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Museumsbahner wollen Achertal-Dampflok

Fährt die „Badenia“ in Zukunft wieder durchs Achertal?

Die Haltung des Eigentümers ist klar: Die SWEG will die historische Achertal-Dampflok Badenia als Ausstellungsstück vor der Hauptverwaltung in Lahr behalten. Doch die südbadischen Museumsbahner wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie die Maschine wieder auf die Schienen bringen.

Anfahrender Dampfzug im Achertal vor Schwarzwald-Kulisse
So nicht mehr machbar: Die Lok 28 vor dem historischen Zug im Achertal. Foto: Jörg Seiler

Es ist ruhig geworden um die Badenia. Bis 2013 dampfte die kleine Lok durch das Achertal und lockte die Eisenbahn-Romantiker in Scharen. Dann erlosch das Feuer unter dem Kessel. Seit 2018 steht die dreiachsige Tendermaschine, die im Jahr 1900 in den Berliner Borsigwerken das Licht der Welt erblickte, vor der Hauptverwaltung der Südwestdeutschen Landesverkehrs AG (SWEG) in Lahr.

Mit den Museumsbahnern aus dem Kandertal gibt es Interessenten, die die Badenia liebend gern wieder zum Dampfen bringen wollen. Doch es sieht aktuell nicht danach aus, dass Lok 28 noch mal einen Zug an den Haken nimmt und ihn zum Gaudium der Fahrgäste aller Altersklassen mit viel Geschnaufe durchs Badener Land zieht.

Die Lok habe seit November 2018 ihren dauerhaften Standort vor der Hauptverwaltung gefunden und soll nicht abgegeben werden, teilt Christoph Meichsner mit, Referent für Marketing, Kommunikation und PR bei der SWEG. Das Verkehrsunternehmen sei sich bewusst, „welchen historischen Stellenwert die Lokomotive hat. Und dementsprechend wird sie auch gepflegt“, gibt Meichsner den Vorstandsvorsitzenden Tobias Harms wieder.

Die Lok steht momentan im Freien, im Gegensatz zur Schnellzugmaschine 18 323 vor der Fachhochschule in Offenburg. Die wird von einem Dach geschützt.

Gespräche mit SWEG im Jahr 2018

Bei den Kandertalbahnern, die zwischen Haltingen und Kandern, tief in Südbaden und fast in Sichtweise zum schweizerischen Basel für wunderbaren Nebenbahnflair sorgen, will man die Hoffnung dennoch nicht aufgeben. Oder, um es in der Eisenbahnersprache auszudrücken, das Ruhefeuer glimmt.

Als die Badenia mit zwei Wagen dann einen Auftritt auf der Landesgartenschau in Lahr hatte, dachten sich die Kandertalbahner, es sein nun die richtige Zeit, mal die Fühler auszustrecken. „Wir sind auf den Vorstand zugegangen“, berichtet Wolfgang Schleef, der im Kandertal in Sachen Badenia den Regler in der Hand hält. Der Vorschlag der Museumsbahner: Bevor die SWEG viel Geld für eine Restaurierung in die Hand nimmt, könnte die Lok doch im Kandertal zu neuem Leben erwachen und langfristig auch auf die Strecke gehen.

Drei Dampflokomotiven von UEF, SWEG und Achertäler Eisenbahn-Verein stehen im Bahnhof Ottenhöfen.
Kaum wiederholbares Bild: Lok 28 Badenia als Gastgeberin (rechts) mit der Lok 20 des AEV (Mitte) und der Lok 58 311 der Ulmer Eisenbahnfreunde beim Stelldichein in Ottenhöfen Anfang Oktober 2008. Foto: Jörg Seiler

Im Kandertal gibt es eine Halle, „die Lok hätte Platz“, sagt Schleef. Er sieht einen großen Vorteil für die Badenia, wenn sie denn nach Südbaden käme. Die Maschine könnte mit überschaubarem finanziellen Aufwand betriebsfähig aufgearbeitet werden. Lässt man das bei Fachleuten machen, zum Beispiel in den Meininger Dampflokwerken, wird das nicht zum Schnäppchenpreis abgerechnet. Kostengünstig sei es nur, wenn sich Vereinsmitglieder ehrenamtlich ans Werk machen.

Historische Wagen werden restauriert

Immerhin: Zwei historische Wagen des historischen Dampfzugs hat die Kandertalbahn diesen Sommer erhalten. Die werden jetzt nach und nach aufgearbeitet, berichtet Schleef. „Die verfallen noch schneller als die Lok“, sagt der Experte mit Verweis auf die Holzaufbauten des historischen Rollmaterials.

Dampflok Badenia mit Betriebsnummer 28 im Achertal im Bahnhof Ottenhöfen
Im Sonnenlicht: Die Lok 28 in Ottenhöfen, dem Endpunkt der malerischen Bahnstrecke durch das Achertal. Foto: Jörg Seiler

Die Badenia passt absolut ins Portfolio der Kandertaler. Denn dort würde sie mit dem Chanderli (Lok 30) eine alte Kollegin finden. Das Chanderli ist ebenfalls eine preußische T 3, „eine etwas andere Ausführung“, erklärt der Experte. Sie fuhr, wie es auf den Internetseiten der Museumsbahner aus Südbaden dokumentiert ist, von 1904 bis 1942 auf der Nebenbahn von Biberach nach Oberharmersbach.

Doch nicht nur das Einsatzgebiet eint die Lokomotiven, auch der Hersteller (Borsig Berlin) und die Dienstherren (erst Deutsche Eisenbahn-Betriebsgesellschaft und später SWEG) sind dieselben. Diese Dreikuppler wurden in großen Stückzahlen gebaut, sie gelten als sehr robust und zogen bis in die 1960-er-Jahre deutschlandweit die Zügle auf den Nebenbahnen.

Auch der Achertäler Eisenbahnverein hofft noch

Und dann gibt es da noch ein Flämmchen, das glimmt. Das glimmt bei den Achertäler Eisenbahnern (AEV), die nach ihrem Weggang aus dem nördlichen Ortenaukreis die Kandertaler unterstützen. „Der Traum, im Achertal zu fahren, ist noch nicht vom Tisch“, sagt Schleef. Im digitalen Eisenbahner-Fachforum Drehscheibe online gab es zum Thema Badenia schon vor drei Jahren eine intensive Diskussion.

Der Traum, im Achertal zu fahren, ist noch nicht vom Tisch.
Wolfgang Schleef, Museumseisenbahner im Kandertal

In dieser wird der SWEG vorgeworfen, sie lasse in Bezug auf die denkmalgeschützten Fahrzeuge „jegliches Geschichtsbewusstsein vermissen“. Und auf den ebenfalls sehr informativen Internetseiten „Eisenbahn-Museumsfahrzeuge“, die auch alle relevanten Daten zur Lok 28 beinhalten - samt Bild, das sie am jetzigen Standort zeigt - steht der Satz: „Nach dem Ende der Landesgartenschau wurde die Lok in die Rheinstraße umgesetzt. Dort steht sie nun vor dem Verwaltungsgebäude der SWEG und hofft auf bessere Zeiten.“ Geht es nach den Kandertalbahnern, könnten diese auch irgendwann mal anbrechen. „Wir bleiben dran“, sagt Schleef.

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