musik-Boxen grüßt „Black Betty“ von Ram Jam.

Als Sakit Guliyev in Sekundenbruchteilen im Kampf gegen Denis Demirov aus einem klaren Rückstand mit wenigen Umdrehungen auf der Ringer-Matte einen deutlichen 9:4-Sieg macht, erreicht die Stimmung in der kleinen, engen Halle erstmals den Siedepunkt.

Der Neuzugang des ASV Urloffen lässt sich von den fast 400 Zuschauern kurz feiern. Mehr Zeit bleibt aber nicht.

Erst ist Helene Fischer „atemlos“, Ringer Fischer dann chancenlos

Denn es geht Schlag auf Schlag. Während Helene Fischer in der kurzen Pause noch „atemlos“ ist, macht sich ASV-Eigengewächs Daniel Fischer für sein Duell bereit. Sechs Minuten später folgt große Ernüchterung: Der 19-Jährige ist gegen Köllerbachs Piotr Ianulov chancenlos, muss sich 0:11 geschlagen geben.

Nach dem vierten von zehn Kämpfen im Bundesliga-Duell führen die favorisierten Gäste aus Köllerbach bereits 8:2. Es deutet sich eine Niederlage an. Und als Quentin Sticker in der Schlusssekunde sein Duell gegen Valentin Seimetz verliert (7:8), herrscht kurz Stille in der Halle. Ehe der DJ die Ringer-Fans mit wummernden Beats von Faithless’ „Insomnia“ aus der Lethargie reißt.

Mit Ringen allein füllt man die Halle nicht.
ASV-Trainer Michael Schneider
über den Wettkampfabend

Es ist eine wilde Achterbahn der Gefühle an diesem Samstag. Nur kurze Momente liegen zwischen Freud und Leid, wenn sich die Urloffener Ringer mit ihren Gästen aus dem Saarland packende Duelle liefern. Doch es ist nicht nur der hochklassige Ringersport an diesem Abend, der die Zuschauer begeistert.

Sondern auch das Drumherum. Die Musik. Die grellen LED-Lichter. Die Trommelschläge und Anfeuerungsrufe der Anhänger.

„Mit Ringen allein füllt man die Halle nicht“, sagt Michael Schneider. In der Urloffener Athletenhalle trifft international starkes Ringen auf Rummel-Atmosphäre.

„Wir bieten den Menschen mehr als nur Ringen, ein Event“, sagt der ASV-Trainer. Selbst das Essen passt irgendwie zu dem Abend. Es gibt Kassler mit Kartoffelsalat. Deftig. Herzhaft. Ganz wie das Treiben auf der Matte.

Am Ende muss sich der ASV beugen, verliert das Bundesliga-Duell gegen den KSV Köllerbach deutlich mit 4:16. „Die offenen Kämpfe haben wir zum Schluss alle verloren. Aber da sind Leute drin, da können wir nichts machen“, sagt Schneider. Köllerbach sei nicht der Anspruch. „Die kämpfen um den Titel, wir um den Klassenverbleib.“

Drei ASV-Talente haben den Sprung ins Bundesliga-Team geschafft

Neben dem Klassenverbleib hat der ASV Jahr für Jahr das gleiche Ziel. „Wir wollen unsere eigenen jungen Leute in die Bundesliga bringen, dass die konkurrenzfähig werden und sich weiterentwickeln“, sagt Schneider.

In dieser Saison stehen für Urloffen drei Nachwuchskräfte in Deutschlands Elite-Liga auf der Matte: David Kiefer, 18 Jahre jung, Daniel Fischer, ein Jahr älter, und Joshua Knosp (22).

Richtig, richtig schlecht. Einfach zu wenig aufgepasst.
ASV-Ringer David Kiefer
über seinen Kampf gegen Alexandru Chirtoaca

Gegen Köllerbach steht das Trio aber auf verlorenem Posten gegen teils internationale Top-Gegner. Kiefer eröffnet den Abend gegen Alexandru Chirtoaca, immerhin Bronzegewinner bei den European Games 2015. Mit 3:15 verliert er seinen Kampf.

„Richtig, richtig schlecht. Einfach zu wenig aufgepasst“, findet der 18-Jährige seine Performance an diesem Abend. „Er hat einen Kinderfehler gemacht, das passiert“, sagt Schneider. „Daraus wird er lernen.“

EM-Bronzemedaillen für Kiefer und Fischer

Kiefer, der ringt, seit er zweieinhalb Jahre ist, sitzt Daniel Fischer gegenüber. Gleicher, enttäuschter Gesichtsausdruck. „Ich bin überhaupt nicht zufrieden“, sagt das ASV-Eigengewächs nach der 0:11-Niederlage.

Schneider aber nimmt seine jungen Wilden in Schutz. „David ist etwas von der Rolle. Er hat ein brutal langes Jahr gehabt: Kampf um die EM-Nominierung bei den Junioren, ist da sensationell Dritter geworden. Er ist jetzt einfach etwas platt, mental durch“, sagt Schneider.

Im Sommer sorgten die ASV-Talente für Furore. Mal wieder. So holte sich Urloffen den deutschen Meistertitel bei den Junioren – wie schon 2022. Außerdem überraschten Kiefer und Fischer mit Bronzemedaillen bei der U20-Europameisterschaft im spanischen Santiago de Compostela.

Die eigenen Talente, sie sind das Faustpfand für den ASV, um gegen die finanzkräftigere Konkurrenz im Bundesliga-Alltag zu bestehen. „Nur so kann das bei uns funktionieren“, sagt Chefcoach Schneider.

Am Samstag (19.15 Uhr) gastiert der KSK Konkordia Neuss im Meerrettichdorf. „Die nächste Chance, es besser zu machen“, sagt Freistil-Ringer Fischer. Die nächste Chance, zu lernen. Denn ein gemeinsames Ziel hat das Duo: „Olympia.“

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