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OB drückt aufs Tempo

Wie geht es mit den Rastatter Bädern weiter?

Aufatmen beim Alohra, Bangen ums Natura: Der verrostete Stahlträger ist nicht tragend. Dafür ist eine kurzfristige Sanierung des Natura unwirtschaftlich. Das sagen zumindest die Gutachter.

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Im Herbst seiner Lebensdauer angekommen? Ob das Natura nach dieser Saison noch einmal öffnen wird, ist fraglich. Foto: Hans-Jürgen Collet

Wie geht es mit den Rastatter Bädern weiter? Das ist die Frage, die der Gemeinderat am Donnerstag in einer virtuellen Klausurtagung diskutiert hat. Entscheidungen sind nicht gefallen, vielmehr „gehen die Fraktionen jetzt nochmal in sich“, so Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz am Freitag.

Weiter diskutiert werden soll in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Technischen Ausschusses, bevor die Stadträte dann am 20. Mai über die Zukunft von Alohra und Natura entscheiden sollen. Und spätestens nach der Sommerpause soll dann auch klar sein, wie es mit dem Kombibad weitergeht.

Pütsch pocht hier auf ein Votum im September, damit das Sport- und Familienbad noch bis Ende 2027 fertig werden kann.

Entscheidung noch Ende Mai

Entscheidungsgrundlage bilden die Einschätzungen des Gutachtens aus dem Hause k-plan sowie des Bäderexperten Rudi Lehnert von Harrer Ingenieure, der eigentlich schon längst den Architektenwettbewerb für das Kombibad auf den Weg hatte bringen sollen. Dabei sind die Einschätzungen aus den beiden Firmen nicht unbedingt deckungsgleich.

Zwar spricht Lehnert vom „Schadensfall Alohra“, stellt aber auch klar, dass Funde wie der durchgerostete Stahlträger „eine vollkommen normale Situation“ seien. Gleichzeitig kommt das Gutachten von k-plan zu einem niederschmetternden Fazit: „Aufgrund der Gegebenheiten in beiden Bädern ist eine Generalsanierung wirtschaftlich und konstruktiv nicht darstellbar.“

Christian Lanzinger von k-plan empfiehlt lediglich kurzfristige Instandsetzungsmaßnahmen „für den Weiterbetrieb eines Bades für Schulen und Vereine“. So solle eine Überbrückung des Betriebs bis zur Fertigstellung des Kombibads gewährleistet werden. Sauna und Außenbecken blieben geschlossen – genauso wie das Natura.

Ein kurzfristiger Betrieb ist nicht lohnend.
Christian Lanzinger, Gutachter k-plan

Zwar müssen laut Gutachten „nur“ etwa 600.000 Euro in das Freibad am Schwalbenrain gesteckt werden, um es kurzfristig am Laufen zu erhalten. Doch wären dies Investitionen für nur zwei Sommer: Da auf dem Gelände des Natura das neue Kombibad entstehen soll, müsste es sowieso spätestens nach dem Sommer 2023 geschlossen bleiben. Für eine längerfristige Sicherung des Freibadbetriebs wären es sogar 1,5 Millionen Euro. Lanzingers Urteil: „Ein kurzfristiger Betrieb ist nicht lohnend.“ Die diesjährige Freibadsaison könnte damit die letzte in dem Traditionsbad sein – falls sie wegen Corona nicht auch noch ins Wasser fällt.

Doch auch die Situation im Alohra sieht nicht rosig aus. Zwar hat sich inzwischen anhand alter, aus dem Stadtarchiv gekramter Baupläne gezeigt, dass der verrostete Stahlträger nicht die Hauptlast des Dachs trägt. Doch soll nun eben dieser Hauptträger unter die Lupe genommen werden, während der marode Balken mit drei Säulen gestützt werden könnte. Kostenpunkt: mindestens 100.000 Euro.

Ist es sinnvoll, 2,2 Millionen Euro zu investieren?
Hans Jürgen Pütsch, Oberbürgermeister

Um die zahlreichen zusätzlichen Mängel im Alohra in den Griff zu kriegen, wären laut k-plan-Gutachten Investitionen von 2,2 Millionen Euro nötig. Um es bis zu zehn weitere Jahre am Leben zu erhalten, sogar 3,8 Millionen Euro. Gutachter Lanzinger spricht eine klare Sprache: Es bestehe „dringender Handlungsbedarf“ bei der Technik, die Badewassertechnik sei „in desolatem Zustand“, DIN-Normen würden nicht erfüllt und „es gibt einige Probleme im Brandschutz“. Sauna und Außenbecken werden aufgrund ihres Zustands gar nicht mehr näher betrachtet.

Angesichts dieses Urteils appelliert OB Pütsch klar dafür, die Entscheidung zu den bestehenden Bädern und dem Kombibad voneinander zu lösen. Er wolle die Situation nicht schlechtreden, auch er sehe die Belange der Menschen. Andererseits sei da auch die finanzielle Verantwortung. „Für mich stellt sich die grundlegende Frage: Ist es überhaupt sinnvoll, für einen Zeitraum von fünf Jahren 2,2 Millionen Euro zu investieren?“, fragt Pütsch. Und antwortet: „Ich persönlich halte es nicht für verantwortbar. Aber ich habe nur eine Stimme.“ Es sei nun eine politische Entscheidung, die der Gemeinderat treffen müsse.

OB will jetzt den Architektenwettbewerb fürs Kombibad

Beim Kombibad hat die Verwaltung dem Stadtparlament vorgeschlagen, sich von einem Großteil der bereits getroffenen Grundsatzbeschlüsse zu verabschieden: Wasserflächengröße, Sauna, Ganzjahresbecken, Lage des Sportbeckens, Ausstattung – dies seien alles Punkte, die letztlich der Architektenwettbewerb klären solle. Vorgeben will die Stadt, so die Ausführungen von Bürgermeister Raphael Knoth, vor allem den Kostenrahmen von 32 Millionen Euro, der auf maximal 40 Millionen anschwellen dürfe, sowie die Grundausstattung. Alles andere soll in später realisierbaren Modulen machbar sein.

Um tatsächlich 2028 die erste Badesaison in einem neuen Kombibad starten zu können, sei es zwingend nötig, den Architektenwettbewerb noch in diesem Herbst auszuschreiben. „Nur so können wir auch konkretere Zahlen zu den Kosten erhalten“, sagt Knoth. Die Ausschreibung soll laut Badexperte Lehnert europaweit erfolgen und zehn bis 15 Entwürfe bringen.

Dem Wettbewerb schließe sich eine etwa einjährige Planungsphase an, der ab 2024 eine dreijährige Bauphase folgen würde. Knoth, Pütsch und auch Stadtwerke-Chef Olaf Kaspryk sind überzeugt, dass auch mit einem modularen Kombibad ein attraktives neues Schwimmbad für Rastatt entstehen könnte. Sollten jetzt aber keine Entscheidungen fallen, fürchtet OB Pütsch, dass die Rastatter am Ende leer ausgehen könnten: „Das ist wie beim Märchen vom Fischer und seiner Frau.“

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