Skip to main content

Pläne werden überprüft

Radschnellweg zwischen Rastatt und Karlsruhe: Verkehrsminister macht Radfahrern Hoffnung

Zwischen Rastatt und Karlsruhe soll ein Radschnellweg entstehen. Die schnellste Trasse würde ohne Kreuzungen entlang der Bahn-Neubaustrecke parallel zur B36 führen. Doch in einer Untersuchung schneidet eine Route besser ab. Verkehrsminister Winfried Hermann will das noch einmal prüfen lassen.

Weg, Brücke, Schienen
Kreuzungsfrei: Die Baustraße entlang der Bahn-Neubaustrecke verläuft kerzengerade und ist knapp zehn Kilometer lang. Der ADFC betrachtet diese Trasse als ideal für den Radschnellweg zwischen Karlsruhe und Rastatt. Foto: Hans-Jürgen Collet

Klaus-Peter Lang und die acht weiteren Mitglieder der Radsportgruppe des Ski-Clubs Durmersheim sind sich einig: Ein Radschnellweg, der durch Ortschaften führt und der alle paar hundert Meter eine Kreuzung hat, wäre ein Treppenwitz.

Die sechs Männer und drei Frauen sitzen im Biergarten des Schnick-Schnack in Niederbühl und warten auf Winfried Hermann (Grüne). Der Verkehrsminister will sich den Fragen der Besucher zu dem Großprojekt stellen. Am Ende wird er ein einhelliges Meinungsbild bekommen, das ihm eine Zusage abringt.

Die rund 15 Kilometer lange Strecke von Durmersheim nach Niederbühl ist Langs Gruppe natürlich geradelt. „14,8 Kilometer waren es genau“, sagt Lang mit Blick auf sein Smartphone. Dafür mussten sie parallel zur B36 einmal quer durch die Kommunen. Ihre Hoffnung: Der Radschnellweg namens RS13, den das Land zwischen Rastatt und Karlsruhe bauen will, könnte das ändern. Doch die aktuellen Pläne sehen anders aus.

Zehn Kilometer wie mit dem Lineal gezogen

Moritz Dekorsy fasst das Dilemma für die rund 60 Besucher kurz zusammen. Er ist Radschnellwegbeauftragter des ADFC Karlsruhe. Der Fahrradclub plädiert dafür, den Radschnellweg entlang der Bahn-Neubaustrecke parallel zur Bundesstraße 36 zu führen. Auf einer Karte sieht es aus, als wäre der Weg mit einem Lineal gezogen. Zehn Kilometer führt er geradeaus. Keine Kreuzung bremst die Radfahrer aus.

Ein weiterer Vorteil: Dort gibt es bereits eine Baustraße der Deutschen Bahn. „Diese stünde zur Verfügung“, berichtet Dekorsy aus Gesprächen mit einem Bahn-Verantwortlichen.

Ein Biergarten.
Große Resonanz: Rund 60 Besucher diskutieren im Biergarten des Schnick-Schnack in Niederbühl mit Verkehrsminister Winfried Hermann. Foto: Holger Siebnich

Doch es gibt ein Problem. Damit umfangreiche Fördergelder von Land und Bund für das Projekt fließen, sollen täglich mindestens 2.000 Radfahrer den künftigen Schnellweg nutzen. Eine Verkehrsanalyse im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Trasse entlang der Bahn dieses Potenzial nicht hat.

Jetzt den Newsletter für Mittelbaden und die Ortenau abonnieren

Wie geht es weiter mit den heruntergekommenen Hotels an der Schwarzwaldhochstraße? Wie sieht die Zukunft aus für die Mitarbeiter von Daimler und Schaeffler? Und was wird aus dem Traditionslokal in meinem Ort?

Die wichtigsten Infos für Mittelbaden und die Ortenau und exklusive Hintergrundberichte: Das liefert der kostenlose BNN-Newsletter jeden Abend direkt in Ihr Postfach. Jetzt anmelden.

Einfach gesagt: Der Weg läge zu weit abseits, so dass ein Teil der Radfahrer ihn nicht nutzen würde. Dekorsy macht den Anwesenden klar: „Damit ist diese Strecke eigentlich raus.“

In der Verkehrsanalyse schneiden Varianten besser ab, die teilweise mitten durch die Orte führen. Das genaue Gegenteil des ADFC-Wunsches ist eine Trasse, die durch Ötigheim, Bietigheim und Durmersheim geht. Alle 400 Meter wäre dort eine Kreuzung – in Summe 53 Stück.

Ein Radschnellweg muss ein schneller Weg sein.
Winfried Hermann, Verkehrsminister

Verkehrsminister Hermann skizziert, dass es dieses Spannungsfeld häufig gebe. 20 Radschnellwege will das Land bis 2030 bauen.

An vielen Orten bestehe die Herausforderung, geeignete Strecken zu finden, die nicht zu weit ab vom Schuss seien. In die Diskussion über die konkrete Trassenführung zwischen Rastatt und Karlsruhe wolle er sich gar nicht einmischen.

Hermann sagt aber auch: „Ein Radschnellweg muss ein schneller Weg sein.“ Wenn alle paar hundert Meter eine Kreuzung auftauche, „kann man es vergessen“. Ein direkter Weg durch Kommunen sei im Grunde ausgeschlossen.

Radverkehr zwischen Autos: Auch in der Rosenstraße in Durmersheim wären Radfahrer gezwungen den Radschnellweg mit Autos zu teilen.
Radverkehr zwischen Autos: Auch in der Rosenstraße in Durmersheim wären Radfahrer gezwungen den Radschnellweg mit Autos zu teilen. Dazu kommen Einmündungen die Ausbremsen. Foto: Hans-Jürgen Collet

Was ihm die Besucher über den aktuellen Planungsstand des RS13 erzählen, scheint ihn nachdenklich zu stimmen. Dekorsy weist darauf hin, dass die Strecke entlang der Bahn von den Ortschaften nur wenige hundert Meter entfernt liegt: „Das schafft man mit dem E-Bike in einer Minute.“

Winfried Heck vom Grünen-Ortsverband Südhardt bezweifelt wie mehrere andere Besucher die Grundlagen der Verkehrsanalyse. „Die Zahlen sind schon jetzt veraltet“, sagt er und argumentiert, dass aktuell mehrere Neubaugebiete entlang der Strecke entstünden. Außerdem habe Corona für einen ungeahnten Radfahr-Boom gesorgt.

Wir brauchen Wege, auf die die Leute Bock haben.
Thomas Richers, Radfahrer

Thomas Richers aus Rastatt sagt: „Wir brauchen Wege, auf die die Leute Bock haben.“ Ein Radschnellweg sei auch ein Kulturwandel, wie es ihn in anderen Ländern schon gebe, zum Beispiel in den Niederlanden.

Er selbst mache öfter Urlaub in Holland, „nur weil die so geile Radwege haben“. Wenn das gegeben sei, würden Nutzer-Prognosen übererfüllt. Auch Jürgen Kniehl von der Durmersheimer Radsportgruppe sagt: „Der Appetit kommt beim Essen.“

Angesichts des einhelligen Meinungsbilds sagt Hermann schließlich zu, die Dinge nochmal zu prüfen: „Die Veranstaltung bringt mich dazu, nochmal draufzuschauen, was das Regierungspräsidium macht.“

Diese Aussage gibt Klaus-Peter Lang und seinen Radel-Freunden Hoffnung: „Das hat sich so angehört, als würde er dem RP nochmal auf die Finger schauen.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang