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Wahlkampf zu Fuß

Bürgermeisterwahl in Sasbach: Dijana Opitz stellt sich an der Haustür vor

Der Kampf ums Rathaus tritt in Sasbach in die heiße Phase ein. Dijana Opitz will Wähler im direkten Gespräch überzeugen und erkundet den Ort zu Fuß. Der Austausch fällt nicht immer leicht.

Dijana Opitz und Tobias Dinger stehen in einer Scheune.
Dijana Opitz tauscht sich mit Tobias Dinger aus. Der Sasbacher weiß noch nicht, wen er am 19. März wählen wird. Foto: Christoph Kölmel

Stimmen murmeln hinter den Fenstern des alten Fachwerkhauses. Dijana Opitz hört genau hin. „Da läuft der Fernseher, da ist jemand zu Hause“, sagt sie. „Ich gehe mal klingeln.“ Opitz steht vor der Tür und wartet. Erst zehn, dann 20 Sekunden. Gerade will sie gehen, als drinnen eine Treppe knarrt.

Die Klinke bewegt sich und ein Mann steht im Türrahmen, fragender Blick. Opitz stellt sich kurz vor, da hellt sich sein Gesicht auf: „So, wollen Sie ihr Glück mal probieren bei uns!“

Ich hatte viele eiskalte Tage.
Dijana Opitz, Bürgermeisterkandidatin

Bürgermeisterkandidatin Dijana Opitz ist seit über einem Monat auf Tour durch Sasbach. Dem Wetter trotzt sie an diesem Samstagvormittag in winddichter Jacke, grauem Pullover, Jeans und Laufschuhen. „Ich hatte viele eiskalte Tage“, sagt sie.

Aus ihrem Rucksack kramt sie eine Karte der Gemeinde hervor. Kurze blaue Linien schlängeln sich darauf durch alle Ortsteile. Nach jedem „Lauftag“ markiert Opitz, wie viel sie zu Fuß geschafft hat – insgesamt sind es bisher knapp zwölf Kilometer.

Manche Bürger in Sasbach sind aufgebracht

„Samstag ist der beste Tag, um mit den Menschen zu sprechen“, sagt Opitz. Fast jeder sei zu Hause und habe Zeit. Heute hat sie sich den Bereich rund um den „Kleiner Winkel“ und die Sasbachrieder Straße vorgenommen. Sie geht auf das nächste Haus zu. Eine Seniorin steht vorsichtig im Türrahmen.

Opitz erwähnt nur kurz ihre Kandidatur, da legt die Frau sofort los. „Wie die Leute da im Rathaus miteinander umgehen, das muss sich ändern“, kritisiert sie. „Und wie man mit den Leuten spricht, auch.“ Außerdem könne sie es nicht fassen, dass immer mehr zugebaut wird – auch freie Flächen im Ortskern. Ihre Stimme bebt: „Wir brauchen das doch.“ Sie deutet auf die wilde Naturwiese, die am Hang hinter ihrem Haus aufsteigt.

Egal wen sie wählen, bitte gehen Sie zur Wahl.
Dijana Opitz

Opitz will einhaken, doch da ist die Tür fast schon wieder zu. Die Seniorin wirkt frustriert. „Egal, wen Sie wählen, bitte gehen Sie zur Wahl“, ruft Opitz ihr noch zu. So etwas komme öfter vor, sagt sie hinterher. Persönlich nehme sie das aber nie. Ist das auf Dauer nicht anstrengend?

„Das macht mir total viel Freude, es fügt sich alles zu einem Bild“, sagt Opitz, wenn sie an die Besuche des vergangenen Monats denkt. Während der Gespräche schreibt sie mit, notiert Themen, die die Sasbacher ihr mitgeben. Sollte sie ins Rathaus gewählt werden, wolle sie einiges davon anpacken. Immer wieder sei sie einsamen Menschen begegnet, erzählt Opitz. Ihnen wolle sie als Bürgermeisterin besonders helfen.

Opitz geht auf die nächste Tür zu. Im Hof stehen zwei glänzende Unimogs, ein altes Ehepaar macht auf. „Schön, dass Sie hier auch vorbeikommen“, ruft die Frau und bittet Opitz an den Wohnzimmertisch. Das Ehepaar ist vorbereitet: Die Spaziergänge der Kandidatin sind Gesprächsthema im Ort.

Am Tisch geht es um Kindergartenplätze für die Enkel, Probleme der lokalen Fußballklubs und Unterschiede zwischen Sasbachern und Obersasbachern.

Opitz freut sich über Offenheit der Sasbacher

„Das habe ich hier oft erlebt“, sagt Opitz, als sie wieder auf der Straße steht. „Viele wollen den Austausch und sind sehr offen.“ Am nächsten Haus geht sie vorbei. Die Rollläden hängen schief im Rahmen, Unkraut wuchert im Hof. „Sieht nicht so aus, als ob hier jemand wohnt.“

Direkt am Sasbach liegt das Haus von Tobias Dinger. Als Opitz seinen Hof betritt, kommt er gerade aus der Scheune. „Ich hab Ihr Plakat gesehen. Nett, Sie mal kennenzulernen.“ Er zeigt ihr die Scheune, wo er mit einer eigenen Brennanlage Gin herstellt. Über die Wahl müsse er sich erst noch informieren. „Es kam schon mal einer vorbei, aber der hat sich nicht so Zeit genommen.“

Mit einer Bürgermeisterin Opitz wird es hier auch Frauennamen für Straßen geben.
Dijana Opitz

Von 11 bis 17 Uhr ist Opitz an einem ihrer „Lauftage“ unterwegs. „Sasbach lerne ich gerade noch viel intensiver kennen“, sagt sie. Unterwegs sei ihr aufgefallen, dass keine einzige Straße nach einer Frau benannt ist. „Mit einer Bürgermeisterin Opitz wird es hier auch Frauennamen für Straßen geben.“

Dann muss sie weiter: Vor dem Haus gegenüber biegt gerade ein Auto in einen Hof. Opitz winkt der Fahrerin – das nächste Gespräch wartet schon auf sie.

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