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Keine Einigung mit Gemeinde

Nach Streit um Umzug: Fußballverein Rot-Weiß Elchesheim stellt den Spielbetrieb ein

Der Fußballverein Rot-Weiß Elchesheim gibt den Spielbetrieb auf. Bei dem geplanten Umzug konnte sich der Verein in einem Punkt mit der Gemeinde Elchesheim-Illingen nicht einigen.

Der FV Rot-Weiß gibt den Spielbetrieb auf. Das Clubhaus an der Waldstraße will er anderweitig nutzen. Foto: Helmut Heck/Archiv
Das Clubhaus an der Waldstraße will der Rot-Weiß Elchesheim künftig anderweitig nutzen. Foto: Helmut Heck/Archiv

Paukenschlag am Dienstag in Elchesheim-Illingen: Der Fußballverein Rot-Weiß Elchesheim (RWE) informiert in einer Pressemitteilung darüber, dass er den Spielbetrieb einstellt und für die kommende Saison keine Seniorenmannschaft für die Landesliga melden wird. Hintergrund ist offenbar, dass es mit Näherrücken des Umzugstermins des Fußballvereins nach Illingen Ende Juni, der in einem gerichtlichen Vergleich 2021 vereinbart wurde, keine Einigung bezüglich der sanitären Anlagen gibt.

In Illingen stehen zwar zwei neue Plätze zur Verfügung, die die Gemeinde für rund 770.000 Euro hat herrichten lassen. Aber: „Ohne angemessene Umkleiden und Duschen lässt der Südbadische Fußballverband (SBFV) diese Anlage nicht für den Punktspielbetrieb zu. So steht es in Paragraf 44, Absatz 5, der Spielordnung“, schreibt der Verein.

Lösung für Jugendmannschaften steht noch aus

Die RWE-Jugendteams, die in Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen aktiv sind, könnten in umliegenden Gemeinden weiter Fußball spielen, schreibt der RWE weiter. Für die eigenständigen G-, F- und E-Jugendmannschaften werde hingegen noch nach einer Lösung gesucht. „Hierbei hofft der Verein auf gerichtliche Hilfe“, wird in der Mitteilung auf die noch anhängige Klage beim Amtsgericht Rastatt angespielt.

Deren Ziel sei es, den Vollzug der Platzsperrung in Elchesheim auszusetzen, „damit die G-, F- und E-Jugend weiter an der Waldstraße trainieren und spielen können, bis eine langfristige Lösung gefunden wird“, so RWE.

Verein verkauft Clubhaus nicht an Gemeinde

„Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen, und es schmerzt uns, dass der Sportstättenstreit mit der Gemeinde nun solch ein trauriges Ende findet“, erklärt RWE-Vorsitzender Dieter Link. Zugleich kündigt er an, dass der RWE sein Clubhaus in Elchesheim nun nicht an die Gemeinde verkaufen werde.

Der Verein denke über neue Angebote in anderen Sportarten nach. „Daran arbeiten wir jetzt – und dafür brauchen wir unser Clubhaus“, betont Link.

Die Gemeinde will auf dem vom Verein gepachteten Gelände an der Waldstraße ein Neubaugebiet realisieren und hat dem RWE deshalb das Nutzungsrecht für den Sportplatz gekündigt. Seit 2018 gibt es darüber einen Konflikt, der auch den Petitionsausschuss des Landtags und Gerichte beschäftigt hat.

Lange herrschte Funkstille zwischen Verein und Gemeinde

Ab dem 1. Juli 2023 müssen die RWE-Fußballer in Illingen kicken. So sieht es ein Vergleich zwischen RWE und Gemeinde vor, der im September 2021 vor dem Landgericht Baden-Baden geschlossen wurde. Die Clubhausfrage war darin kein Thema.

Seither herrschte zwischen Verein und Gemeinde weitgehend Funkstille. Mehrfach war vonseiten der Gemeinde thematisiert worden, dass der Verein nicht an den Planungen für Illingen mitwirke.

Erst im Frühjahr dieses Jahres kam wieder Bewegung in die Sache. Die Gemeinde wollte dem RWE sein Clubhaus mit dazugehörigem Grundstück an der Waldstraße für 277.000 Euro abkaufen – der Wert entsprach einem Verkehrswertgutachten des Gutachterausschusses, das der Verein beauftragt hatte und dessen Wertermittlung er dann aber anzweifelte. Das Geld wollte der Verein in ein neues Clubhaus in Illingen investieren.

Verein hält Clubhaus in Illingen für nicht nutzbar

Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im April wurde dem mehrheitlich zugestimmt – unter Bedingungen. Gespräche darüber gab es mit der Gemeinde in der Folge offenbar nicht, obwohl die Zeit bis zum Umzugstermin schon knapp war. Mitte Mai reichte der Verein dann die Klage auf Umzugsaufschub ein.

Keine Lösung sei eine kurzfristige Herrichtung des seit Jahren ungenutzten Clubhauses in Illingen, teilt der RWE weiter mit und bezieht sich auf einen Besichtigungstermin am Freitag mit Bürgermeister-Stellvertreter Otto Heck und dem Vorsitzenden des Fußballbezirks Baden-Baden Vito Voncina.

Die Spieler der ersten Mannschaft haben bis zuletzt gehofft, dass es nach dem Abstieg aus der Verbandsliga in der Landesliga weitergeht.
Raimund Schmalbach, sportlicher Leiter

„Schimmel an den Wänden und Wasser im Keller sind nur zwei sichtbare Zeichen des fortschreitenden Verfalls. Hinzu kommt: Die Gemeinde ließ die Heizung ausbauen, sodass es kein warmes Wasser gibt“, so der RWE. Eine Containerlösung sei wirtschaftlich nicht darstellbar.

Sportlicher Leiter zeigt sich enttäuscht

Und: Es stehe in den Sternen, ob und wann RWE in Illingen ein neues Clubhaus bauen dürfe, denn es gibt noch keinen rechtskräftigen Bebauungsplan für das Areal, auf dem auch ein Festplatz für die Vereine entstehen soll.

„Die Spieler der ersten Mannschaft haben die Entwicklungen in den vergangenen Monaten mit Sorge verfolgt, aber bis zuletzt gehofft, dass es nach dem Abstieg aus der Verbandsliga in der Landesliga weitergeht“, wird der sportliche Leiter Raimund Schmalbach in der Pressemitteilung zitiert. „Es war uns auch gelungen, einen neuen Trainer und mehrere Neuzugänge zu verpflichten. Umso größer ist nun die Enttäuschung über die Einstellung des Spielbetriebs.“

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