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60. Jubiläum 2024

Warum im Schwarzwälder Freilichtmuseum in Gutach Aufbruchstimmung herrscht

Beim Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof erfolgt eine enorm wichtige Weichenstellung für die Zukunft. Groß gefeiert wird dann 2024.

Ortenauhaus
Das Ortenauhaus im Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof wird am 2. Juli der Öffentlichkeit übergeben und steht für den Themenkomplex Weinbau. Archivfoto: Foto: Ulrich Coenen

Im Jahr 2024 feiert das Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof seinen 60. Geburtstag. Gedanken an den Ruhestand? Keine Spur! Das 1964 eröffnete Museum ist vitaler denn je, hat im Ortenauhaus einen hochinteressanten Zugang aus Durbach erhalten und darf sich erneut über das Qualitätssiegel „Familien-Ferien in Baden-Württemberg“ freuen. Es herrscht Aufbruchstimmung.

Das wurde in der jüngsten Sitzung des Kultur- und Bildungsausschusses des Ortenaukreises deutlich. Nach dem durch die Corona-Pandemie bedingten Stillstand, nach acht Monaten ohne Gäste lief es für das besucherstärkste der sieben baden-württembergischen Freilichtmuseen „besser als erwartet“, so Margit Langer in ihrer Bilanz. Laut Geschäftsführerin besuchten im Jahr 2022 gut 181.500 Menschen die Einrichtung, das seien 50 Prozent mehr als 2020.

Die Rheinkreuzfahrer kommen wieder ins Freilichtmuseum

Mit diesem Wert erreicht das Freilichtmuseum 86 Prozent der Besucherfrequenz von 2019, des letzten Jahres vor der Pandemie. Darunter finden sich wieder immer mehr Gäste aus dem Ausland. Vor allem US-Amerikaner und Kanadier von den Rhein-Kreuzfahrtschiffen kommen nach Gutach. Einen Rekord gab beim Weihnachtsmarkt mit 17.000 Gästen an den drei Veranstaltungstagen. 

Thomas Hafen, der wissenschaftliche Leiter der Einrichtung, war bei seinem Vortrag über das vergangene und das künftige Programm sowie konzeptuelle Neuerungen und Ergänzungen mit Blick auf die Zukunft die Erleichterung anzumerken, dass es endlich wieder normal läuft. Der Höhepunkt des Museumsjahrs 2023 ist ganz klar die Eröffnung des Ortenauhauses am 2. Juli, 11 Uhr, mit Politprominenz und sechs Weinhoheiten. Geschäftsführerin Langer sprach von einem „Meilenstein in der Weiterentwicklung des Freilichtmuseums“. 

Es hätte uns schlimmer treffen können.
Ulrike Karl, Landratsamt Ortenaukreis

Das historische Rebhaus mit Baujahr 1775 stand in Durbach. Fachleute bauten es an seinem bisherigen Standort ab. Darauf folgte eine umfangreiche Restaurierung in einer Halle der Jako Baudenkmalpflege (Rot an der Rot/Landkreis Biberach). In Einzelteilen kam das wichtige Zeugnis des Weinbaus in der Ortenau schließlich nach Gutach und wurde dort wieder zusammengebaut. Und weil es ja nun mal ein Rebhaus ist, möchte das Museum mit ihm ein neues, für die Ortenau elementares Themenspektrum eröffnen: den Weinbau. Folgerichtig erhält das historische Gebäude noch ein modernes Geschwisterchen.

Projekt Ortenauhaus kostete 2,6 Millionen Euro

Den alten Vorbildern nachempfundene Schuppen beherbergt eine Weinstube. Dort gibt es Vesper und eine Auswahl an Rebensäften aus dem Anbaugebiet Ortenau. Für die Museumsmacher stellt das eine „unglaubliche Attraktivitätssteigerung“ dar. Fast 2,6 Millionen Euro kostete das Projekt. Das Land bezahlt mit 1,21 Millionen Euro knapp die Hälfte. Die übrigen 1,35 Millionen tragen der Eigenbetrieb Freilichtmuseum und der Ortenaukreis.

Doch Haus-Translozierungen und andere bauliche Projekte sind das ein. Der kreative und pädagogische Inhalt sind die weitere, wesentliche Komponente. Hier gilt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Aus diesem Grund denkt das gesamte Museumsteam in Gutach stets darüber nach, wie sich das Programm mit Führungen, Mitmachangeboten, den Demonstrationen alter Handwerkskunst und mehr erweitern, verbessern und in seiner Attraktivität steigern lässt. 

Nur eine Zahl am Rande, die als Beleg für die Anziehungskraft des Museums steht: Mehr als 1.300 museumspädagogische Führungen und Gruppenprogramme standen 2022 auf dem Plan. Mehr als doppelt so viele, wie noch im Corona-Jahr 2021. 

Museumsmacher setzen auf Bewährtes wie Neues

Das Jahresleitmotiv hieß „Gute Reise“. Das zog sich als roter Faden durch den facettenreichen Veranstaltungskanon, der natürlich auf beliebte Formate wie Schlachtfest, Trachtentag oder das Treffen der Oldtimer-Traktoren nicht verzichtete. Bewährtes und Neues: Zu letzterem zählt das Radio Vogtsbauernhof. 

Es sind akustische Installationen mit selbst produzierten Radiosendungen. In den Stuben des Hermann-Schilli-Hauses erklingen die 1980er Jahre, im Effringer Schlössle ertönen die Siebziger in Wort und Musik, und im Ortenauhaus sollen es die 1960er Jahre sein. In diesem Zustand hielt sich das Anwesen bis zum Tod der letzten Bewohnerin. 

Das digitale Marketing spielt natürlich eine immer wichtigere Rolle. Die Translozierung des Ortenauhaues ließ sich auf einem eigenen Kanal namens #Ortenauhaus verfolgen. Mit dem aufwendig gemachten Animation-Film „Menne“ suchte das Museum im Jahr 2002 sogar den Weg in die Kinowerbung. 

Öffnungszeiten des Museums sollen an Hitzesommer angepasst werden

Es lief gut, jetzt soll das Werk in französischer Synchronisation in elsässischen Filmtheatern werben. Vielleicht lockt das noch mehr Familien, denn die lieben den „Vogtsbauernhof“ heiß und innig. Das Freilichtmuseum wurde gerade wieder als besonders familienfreundlich klassifiziert. 

Angesichts dieser Leistungen lobten die Sprecher der im Ausschuss vertretenen Fraktionen unisono die Arbeit der Museumsmacher. Verkraftbar erscheint in diesem Zusammenhang der Verlust von gut 123.000 Euro im Wirtschaftsjahr. Ulrike Karl, Leiterin des Dezernats für Zentrale Steuerung, verwies auf die Corona-Zeit und meinte: „Es hätte uns schlimmer treffen können.“ 

Das Minus war mit 200.000 Euro prognostiziert. Es konnte aber durch einen nicht kalkulierten Besucherzuwachs von rund 18.000 Gästen abgemildert werden. Einstimmig gab der Ausschuss den Segen für das Jahresergebnis.

Kommendes Jahr nun wird groß gefeiert, so am 29./30. Juni mit dem Ortenauer Bürgerfest. Margit Langer ist zuversichtlich, bei den Besuchern die Ergebnisse der Jahre vor der Pandemie zu erreichen. Langweilig wird es den Museumsleuten nicht, zumal auch der Klimawandel an Gutach nicht spurlos vorübergeht. 

Die Bewässerung des Museumsgrüns ist dabei nur eine drängende Frage. Die Geschäftsführerin berichtete, im Wirtschaftsplan 2023/24 sei die Position Bewässerungsmanagement enthalten. Es sei eine Zisterne geplant und auch bei den Öffnungszeiten sollen den immer extremeren Hitzesommern Rechnung getragen werden.

Internet

www.vogtsbauernhof.de

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