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Parteiaustritt erklärt

Ex-AfD-Chef wieder solo – Jörg Meuthen verlässt Zentrum und räumt Scheitern ein

Jörg Meuthen, Europaabgeordneter aus Achern, hat seinen Austritt aus der Deutschen Zentrumspartei erklärt. In seiner Begründung räumt der Ex-AfD-Chef sein Scheitern ein.

Der ehemalige AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen gibt eine Pressekonferenz zu seinem Eintritt in die Deutsche Zentrumspartei. +++ dpa-Bildfunk +++
Der ehemalige AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen ist nach 15 Monaten aus der Zentrumspartei ausgetreten. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Jörg Meuthen ist schon wieder solo. An diesem Freitag erklärte der Europaabgeordnete aus Achern nach eigenen Angaben gegenüber dem Bundesvorstand der Deutschen Zentrumspartei seinen Austritt aus der Partei.

Meuthen räumt damit sein Scheitern ein, aus der hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen aktiven Kleinstpartei eine Kraft zu formen, die in Landtage und sogar in Bundestag und Europaparlament einziehen sollte.

Meuthen begründet den Schritt in einer am Nachmittag verbreiteten Erklärung, in der er auf den kommunalen Charakter der einst so bedeutenden Partei abhebt.

Jörg Meuthen räumt sein Scheitern ein

„Ich habe heute meinen Austritt aus der Zentrumspartei erklärt, weil ich im Laufe meiner Mitgliedschaft erkennen musste, dass das Zentrum doch eine rein auf kommunaler Ebene tätige Partei ist, bei der die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit auf den Ebenen der Länder, des Bundes und der Europäischen Union derzeit nicht gegeben sind und sich mit den vorhandenen Mitteln auch nicht in mittlerer Frist schaffen lassen“, so Meuthen.

Diese seien aber die politischen Bereiche, in denen seine Arbeit stattfinde. Meuthen: „Ich habe allerhöchsten Respekt vor der so immens wichtigen kommunalpolitischen Arbeit, bin aber selbst kein Kommunalpolitiker. Im Zentrum bin ich durchgängig integren und anständigen Menschen begegnet, mit denen den Versuch einer Zusammenarbeit in Richtung Bundes- und Europapolitik zu wagen mir eine Freude und Ehre war.“

Ich verlasse die Partei ohne Groll.
Jörg Meuthen
Ex-Mitglied des Zentrums

Meuthen: „Ich verlasse die Partei ohne jeden Groll, ohne Konflikte und in Wertschätzung und Hochachtung der aktiven Mitglieder der Partei, denen ich in der Zeit meiner Mitgliedschaft begegnet bin.“

Meuthen ist als Professor der Hochschule Kehl beurlaubt

Der Parteivorsitzende der Zentrumspartei, Christian Otte, äußert zu Meuthens Austritt: „Die Zentrumspartei bedauert den Austritt von Jörg Meuthen aus der Partei sehr, sie versteht ihn aber auch. Das Zentrum hat derzeit seine Kernkompetenz überwiegend in seiner erfolgreichen kommunalpolitischen Arbeit.“ Meuthen sei vor allem Landes- und Europapolitiker. „Für diese Bereiche fanden sich leider nicht genügend Mitstreiter.“

Über Meuthens weitere Pläne ist öffentlich nichts bekannt. Auf BNN-Nachfrage sagte der 62-Jährige am Freitag: „Es ist jetzt buchstäblich alles offen.“

Nach seinem Austritt aus der AfD hatte der Wirtschaftswissenschaftler gegenüber dieser Redaktion erklärt, dass er im Falle eines Ausscheidens bei der EU-Wahl 2024 wieder zurück an seinen alten Arbeitsplatz als Professor wolle.

Meuthen sagte damals: „Ich bin beurlaubter Hochschullehrer, insofern würde ich dann meine Tätigkeit an der Verwaltungshochschule Kehl wieder aufnehmen.“ Gleichwohl betonte er, das sei lediglich die „Ultima Ratio“.  Meuthens Gedankenspiele riefen damals heftige Kritik von politischen Gegnern hervor.

„Die Zusammenarbeit mit Jörg Meuthen in den 15 Monaten seiner Mitgliedschaft war zu jeder Zeit vertrauensvoll, kooperativ, fachlich interessant und menschlich sehr angenehm. Es wurden von und mit ihm viele gute, neue Impulse in die Partei hineingetragen.“

Man haben vereinbart, einander freundschaftlich in dem guten Geist verbunden zu bleiben, der die gemeinsame Zeit in der Partei prägte. Wir wünschen Jörg Meuthen für seine persönliche Zukunft wie für seine weitere politische Arbeit alles erdenklich Gute.“

Meuthen hatte die AfD Ende Januar 2022 verlassen und das mit einem aus seiner Sicht zu radikalen Kurs vieler AfD-Spitzenfunktionäre begründet.

Später war er der Zentrumspartei beigetreten. Diese entstand im 19. Jahrhundert als Interessenvertretung der katholischen Bevölkerung und spielte bis zur Weimarer Republik eine große Rolle.

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