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Drei Fragen

Vocalensemble nimmt weibliche Perspektive ein

Bei der 14. Auflage der Sommerkonzertreihe „Klingende Residenz“ spielt das Vocalensemble Rastatt auch Werke der in Rastatt geborenen Luise Adolpha Le Beau. Der Leiter des Ensembles erzählt, was diese Frau so außergewöhnlich macht.

Holger Speck leitet das Vocalensemble Rastatt.
Holger Speck leitet das Vocalensemble Rastatt. Foto: Martina Holbein

Ein Chorkonzert, bei dem nur Werke aus der Feder von Komponistinnen zu hören sein werden, präsentiert das Vocalensemble Rastatt bei der 14. Auflage der Sommerkonzertreihe „Klingende Residenz“ im Ahnensaal des Rastatter Schlosses. Bei den Terminen am Samstag, 22. Juli, ab 20 Uhr und Sonntag, 23. Juli, ab 11 Uhr werden auch Chorwerke der in Rastatt geborenen Luise Adolpha Le Beau zu hören sein. 

Wie kamen das Vocalensemble Rastatt und Luise Adolpha Le Beau zusammen? 
Holger Speck
Ich habe eine Radiosendung mit Kammermusik gehört, als im Abspann der Name Rastatt im Zusammenhang mit der Komponistin genannt wurde. Da wurde ich hellhörig, begann zu recherchieren und stieß auf die Biografie der Komponistin, die mich begeisterte. Sie hatte bei Joseph Rheinberger studiert und mit seinen Werken hat das Vocalensemble Rastatt seine erste CD aufgenommen. Luise Adolpha Le Beau hat nicht sehr viele Chorwerke geschrieben und diese waren teilweise auch nicht verlegt. Da kam uns das Anliegen der Gesellschaft für Musikgeschichte in Baden-Württemberg entgegen, die sich gezielt um in Vergessenheit geratene Komponisten aus dem Land kümmert. Sie suchte in den Archiven und München nach Notenmaterial, editierte die Handschriften und druckte Partituren. 
Was ist das Besondere an dieser Frau?
Holger Speck
Sie war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die mit Mut, Kraft und Stärke sich ihren Weg in einer männerdominierten Branche gemacht hat. Ihre Eltern förderten das Talent auf behutsame Weise, wollten kein Wunderkind. Sie konnte studieren, wurde allerdings von Rheinberger in München getrennt von ihren männlichen Kollegen unterrichtet. Der Titel einer Professorin blieb ihr verweigert, weil sie eine Frau war. Gleichzeitig war sie kulturpolitisch interessiert, was in ihrer Autobiografie nachzulesen ist, in der sie kritisch die Schwierigkeiten von Frauen in der Gesellschaft des ausgehenden 19. Jahrhunderts und speziell im Musikbetrieb beschreibt.

Auch Clara Schumann ist in das Programm aufgenommen

Was erwartet das Publikum bei der „Klingenden Residenz“?
Holger Speck
Eine Zeitreise in die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert führt das Publikum zu den Komponistinnen dieser Epoche. Da Luise A. Le Beau mehr Kammer- als Chormusik komponiert hat, haben wir ihre Vorgängerin Fanny Hensel und ihre Lehrerin Clara Schumann mit ins Programm genommen sowie Kolleginnen und Nachfolgerinnen aus Frankreich: Lili Boulanger, Cécile Chaminade oder Augusta Mary Anne Holmès. Außerdem habe ich bei der Recherche keine einzige Aufnahme der fünf Chorwerke gefunden, die für die Münchner Hofkapelle während ihrer Studienzeit bei Joseph Rheinberger entstanden sind, sodass dieser Mitschnitt im Rahmen der Reihe „Musikschätze Baden-Württemberg“ der erste sein wird. Und das Publikum erwartet bei diesem Sommerkonzert die Moderatorin Katharina Eickhoff, die sich ebenfalls seit einigen Jahren intensiv mit dem Leben von Komponistinnen befasst.
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