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1.500 bei Bauerndemo in Offenburg

Bauern fordern in Offenburg gerechte Preise für ihre Produkte

Bauern protestieren mit einer Sternfahrt und einer Demonstration in Offenburg. Die Aktionen verliefen friedlich. Den Landwirten fehlt nicht nur die Wertschätzung.

1.500 bei Bauerndemo in Offenburg
Zu einer Sternfahrt nach Offenburg hatten sich Bauern aus der ganzen Ortenau aufgemacht, um von der Politik gehört und nicht noch mehr belastet zu werden - hier BLHV-Präsidenten Bernhard Bolkart.  Foto: Roland Spether

Dass die Bauern weiterhin mit „demokratischen und friedlichen Mitteln“ für ihre Belange kämpfen und „an einem Strang in die richtige Richtung ziehen“, war die Zielvorgabe des BLHV-Präsidenten Bernhard Bolkart bei der Demonstration von 1.500 Bauern auf dem Marktplatz in Offenburg. Dazu zitierte er den Altbundeskanzler Konrad Adenauer, der schon vor über 70 Jahren feststellte: „Man braucht sich vor nichts so sehr fürchten, wie wenn Bauern an einem Strang ziehen“.

Bauern wollen dranbleiben

Deshalb würden die Bauern dranbleiben, zumal sie die deutliche Mehrheit der deutschen Bevölkerung (70 bis 90 Prozent) hinter sich hätten, die auch die aktuellen Aktionen und die dahinter stehenden Forderungen für gerechtfertigt halten, so der Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV).

„Hinter den Bauernprotesten steht das Gefühl einer fehlenden Wertschätzung der Landwirtschaft“, meinte Bolkart, der damit auch die sehr hohe Mobilisierung über alle landwirtschaftlichen Betriebstypen hinweg und die Zustimmung aus der Bevölkerung begründete. Das Fass sei schon länger voll und es werde jetzt durch die angekündigten Streichungen noch einmal richtig etwas in das Fass gekippt.

Bauern erhalten wichtige Lebensräume

Für die Bauern gehe es aktuell um den Erhalt der Agrardieselrückvergütung und der KfZ-Steuerbefreiung. „Wenn die Rückvergütung des Agrardiesels eine klimaschädliche Subvention darstellt, verstehe ich die Welt nicht mehr.“ Denn die Bauern erzeugten mit dem Diesel hochwertige regionale Lebensmittel und nachwachsende Rohstoffe und pflegen und erhalten wichtige Lebensräume.

Mit dem Protest „zu viel ist zu viel“ hätten die Bauern auch den Nerv der Bevölkerung getroffen. „Wir werden alles tun, um die Unterstützung der Bevölkerung zu erhalten“, so der Präsident, der den Protest auch als Möglichkeit sieht, landwirtschaftliche Themen wie regionale Produkte, die Sicherung der Höfe oder den Erhalt der Kulturlandschaft in die Öffentlichkeit zu tragen. Deutlich betonte er, dass der „hart arbeitende Berufsstand“ nicht in die rechte Ecke gerückt und damit verunglimpft werden dürfe. Viele Politiker hätten mit ihren Äußerungen „massiv Öl ins Feuer gegossen“.

Sternfahrt mit mehr als 800 Traktoren

Die Sternfahrt der Bauern aus der Ortenau mit 800 bis 1.000 Schleppern verlief reibungslos, die Bauern parkten, wie im Vorfeld besprochen, ihre Fahrzeuge auf dem Messe-Gelände und zu Fuß ging es in die Innenstadt, in der der Kreisverbandsvorsitze Thomas Huschle eine erfreulich große Zahl von Landwirten und Bürgern begrüßte. „Wir wollen gerechte Preise für unsere Produkte und faire Rahmenbedingungen, dann können wir gerne auf Subventionen verzichten“, meinte der Vertreter der Jungwinzer, Benedikt Vollmer.

Wir wollen gerechte Preise für unsere Produkte.
Benedikt Vollmer
Vertreter der Jungwinzer

Mit dieser Feststellung sprach der junge Winzer allen Anwesenden aus dem Herzen, der seine Winzermeister-Ausbildung absolvierte, „liebend gerne“ in der Natur arbeitet und darin auch eine Zukunft sehen möchte. „Mein Wunsch ist, dass die Politik der Landwirtschaft wieder mehr Vertrauen schenkt, sie nicht bis ins letzte Detail kontrolliert und wieder ein fachlicher Austausch stattfindet. Dies bekräftigte Thomas Frenk von den Freien Bauern Baden-Württemberg: „Wir bewirtschaften unsere Betriebe nachhaltig und zukunftsfähig, deshalb sind wir keine Tierquäler, keine Bodenvergifter und keine Giftspritzer.“

„Ängste um die Zukunft“

Die „Ängste um die Zukunft der Höfe und der Familien“ seien der berechtigte Grund für die Proteste, so die Präsidentin des Landfrauenverbandes Südbaden, Rosa Karcher. „Dass das Haushaltsloch ausgerechnet von denen gestopft werden soll, die uns täglich mit frischen Lebensmitteln versorgen, unsere herrliche Kulturlandschaft pflegen, die einen blühenden Tourismus erst möglich machen, stößt auf großes Unverständnis.“ Deshalb lehnten die Landfrauen die geplanten Streichungen strikt ab. „In einer ohnehin schon wirtschaftlich extrem angespannten Situation wird das Höfesterben durch dieses Streichkonzert der Bundesregierung massiv beschleunigt.“

Die Streichungen müssen nach Ansicht des Landtagsabgeordneten Volker Schebesta (CDU) zurückgenommen werden, auch in der Form des angedachten Kompromisses. Denn letztlich sei dies dann doch eine Abschaffung der Steuervergünstigung, nur zeitlich gestreckt. „Es ist richtig, dass sich die Landwirte wehren“, so Schebesta, der auch deutlich machte, dass sich schon seit längerer Zeit an den vielen nicht mehr bewirtschafteten Flächen der Strukturwandel sichtbar werde. Deshalb bestehe die Gefahr, dass es durch weitere Belastungen bei vielen Bauern an die Existenz gehe.

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