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Benefiz-Probe

Feinschliff für helfende Herzen: Vokalensemble Rastatt singt Bach bei Benefiz-Probe in Karlsruhe für Ukraine-Hilfe

Eine wahrhaft gute Übung: Warum ein M bei Bach manchmal wie ein Fallbeil klingen sollte und dass man zu Halleluja auch tanzen kann, zeigen Holger Speck und das Vocalensemble Rastatt bei einer öffentlichen Probe. Die Spenden gehen an die „Nothilfe Ukraine“.

©ARTIS-Uli Deck// 30.03.3022 Christuskirche Karlsruhe, 
Vokalensemble Rastatt öffnet seine Generalprobe (Christuskirche Karlsruhe) für ein Konzert mit Igor Levit beim Heidelberger Frühling als Benefiz für die Ukraine - geprobt werden Bach-Motetten (ohne Levit) 
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So schön kann Üben sein: Das Vokalensemble Rastatt und sein Chorleiter Holger Speck haben bei einer öffentlichen Probe in der Christuskirche Geld für die Ukraine-Hilfe gesammelt. Foto: Uli Deck/Artis

Ein ungebrauchtes Teststäbchen zum Nasenabstrich liegt verloren auf der Ablage in der Kirchenbank. Und passt ironisch gut. „Ich sehne mich nach Deinem Friede. Der saure Weg wird mir zu schwer!“ Die Verse von Paul Thymich mögen fast 350 Jahre alt sein, an diesem besonderen Abend mit dem Vokalensemble Rastatt in der Karlsruher Christuskirche sind sie gleich mehrfach bedrückend aktuell.

Pandemiemüde ist irgendwie jeder – und ganz besonders ein professioneller Chor wie dieser, der seit zwei Jahren keine Handvoll Tage zählen kann ohne Corona-Test. Um nicht ganz so „tödlich“ zu sein wie es so manche Schlagzeile über Chöre und ihre infektiösen Aerosole orakelte.

Hinzu kommt ein hässlicher Krieg. Und doch verströmen die beachtlichen Sängerinnen und Sänger samt kleiner Orgel und Violone ein großes Quantum Trost, Hoffnung und Wärme in die Herzen aller, die zu dieser öffentlichen Probe gekommen sind.

Feinschliff für ein Konzert mit Igor Levit

Das Vocalensemble Rastatt und sein Leiter Holger Speck haben dazu eingeladen, Mäuschen zu spielen beim Feinschliff für ein Konzert, das tagsdrauf beim Heidelberger Frühling auf dem Programm stand mit weiteren Werken und dem berühmten Pianisten Igor Levit. Zweck der fürs Publikum geöffneten Probe war eine Spendensammlung für die Ukraine.

Wir Künstler sind angewiesen auf eine freie Welt.
Holger Speck, Leiter Vocalensemble Rastatt

Weil die Geschehnisse „etwas mit uns machen“, erklärt Speck im Namen seines renommierten Ensembles, das schon für einen Grammy nominiert wurde, mehrmals im Fernsehen war und 2017 als kultureller Botschafter auf der politischen Weltbühne des G20-Gipfels in Baden-Baden auftrat.

„Wir haben ein intensiveres Bewusstsein für das, was wir tun. Wir sind angewiesen auf eine freie Welt, in der künstlerischer Austausch möglich ist“, sagt der Chorleiter des international konzertierenden Ensembles.

Goldener Klang strömt durchs Kirchenrund

Und dann geht es los. Goldener Klang strömt durchs Kirchenrund. Links ein Chor, rechts ein zweiter Chor und in der Mitte Torsten Übelhör und Peter Ferretti zur Begleitung an Orgel und Violone. Viel gibt es nicht mehr zu korrigieren.

„Wir haben schon vier Stunden Probe hinter uns.“ Speck hat aber noch kleine kosmetische Wünsche. Geprobt werden zwei Motetten für je zwei vierstimmige Chöre von Johann Sebastian Bach: „Komm, Jesu, komm“ (BWZ 229) und „Singet dem Herrn ein neues Lied“ (BWV 225).

Holger Speck dirigiert tanzend

Speck sorgt erstmal dafür, dass der „saure Weg“ nicht auch noch sauer klingt. Denn mit der letzten Silbe landen die Stimmen ausgerechnet auf einer Note von längerer Zählzeit. Das wird dann schnell mal zu „saurää“, klingt aber nach ein paar Worten des empathischen Chorleiters im Handumdrehen federleicht.

Kompliziert verzahnte Stimmführungen wippen verblüffend locker, unbeschwert und galant. Schnelle Sechzehntelnoten sprühen vor Spiellust. „Kompliment“ ruft Speck und man fragt sich, ob er tanzt, weil es so klingt, oder ob es so klingt, weil Speck oft tanzend dirigiert.

Ohne Zweifel: In diesem Klangkörper, der für einen möglichst authentischen historischen Klang männliche Altisten zu Frauen in der Altstimme gesellt, sind alle bestens aufeinander eingespielt. Hier noch ein bisschen „zu viel Dampf“, dort zu wenig „verkündigend“.

Das M beim Wörtchen Mensch soll nämlich „fallbeilartige Strenge haben“, drum wünscht sich Speck hier ein bisschen weniger Hingabe. Vielmehr geht es an dieser Stelle in BWV 225 darum, „streng den Text wiederzugeben und damit beim zweiten Chor eine Reaktion auszulösen“.

607 Euro Spende gehen an die Nothilfe Ukraine

Nicht nur beim zweiten Chor. Mit der weithin bekannten Zeile „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn Halleluja!“ endet eine faszinierende Stunde.

Was klingt wie glänzendes Gold, hat laut Veranstalter 607 Euro an Spenden erbracht, die an die Aktion „Deutschland Hilft – Nothilfe Ukraine“ überwiesen wurden.

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