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Fastnacht in der Pandemie

Fastnacht in Kappelrodeck in den Schaufenstern statt auf der Straße

Kappelrodeck ohne Schudiabende ist nahezu undenkbar. Das dachten sich auch die „Kappler“ und drehten die Rollen bei der Schudigaudi in Schaufenstern einfach um.

Kappelrodeck: Schaufenster-Schudi-Vorstellungen am Fastnachtssonntag
Schöne Venzianer: Auch sie bespielten eins der Schudi-Schaufenster, die in „Kappel“ viele Zuschauer anlockten. Foto: Roland Spether

Die Schudihochburg „Kappel“ erlebte einen Fastnachtssonntag wie aus dem närrischen Bilderbuch. Denn strahlender Sonnenschein, warme Temperaturen und Besucher in hellen Scharen sorgten dafür, dass die Weltpremiere der „Schaufenster-Schudi“ zu einem vollen Erfolg wurde.

Die „hoorige Katz“ als Wappentier der Duppen, Pröpperle und Hexen miaute in höchsten Tönen und die Narrenzunft 1811 trotzte der Narretei Corona mit einem einmaligen Alternativprogramm auf Abstand und unter freiem Himmel.

Notlösung hat Potenzial für Nach-Corona-Zeiten

Denn was bislang keiner in der Fastnachtsmetropole für möglich hielt, wurde tatsächlich zur Wirklichkeit, als sich die Schudis in Schaufenster stellten, hier alle Register der original „Kappler“ Fröhlichkeit zogen und ein Format kreierten, das durchaus auch in normalen Zeiten präsentiert werden kann. Auch wenn die Premiere hinter Schaufensterglas eine Notlösung für die Umzüge war – die Resonanz war überwältigend und die Ortsmitte glich einer närrischen Piazza.

Dass die „Kappler“ Fastnachter auch im zweiten Corona-Jahr und trotz der Absage der Schudiabende sowie der Hexen- und Wagenumzüge nicht komplett in die Knie gehen wollten, zeigte sich daran, dass es zu einer sehr erfolgreichen Neuauflage des virtuellen Schudiabends kam.

Geplant war auch, einen Schudiabend mit Masken, auf Abstand und in Präsenz anzubieten, doch der Aufwand war zu groß und nicht praktikabel. So haben die Elferräte der Narrenzunft 1811 um Präsident Josef „Sepp“ Müller und Schudivater Ludwig Kohler die Köpfe zusammengestreckt und hin und her überlegt, wie die weithin einmalige Fastnacht von Kappelrodeck mit einem „Notfallplan“ zumindest etwas gerettet werden kann.

Der Stein der närrischen Weisen wurde in der Hochburg der Schudifamilie-Kohler ausgegraben, als die Köpfe glühten und wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Idee auf dem Tisch lag: „Wir machen Schaufenster-Schudi“. Gesagt, getan und so war just zu dem Zeitpunkt turbulentes Leben entlang der Hauptstraße, über die am Fastnachtssonntag in normalen Zeiten der Umzug defiliert. Doch diesmal zog nicht der Umzug an den Zuschauern vorbei, sondern diese mussten sich in Bewegung setzen, an elf Schaufenstern vorbei flanieren und davor genüsslich zu verweilen.

Von Venedig bis zur Baustelle war alles dabei

Was sich dann abspielte, war Schudikunst vom Allerbesten, gemäß dem uralten Fastnachts-Motto „traditionell, originell, aktuell“ und deshalb eben echt „Kappel“. Denn Stumme Bure standen regungslos da, verzogen keine Mine und blickten mit großen Augen in die Gesichter strahlender Zuschauer, während nebenan die Deutsche Hitparade auf Sendung ging und Stars von Udo Jürgens bis Dschinghis Khan präsentierte.

Für ein herrliches Bild sorgten die „Gäste“ aus der Lagunenstadt Venedig, die mit wunderschönen Kostümen in der Sonne tanzten. Währen die „Waldumer Rotwinschlotze“ mit fetzigem Sound aufwarteten, wurde vor und in einem Schaufenster eine Großbaustelle eingerichtet. Es wurde gefaulenzt, gemessen und gemauert, was das Zeug hielt und selbst runde Ecken und krumme Wände waren kein Problem. Den Vogel schossen vier sehr rüstige Rentner ab, die sich für ihre super Gaudi just jenes Holzhaus beim Gasthaus „Hirsch“ aussuchten, das noch vor wenigen Wochen als „Stall von Bethlehem“ fungierte.

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