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Unterhaltsamer Festakt

Blick auf Vernunftehe von Kappelrodeck und Waldulm zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie

Gemeindetagspräsident unterstreicht in seiner Festrede zum 50-jährigen Hochzeitsjubiläum die Bedeutung von Kommunen als Säulen der Demokratie. Die Feier lebt auch von Musik und Kabarett.

Gemeindetagspräsident Steffen Jäger hielt die Jubiläumsrede und trug sich anschließend ins Goldene Buch der Gemeinde ein. Von links: Dr. Kathrin Merkel, Bürgermeister Stefan Hattenbach, Ludwig Kohler, Steffen Jäger, Michael Huber, Kathrin Hättig, Ortsvorsteher Johannes Börsig
Gemeindetagspräsident Steffen Jäger beim Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde. Von links: Kathrin Merkel, Stefan Hattenbach, Ludwig Kohler, Steffen Jäger, Michael Huber, Kathrin Hättig, Johannes Börsig. Foto: Berthold Gallinat

Heitere Klänge der Trachtenkapelle Waldulm haben am späten Samstagnachmittag vor der Pfarrberghalle den Auftakt zur Jubiläumsfeier „50 Jahre Kappelrodeck-Waldulm“ gesetzt: Vor 50 Jahren, am 1. Januar 1974, wurden Kappelrodeck und Waldulm im Rahmen der damaligen Gemeindereform eine Gemeinde.

Das Wetter tat sein Bestes dazu, sodass sich die geladenen Gäste zum Empfang um 17 Uhr bei sommerlichen Temperaturen gleich zu Beginn der Feierlichkeiten dem Motto des Abends „Genuss, Austausch, Feierei“ hingeben konnten.

Viel Prominenz aus der Region erweist die Ehre

Seriös feierlich wurde es im Anschluss in der Pfarrberghalle. Das zeigte sich schon daran, dass als prominente Gäste MdL Willi Stächele, OB Manuel Tabor sowie weitere Bürgermeister und Bürgermeisterstellvertreter die Ehre erwiesen, ebenso Kappelrodecks ehemaliger Bürgermeister Klaus-Peter Mungenast und Waldulms ehemaliger Ortsvorsteher Edgar Lamm.

Lamm war 16 Jahre Bürgermeister von Uhldingen-Müllhofen und ist inzwischen im Ruhestand. Selbstverständlich nahmen Gemeinderäte Kappelrodecks und Ortschaftsräte Waldulms an der Jubiläumsfeier teil, ebenso weitere geladene Gäste.

Unter ihnen als besonderer Gast Steffen Jäger, Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg. Er hielt die Festrede zur Jubiläumsfeier und trug sich anschließend in das Goldene Buch der Gemeinde ein.

Unterhaltsames Festprogramm mit Musik und politischem Kabarett

Songvorträge, die Rede zur Jubiläumsfeier, ein politisches Zwiegespräch mit amüsanten Einsprengseln und politisches Kabarett bildeten den offiziellen Teil der Feier, bevor Genuss bei Wein und Verköstigung angesagt war.

Als musikalische Künstlerin des Abends kündigte Moderator Frank Stemmle nach der offiziellen Begrüßung die aus der Region stammende Sängerin Michele Mahn an. Sie eröffnete mit dem Vortrag „Shallow“ das Geschehen und hatte im Verlauf der Feier drei weitere Auftritte.

Gemeindehochzeiten haben eine geringe Scheidungsrate

„Städte und Gemeinden – Orte der Wahrheit und Säulen der Demokratie“ hieß das Thema des Gemeindetagspräsidenten. Er gratulierte der Gemeinde Kappelrodeck zur Goldenen Hochzeit und versicherte, dass bei solchen Hochzeiten die Scheidungsrate sehr gering sei.

Kurz ging er auf die damalige Gemeindereform ein und leitete auf 75 Jahre Grundgesetz über, das den Gemeinden auf der Grundlage der Demokratie und der Menschenrechte eine essenzielle Stellung gegeben habe.

Die kommunale Selbstverwaltung bilde einen fundamentalen Stabilitätsfaktor für die Demokratie, so Steffen Jäger weiter. Gemeinden sicherten zu 80 Prozent die Infrastruktur für das tägliche öffentliche Leben, und zwar in Form von Wasserversorgung und Gemeindestraßen, Kitas und Schulen, Sport- und Kulturstätten, Feuerwehr und mit Weiterem mehr.

Wir brauchen eine neue politische Bedürfnispyramide.
Steffen Jäger
Gemeindetagspräsident

„Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal auf dem Rathaus und haben dafür ‘Danke’ gesagt?“, fragte Jäger provokant und registrierte Betroffenheit. Sehr kritisch sah er, dass immer mehr auf die Gemeinden abgeladen werde und sie somit weit über das hinaus verpflichtet würden, was faktisch zu leisten sei.

„Wir brauchen eine neue politische Bedürfnispyramide mit klarer Priorisierung“, sagte er, und appellierte auch an den Gemein- und Bürgersinn, der sich in der Eigenverantwortung zeige statt im Anspruch, der Staat habe die „Eier legende Wollmilchsau“ zu sein.

Bürgermeister Stefan Hattenbach und Ortsvorsteher Johannes Börsig ließen im Dialog auf der Bühne die damalige Eingemeindung sowohl aus Perspektive der damals persönlich Involvierten als auch aus sachlich politischer Perspektive Revue passieren und zeigten den Ist-Zustand mit seinen Vorteilen auf.

Kabarett als Spiegel politischen Lebens und Wirkens

Kabarettist Matthias Deutschmann wiederum lieferte seine Sicht – und erzeugte viel Gelächter, etwa mit einer provokanten Analogie zu einem Kennedy-Zitat aus Steffen Jägers Rede: „Frag nicht, was Kappelrodeck für dich tun kann. Frag, was Kappelrodeck für Waldulm tun kann.“

Dass es in Kappelrodeck keine AfD-Fraktion gebe, fand er super. Dass es keine Grünen gebe, erachtete er aktuell als nicht verwunderlich. Sechs Prozent SPD im Gemeinderat kommentierte er als „Artenschutz“ und stellte fest: „Das Einzige, was hier wirklich rot ist, ist der Wein.“

Zu Gesundheitsminister Lauterbach meinte er: „Berlin hat Lauterbach, hier hat’s lauter Bächle.“ In dieser Weise präsentierte Deutschmann satirisches und amüsantes Politkabarett, auf das der Genuss bei Wein und Speisen folgte.

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