Manche sprechen von einer „Hetzjagd“, andere von einer „Diskriminierung“. Sonja Schuchter lässt sich von solchen Vorwürfen nicht aus der Ruhe bringen: Die Sasbachwaldener Bürgermeisterin kämpft im Interesse der Anwohner unbeirrt für eine Eindämmung des Motorradlärms.
Ihr Engagement machte sie nicht erst seit der umstrittenen Bundesratsinitiative „zur wirksamen Minderung und Kontrolle von Motorradlärm“ weit über die Grenzen der Ortenau bekannt: Die Online-Ausgaben von „Zeit“ und „Spiegel“ suchten das Gespräch mit ihr als Vorsitzende der „Initiative Motorradlärm“, ebenso Radio- Fernsehteams verschiedener Sender.
Erst am Sonntag drehte der SWR in Sasbachwalden einen Beitrag über die Erfahrungen der Anwohner mit unnötig lauten Motorrädern.
Mit 101 Dezibel durch den Messstrahl – so viel wie ein Presslufthammer
Sichtbarer Erfolg der Bemühungen der Bürgermeisterin ist das Lärmdisplay oberhalb der Straubenhöfmühle. Die Auswertung zeigt das Problem schwarz auf weiß: Am Wochenende und bei schönem Wetter ist rund ein Viertel der Biker zu laut unterwegs.
Am Himmelfahrtstag beispielsweise passierten 421 Motorräder die Messstelle, davon waren 99 mit mehr als 85 Dezibel unterwegs. Der Spitzenreiter brachte es auf 101 Dezibel – so viel wie ein Presslufthammer.
„Dabei geht es auch viel leiser“, sagt Sonja Schuchter. „Es gibt Motorräder, die sind hier mit 57 oder 58 Dezibel unterwegs.“ Das entspricht einem normalen Gespräch in Zimmerlautstärke. Sonja Schuchter schließt daraus: „Leises Motorradfahren ist möglich.“
Das ist auch das Ziel der bundesweiten Initiative „Silent Rider“, die unter dem Motto „Bock auf leise“ im Interesse der Anwohner an beliebten Motorradstrecken ein Zeichen setzen will. Ein Zeichen gegen „unerträglichen Lärm“ , den frisierte oder zu schnelle Motorräder verursachen.
Wer leise fährt, ist überall willkommen.Sonja Schuchter, Bürgermeisterin von Sasbachwalden
Damit liegt die Initiative ganz auf der Linie von Sonja Schuchter und der 118 Kommunen, die sich im Land-Baden-Württemberg den Kampf gegen illegal laute Motorräder auf die Fahnen geschrieben haben. „Silent Rider richtet sich nicht gegen Motorradfahrer allgemein“, sagt Sonja Schuchter, „wer leise fährt, ist überall willkommen.“
Persönlich ist die CDU-Bürgermeisterin, die zusammen mit dem Offenburger Landtagsabgeordneten und Lärmschutzbeauftragten Thomas Marwein eine ganz besondere schwarz-grüne Koalition bildet, gegen Verbote: „Schon aus Prinzip“. Es gehe darum, „die Motorradfahrer zu sensibilisieren“.
Fahrverbote seien auch nicht Ziel der Bundesratsinitiative, betont sie und verweist darauf, dass das Wochenend-Fahrverbot auf der Kreisstraße zwischen Rheinbischofsheim und Wagshurst („Motodrom“) nicht wegen des Lärmschutzes verhängt wurde, sondern wegen der Unfallhäufigkeit auf dieser Straße.
Positive Reaktionen auch bei Motorradfahrern
Dass Sonja Schuchters Initiative auch bei den Motorradfahrern selbst auf positiven Widerhall stößt, zeigen zahlreiche Reaktionen. So zum Beispiel die der Motorradfreunde „Lila“. Deren Name „Leise im Lautertal“ ist für sie Programm.
Dort, auf der Schwäbischen Alb, wurden Verkehrsregeln eingeführt, die nur für Motorradfahrer gelten. „Damit sind wir in keiner Weise einverstanden,“ sagt Lila-Sprecher Fritz-Ulrich Herter.
Der passionierte Motorradfahrer hat um Aufnahme in Schuchters „Initiative Motorradlärm“ gebeten. Herter meint: „Wer vorsätzlich Lärm erzeugt, muss mit höheren Bußgeldern bestraft werden“. Und er regt an, Klappenauspuffanlagen, die er für „technisch vollkommen unsinnig“ hält, sowohl bei Motorrädern als auch bei Autos zu verbieten – „unverzüglich“.
Herter: „Denn schon der Knopfdruck zum Öffnen der Klappe ist die vorsätzliche Erzeugung von Lärm.“ Eine Auffassung, die bei den vom Lärm geplanten Anwohnern in Sasbachwalden auf ungeteilte Zustimmung stoßen dürfte.