
Brombeerranken überwuchern einen alten Traktor. Ein betagter Bagger steht auf dem verwilderten Areal in Ottersweier-Haft. Er hat die besten Zeiten definitiv hinter sich, wie auch der graue Pritschenlaster der Marke DAF.
Laut Türaufschrift gehörte er einem „Specialiste de la Pierre“, also einem Steinmetzbetrieb oder einer Baufirma. Die Fans „vergessener Orte“ könnten Gefallen an diesem Grundstück finden.
Doch die „grüne Hölle“ mit Treckern, Laster, Anhängern und landwirtschaftlichem Gerät am Ortsrand von Haft erfreut nicht jeden. Eine tickende Umwelt-Zeitbombe? In der Nachbarschaft schütteln sie nur noch den Kopf.
Es ist längst zu einem Dauerbrenner in den Rathäusern in Ottersweier, Bühl und Sasbach geworden, ebenso bei den Verwaltungen von Landkreis Rastatt und Ortenaukreis.
Der Ottersweierer Bürgermeister Jürgen Pfetzer (CDU) findet deutliche Worte: „Es war höchste Zeit, dass dieser amtsbekannten Person endlich das Handwerk gelegt wird. Das ist ein Umweltfrevel par excellence, den die öffentliche Hand nicht dulden kann.“
Rostende Traktoren in Ottersweier: Kommunen, zwei Landkreise und Polizei involviert
Polizei, Staatsanwaltschaft und das Umweltamt des Landratsamts Rastatt wurden bereits initiativ, ebenso das Baurechtsamt der Bühler Stadtverwaltung. Es sei in der Tat ein Problem, so Corina Bergmaier, die Leiterin des Fachbereichs Wirtschafts- und Strukturförderung/Baurecht im Bühler Rathaus.
So seit Längerem versucht die Kommune, die mit Ottersweier eine vereinbarte Verwaltungsgemeinschaft pflegt, die Kuh vom Eis oder besser die Trecker vom Acker zu bekommen.
Die Behörden sind nicht untätig.Corina Bergmaier
Leiterin Baurecht Bühl
Doch der Eigentümer zeigte sich bislang eher unbeeindruckt, so die Erfahrung in den Verwaltungen. So mancher Passant fragte sich schon, warum nichts passiert. „Die Behörden sind nicht untätig“, betont Bergmaier. Die letzte Möglichkeit sei eine Ersatzvornahme, sprich eine Zwangsvollstreckung.
„Wir hoffen immer noch auf die Einsicht des Eigentümers“, sagt Bergmaier. Denn so eine Ersatzvornahme birgt Risiken, da kann der Staat schnell auf den Kosten sitzenbleiben. Es ist, wie erwähnt, ein kreisgrenzenüberschreitendes Thema, das viele Bürger wie Behörden im Ärger vereint.
Das weiß auch Sasbachs Bürgermeisterin. Dijana Opitz (CDU) verdeutlicht das Dilemma auf Anfrage der Redaktion: „Unsere Haupt- und Ordnungsverwaltung arbeitet gemeinsam mit dem Landratsamt Ortenaukreis sowie auch mit den benachbarten Behörden im Landkreis Rastatt, mit der Gemeinde Ottersweier und der Stadt Bühl eng zusammen, denn interkommunale Zusammenarbeit endet an keiner Gemarkungs- oder Kreisgrenze“, so Opitz.
Die Gemeinde Sasbach wurde bezüglich der geschilderten Problematik erstmals 2012 tätig, berichtet die Rathauschefin. „Bis zum heutigen Tag verzeichnete die Sasbacher Ordnungsverwaltung diesbezüglich mehr als 40 aktenkundige Vorgänge.
Diese umfassen mehrere Bußgeldverfahren, Verwaltungsverfahren und auch Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, bei denen wilde Ablagerungen, Umweltverschmutzungen und baurechtswidrige Verstöße auf privaten und teilweise auch auf öffentlichen Flächen der Ortschaft Obersasbach, überwiegend im Gebiet Winterbach, beanstandet wurden.“
Beanstandungsliste ist aus Sasbacher Sicht noch nicht abgearbeitet
Auch der Landkreis werde hier immer wieder aktiv und schreite gegen Lagerflächen für Müll und Altfahrzeuge ein. „Seither führen verschiedene Maßnahmen des Kreises und der Gemeinde Sasbach zur Verringerung der Verstöße, wenngleich bis heute eine vollständige Behebung der langen Beanstandungsliste noch nicht gelungen ist“, erläutert Opitz.
Im benachbarten Ottersweierer Ortsteil Haft erfährt der Reporter bei seiner Recherche weitere Hintergründe.

Der Besitzer, so wird erzählt, sehe in den vor sich hin rostenden Fahrzeugen und Maschinen Kapital, Ersatzteile. Der Redaktion versuchte, Kontakt mit dem Eigentümer aufzunehmen. Vergeblich. Treckerfahrer dürfen das? Nein, sagt das Landratsamt Ortenaukreis.
Die Behörde ist wegen „baurechtlicher Verstöße“ aktiv. Das Gelände werde nicht für die baurechtlich genehmigten Zwecke genutzt, teilt die Kreisverwaltung auf Anfrage der Redaktion mit.
Mehr könne man angesichts des noch laufenden Verfahrens nicht sagen, bestätigt aber die Existenz eines mit Fahrzeugen voll gestellten Geländes in Obersasbach.

„Darüber hinaus läuft derzeit beim Ordnungsamt des Ortenaukreises ein Widerspruchsverfahren gegen die genannte Person, da diese auf Gelände der Gemeinde und im öffentlichen Verkehrsraum ebenfalls schrottreife Fahrzeuge abgestellt hat, woraufhin sie die Anordnung bekam, diese zu entfernen“, so das Landratsamt.