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Frisches aus der Region steht hoch im Kurs

Rastatter Wochenmarkt erlebt in Corona-Krise einen Boom

Seit der Corona-Krise ist der Rastatter Wochenmarkt bei den Einwohnern so beliebt wie nie. Sie wissen die Möglichkeit zu schätzen, unter freiem Himmel einkaufen zu können. Saisonales und Regionales steht bei den Besuchern hoch im Kurs.

Markthändlerin Sandra Velten und ein Mitarbeiter bei ihrem Obst- und Gemüsestand auf dem Rastatter Wochenmarkt.
Markthändlerin Sandra Velten geht mit deutlich mehr Personal an der Start: Und sie hat festgestellt, dass die Leute sehr an gesunder Ernährung interessiert sind und wissen wollen, woher die Produkte stammen.  Foto: Ralf Joachim Kraft

„Ich komme gut und gerne zweimal pro Woche hierher, weil ich schon die Atmosphäre gigantisch finde, saisonale und frische Produkte aus der Region bekomme. Natürlich gehe ich auch in den Supermarkt, halte mich dort aber nicht länger als unbedingt nötig auf.

Hier auf dem Markt muss man wenigstens keinen Mundschutz tragen“, sagt Betina Kalkbrenner und begibt sich schnellen Schrittes an den nächsten Stand. Auch Claudia Visentin genießt seit vielen Jahren das „schöne Ambiente“ und lässt sich diese „Einleitung des Wochenendes“ eigentlich nie entgehen, wie sie sagt.

Es ist 9 Uhr am Samstagmorgen. Der Rastatter Wochenmarkt ist bestens besucht. Menschen mit Körben, Tüten und Taschen kommen aus allen Himmelsrichtungen herbei geströmt, um Salat, Gemüse, Obst, Käse, Wurst, Brot oder Blumen einzukaufen.

Maske ist nur empfohlen

Die Abstandsregeln halten sie weitgehend ein. Die Leute sind teils mit, teils ohne Mund- und Nasenschutz unterwegs, da dieser hier nicht vorgeschrieben ist, sondern nur empfohlen wird, wie die städtische Pressesprecherin Heike Dießelberg auf Anfrage berichtet.

Es sind vor allem ältere Menschen, die sich damit schützen. Der Platz ist groß, die Menschen verteilen sich, vereinzelt herrscht vor den Ständen Gedränge.

Kein Sicherheitsdienst mehr im Einsatz

Der Sicherheitsdienst, der anfangs zu viert, später zu zweit auf dem Wochenmarkt unterwegs war, ist laut Dießelberg schon seit 1. Juli nicht mehr im Einsatz. Er wurde ab Juni „sukzessive abgebaut“. Man sei zu der Auffassung gelangt, dass er nicht mehr nötig ist, heißt es aus dem Rathaus. Den Menschen seien die Regeln mittlerweile bekannt. Man wolle mehr auf deren Eigenverantwortlichkeit setzen.

Sich selbst am Marktstand zu bedienen, bleibt in Corona-Zeiten freilich auch weiterhin verboten, aber das stelle mittlerweile für die meisten Kunden kein Problem mehr dar, erklären die Marktverkäufer, die zum Abkassieren weiße Gummihandschuhe tragen.

„Anfangs war das Verbot der Selbstbedienung schon ein Problem für die Kunden, aber jetzt wissen sie, dass es einfach hygienischer und damit sicherer ist, wenn nicht jeder alles anfasst“, meint Sandra Velten, Inhaberin von Sandra’s Obst- und Gemüsestand.

Gemüseauslage mit Schild „Bitte keine Selbstbedienung”.
Noch immer muss darauf hingewiesen werden: Die Selbstbedienung am Marktstand bleibt in Corona-Zeiten weiterhin verboten. Inzwischen haben die meisten Kunden das Verbot akzeptiert. Foto: Ralf Joachim Kraft

Äpfel, Steinobst, Sellerie, Rettich und Radieschen, Kartoffeln, Tomaten, Zucchini, Gurken und Paprika stehen bei ihr gerade hoch im Kurs und gehen weg wie die warmen Semmeln, die es nebenan beim Stand des mobilen Bäckers gibt.

Der Umsatz ist drastisch gestiegen. Aber dafür habe ich auch das Doppelte an Personal im Einsatz.
Sandra Velten, Markthändlerin

Im BNN-Gespräch berichtet die Händlerin, dass wegen des Corona-Virus‘ wesentlich mehr Menschen als früher den Wochenmarkt besuchen und der Umsatz an ihrem Stand „drastisch gestiegen“ sei. „Dafür habe ich aber auch das Doppelte an Personal im Einsatz“, führt sie das gewachsene Interesse der Kunden unter anderem darauf zurück, dass sie sich beim Einkaufen unter freiem Himmel einfach wohler und sicherer fühlen.

„Ich denke, sie halten das Ansteckungsrisiko hier für geringer. Außerdem können sie sich besser verteilen als im Supermarkt.“ Auf jeden Fall gestiegen sei auch die Nachfrage nach regionalen und saisonalen Produkten. Die Menschen seien sehr an „gesunder Ernährung“ interessiert, hat Velten festgestellt. „Sie wollen wissen, woher die Produkte stammen und fragen auch nach.“

Regionales steht bei Verbrauchern hoch im Kurs

Ähnliches berichtet der Oberkircher Landwirt Harald Hund. „Das Regionale, Saisonale und selbst Angebaute wird gut angenommen, solches Obst und Gemüse kriegen Sie nicht im Discounter“, betont Hund und präsentiert stolz seine Zwetschgen und Mirabellen.

Der Landwirt Harald Hund aus Oberkirch präsentiert auf dem Rastatter Wochenmarkt seine Zwetschgen und Mirabellen.
Stolz auf das selbst Angebaute: Der Landwirt Harald Hund aus Oberkirch präsentiert auf dem Rastatter Wochenmarkt seine Zwetschgen und Mirabellen. Foto: Ralf Joachim Kraft

Christina Burkard, Juniorchefin des Gemüsehandels Burkard aus Iffezheim, meint, dass sich der Wochenmarkt-Boom „wegen der Ferien und dadurch, dass jetzt weniger Menschen in Kurzarbeit sind“, etwas abgeschwächt hat. „Aber ich kann wirklich nicht klagen”, sagt sie - und bestätigt den bereits mehrfach genannten Trend zum Frischen und Saisonalen aus der Region.

Auch bei ihr wird verstärkt nachgefragt. Überhaupt sind sich die meisten Beschicker darin einig, dass die Verbraucher wieder mehr darüber nachdenken, woher die Produkte kommen und wie lange die Transportwege sind. Dadurch habe die Nachfrage nach solchen Lebensmitteln einen weiteren Schub erhalten. Jetzt müsse man halt schauen, wie lange der Trend anhält und ob er die Corona-Krise überlebt.

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