Wer mit Lego allein bunte Plastikbausteine verbindet, ist auf dem Holzweg. „Da hat sich einiges getan“, klärt Matthias Lott auf. Längst gibt es auch Lego-Teile mit Mikroprozessoren, Tastern oder Ultraschall- und Lichtsensoren sowie steuerbaren Motoren. Die Zeit ist schließlich auch beim Spielzeughersteller nicht stehen geblieben.
Workshop im Lerntreff der Rastatter Stadtbibliothek
Lott weiß, wovon er spricht. In seinem Job als IT-Administrator bei der Stadtverwaltung ist er für Laptops und andere Geräte von Schülerinnen und Schülern an den Rastatter Schulen verantwortlich. Wenn es an den Geräten etwas zu reparieren gibt, landen sie auf dem Tisch bei Lott.
In seiner Freizeit teilt er seine Technikleidenschaft auch mit Kindern. Zum Beispiel bei einem Workshop im Lerntreff der Rastatter Stadtbibliothek. Zehn Jungs und zwei Mädchen bauen und programmieren einen Lego-Roboter – mit großer Begeisterung.
„Ich bin froh, dass wir noch einen Platz gekriegt haben“, sagt eine Mutter, die ihren achtjährigen Sohn im Lerntreff an Lott übergibt. Diesen Raum können ansonsten auch Kinder und Jugendliche nutzen. Um etwa in Ruhe zu lernen und Gruppenarbeiten oder Präsentationen für die Schule vorzubereiten.
„Wir nutzen ihn auch für Veranstaltungen“, sagt Medienpädagogin Mareike Speidel von der Bibliothek. An diesem Samstagmorgen ist der Lerntreff für Matthias Lott und seinen Maker-Club reserviert.
Technikleidenschaft vom Vater geerbt
Zum Maker ist Lott dank seines Vaters geworden. Mit dem Elektriker hat der Sohn viel im heimischen Werkstatt-Keller gebastelt. Zudem hat er sich in seiner Freizeit zum Jugend- und Technik-Coach weitergebildet.
Inzwischen hat der 47-jährige IT-Experte auch seine zwei Töchter für Technik begeistert. Die Jüngste, die 14-jährige Enrica, assistiert ihm beim Club der Schöpfer und Macher. „Ich finde es unheimlich interessant, was man damit alles machen kann“, sagt Enrica zu den Möglichkeiten mit dem Lego Spike Set.
Es ist wichtig, dass man für die Kids den Notendruck wegnimmt.Matthias Lott
Leiter Maker-Club
Auf die Frage von Lott, ob sich die Kids mit Lego auskennen, signalisieren alle in der Runde Zustimmung. Die kleinen Macher kommen nicht nur aus Rastatt. Teilnehmer sind von Mama oder Papa auch aus Malsch, Durmersheim, Iffezheim und Ötigheim in die Stadtbibliothek gebracht worden.
„Es ist wichtig, dass man den Notendruck wegnimmt und die Lust an Technik auf freiwilliger Basis weckt“, sagt Lott zu seinen Beweggründen für das Angebot.
Es ist auch ein Beitrag, um Interesse an den sogenannten MINT-Fächern zu wecken. Hinter den vier Anfangsbuchstaben stehen die Begriffe Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.
Roboter wird über App gesteuert
Jeweils zwei Kids arbeiten mit einem Lego-Koffer. Dahinter verbirgt sich kein billiges Teil. Ein solches Set mit dem Baukastensystem kostet immerhin fast 500 Euro. Gesteuert wird der Roboter über eine entsprechende App auf einem iPad. Auf dem Tabletcomputer können Bausteine ausgewählt und Parameter verändert werden.
Die Kids im Alter von acht bis zwölf Jahren müssen nicht intensiv angeleitet werden. Sie arbeiten überwiegend selbstständig mit ihrem Baukasten und der zur Verfügung stehenden Anleitung. „Es ist schön, zu sehen, wie die Kids ins Doing kommen“, freut sich Lott über die Begeisterung des Nachwuchses.
Wenn der schon frühzeitig für Technik begeistert wird, hat das auch für die Gesellschaft einen Vorteil, findet der IT-Mann. Vielleicht werden aus den Kids Fachkräfte von morgen. Damit könne dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.
Schon beim Zusammenbauen des Hüpfers erfahren die Jungen und Mädchen auch etwas über Bionik. „In der Bionik schauen wir uns in der Natur Dinge ab“, erklärt Lott. Im Wort Bionik stecken tatsächlich Biologie und Technik. Der Begriff steht für die Übertragung von Phänomen der Natur auf die Technik.
Kinder müssen den Hüpfer optimieren
Aufgabe der Kids ist es zunächst, ihren Lego-Roboter so einzustellen, dass der Hüpfer in programmierten zehn Schritten möglichst am weitesten von allen kommt. Danach soll der Hüpfer mit seinen Greifarmen weiter optimiert werden.
Ausprobieren und neue Idee umsetzen ist dabei gefragt. „Das ist die experimentelle Schiene“, sagt Lott zu diesen Erfahrungen im Workshop. Den Kleinen macht es riesigen Spaß. Dabei vergeht Zeit für alle Teilnehmer wie im Flug. Besser kann es in einem Workshop eigentlich nicht laufen!
Weitere Angebote
Mit ScratchJR können Kinder zwischen 8 und 12 Jahren mit Matthias Lott am Freitag, 19. April, 15 Uhr, in der Stadtbibliothek Spiele programmieren. Anmeldung in der Bibliothek. Eine offene Werkstatt bietet der IT-Experte zudem am Donnerstag von 16.30 bis 18.30 Uhr im Jugendtreff Rastatt an.