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Zahlreiche Angebote

Tag des offenen Denkmals auch im Murgtal - aber diesmal ohne Gaggenau

Der Tag des offenen Denkmals verspricht viele spannende Einblicke in die Geschichte. Doch ausgerechnet im Stadtjubiläumsjahr ist Gaggenau nicht mit von der Partie. Warum?

Murgtalmuseum Bermersbach
Bernhard Wunsch
Museum
Friseurstuhl oder Folterkammer: Bernhard Wunsch gibt beim Denkmaltag wieder spannende Einblicke ins das Leben im Murgtal von damals. Foto: Hensen Christian

„KulturSpuren. Ein Fall für den Denkmalschutz“ lautet das Motto des diesjährigen Tag des offenen Denkmals. Seit 1993 findet er traditionell am zweiten Sonntag im September statt, diesmal am 11. Jedes Jahr öffnen laut Wikipedia rund 7.500 Denkmale in über 2.700 Kommunen an diesem Tag ihre Pforten: Auch das Murgtal ist vertreten. Die Große Kreisstadt Gaggenau allerdings nicht.

Eigentlich will Gaggenau das Jubiläumsjahr „100 Jahre Stadtrechte“ dazu nutzen, sich auch kulturell und touristisch neu zu positionieren. Da wäre der Denkmaltag eine gute Gelegenheit. Denn das diesjährige Motto spürt gerade den Veränderungen nach, die historische Gebäude oder Denkmäler durchgemacht haben. „Das Denkmal selbst kann zum Opfer werden“, heißt es auf der offiziellen Internetseite des Denkmaltags. Nahezu ideal für eine Stadt, die im zweiten Weltkrieg großflächig zerstört wurde.

Der Tag des Denkmals fällt nahezu mit unserem Jubiläumswochenende zusammen.
Judith Feuerer, Pressesprecherin der Stadt Gaggenau

Die Entscheidung, sich in diesem Jahr trotzdem nicht am Tag des offenen Denkmals zu beteiligen, sei dennoch ganz bewusst getroffen worden, betont die städtische Pressesprecherin Judith Feuerer auf Nachfrage dieser Redaktion. „Der Tag des Denkmals fällt nahezu mit unserem Jubiläumswochenende zusammen, an dem wir eine Vielzahl von Veranstaltungen bieten.“ Darauf habe man sich „mit voller Kraft“ konzentriert, so Feuerer.

Am 16. September feiert Gaggenau mit einem offiziellen Festakt die Verleihung der Stadtrechte vor 100 Jahren. Von Freitag bis Sonntag folgt dann ein großes Stadtfest, bei dem auch einiges zur Stadtgeschichte geboten wird. Feuerer zählt auf: die Eröffnung des neuen historischen Stadtrundgangs, eine Ausstellung im Rathaus, historische Filme im Bürgersaal, eine historische Ausstellung im Murgpark. „So gesehen setzen wir der ganzen Stadt an diesem Wochenende ein Denkmal mit fast viertägigen Feierlichkeiten, die sicherlich auch in die Geschichte der Stadt eingehen werden.“

In Gernsbach den Storchenturm und Obertsrot entdecken

Wer aber bereits am Sonntag auf Kultur-Spurensuche gehen möchte, hat dazu auch im Murgtal Gelegenheit. Mit von der Partie ist etwa wieder der Gernsbacher Storchenturm, der den Denkmaltag seit 19 Jahren als Auftakt in der Herbstsaison nimmt. „Uns ist wichtig, dass Gernsbach vertreten ist“, erklärt Irene Schneid-Horn vom Arbeitskreis Stadtgeschichte. Üblicherweise versuche die Gruppe der „Türmer“ auch immer, ein speziell auf das Motto zugeschnittenes Programm zu bieten. Doch das sei in diesem Jahr leider unter anderem an den verfügbaren Ehrenamtlern gescheitert, so Schneid-Horn.

Letztlich sei der Storchenturm an sich aber prädestiniert für das diesjährige Motto: Die aufwendige Sanierung vor einigen Jahren habe dem Denkmalschutz eine besonders hohe Priorität eingeräumt. „Das ging so weit, dass wir uns auch überlegt haben, welche Stühle wir reinstellen können, ohne das historische Ambiente zu stören“, erinnert sich Schneid-Horn, die die Arbeiten intensiv begleitet hat. In der Türmerstube sind die Schritte der Sanierung dargestellt, und der diensthabende ehrenamtliche „Türmer“ kann von den Besuchern rund um den Storchenturm befragt werden.

Der Turm sei übrigens nicht nur für Auswärtige nach wie vor ein gutes Ziel, weiß die Historikerin. „Auch Gernsbacher sind immer wieder überrascht von der tollen Aussicht.“ Und die 82 Stufen seien auch für Kinder gut zu meistern. Vom 11. September bis zum 9. Oktober ist der mittelalterliche Wehrturm jeden Sonntag von 15 bis 17 Uhr geöffnet und kann kostenlos besucht werden.

„Das Motto einzubinden ist nicht immer ganz leicht“, findet auch Hubert Götz. Dennoch stellt er sich der Herausforderung jedes Jahr aufs Neue und passt seine Führung durch Obertsrot entsprechend an. Die eine Hälfte sei „konventionell“, die zweite dagegen immer auf den jeweiligen Schwerpunkt zugeschnitten. „Das ist jedes Mal viel, viel Arbeit“, sagt Götz. „Aber sie macht auch Spaß.“

Die Vorbereitungen seiner zweistündigen Tour durch das historische Obertsrot seien noch nicht ganz abgeschlossen, aber schon jetzt freut sich Götz auf die Führung. „Ich habe persönlich wieder viel dabei gelernt.“ Vom Kirchl ausgehend nimmt er diesmal die Fachwerkhäuser besonders unter die Lupe, „vor allem die geheimnisvollen Abbundzeichen an den Balken“. Was genau es damit auf sich hat, will er nicht vorab verraten. Genauso wenig, welche beiden Häuser in Obertsrot mal an einem ganz anderen Ort gestanden haben.

Da Götz bei seinen Führungen auch viele Fotos zeigt, macht er sich nur bei trockenem Wetter auf den Weg. Beginn ist um 14.30 Uhr am Kirchl, wo die Tour auch wieder endet. Zwischen 14 und 18 Uhr gibt es hier Bewirtung durch den TV Obertsrot, und zwar bei jedem Wetter, wie Götz betont.

In Forbach das Murgtal vergangener Tage erleben

Ebenfalls bei jedem Wetter hat das Murgtalmuseum in Forbach geöffnet. Hier freut sich Bernhard Wunsch zwischen 13 und 17 Uhr auf viele Besucher. Auch für ihn ist der Denkmaltag ein Pflichttermin. „Wir haben immer mitgemacht“, betont er. Oft auch mit Sonderausstellungen. Die gibt es in diesem Jahr zwar nicht zu sehen, dennoch werde es im Murgtalmuseum nicht langweilig, betont Wunsch.

Denn das Leben, wie es früher einmal war, sei den Menschen zunehmend unbekannt und fremd. „Heut’ kann man alles kaufen“, schmunzelt Wunsch. „Früher musste man alles selbst machen.“ Doch nicht nur der alte Kaufladen, sondern auch die Schule stoßen bei den Besuchern immer wieder auf Interesse. Und Fragen wie „Wie war das Leben, das Wohnen, die Ernährung damals?“ seien Dauerbrenner. Antworten darauf hat Bernhard Wunsch immer parat – und für Kinder gibt es auch das ein oder andere zum Anfassen und Ausprobieren. Wunsch: „Die wollen Geschichte wirklich erleben.“

Baiersbronn bietet Handwerk und Mysteriöses

Wer noch ein bisschen weiter fahren will, kann auch in Baiersbronn auf Kulturspuren wandeln. Der Kulturpark Glashütte Buhlbach und der Morlokhof in Mitteltal laden an diesem Tag von 11 bis 18 Uhr zu einem Besuch ein. Zwischen beiden Orten pendelt ein kostenloser Shuttleservice, wie die Gemeinde Baiersbronn mitteilt.

Im Kulturpark der Glashütte wird altes Handwerk nicht nur gezeigt: Holzbearbeitung, Seifenherstellung, Klöppeln, Papier schöpfen und Textilverarbeitung dürfen auch selbst ausprobiert werden. Neben einem Bilder-Vortrag über die Entwicklung des Geländes, gibt es auch die Möglichkeit, mit Zimmermeister Jürgen Lauffer das älteste Bauwerk auf dem Gelände zu besichtigen – zu jeder vollen Stunde werden Führungen durch das sonst nicht geöffnete ehemalige Gasthaus Löwen angeboten.

Ein besonderes Angebot gibt es zudem für Kinder und solche, die es im Herzen geblieben sind: Die Puppenklinik Spechthauser wird vor Ort sein und behandelt Puppen, Teddys und andere Spielsachen, die an ausgehängten Armen und Beinen, eingedrückten Köpfen, verlorenen Augen und anderen Gebrechen leiden.

Auf dem Morlokhof gibt es bei den halbstündigen Hofführungen nicht nur Wissenswertes, sondern auch Mysteriöses zu erfahren. Zimmerermeister Dieter Burkhardt zeigt, wie Holzschindeln entstehen, Axel Janzen verrät, was es mit den Antiquitäten des Hofs auf sich hat und Eberhardt Haist schlüpft in die Rolle des Hausherrn Johann Georg Morlok, um die Gäste zu begrüßen.

Service

Einen Überblick über das komplette Programm über das Murgtal hinaus gibt es online auf www.tag-des-offenen-denkmals.de. Hier ist es auch möglich, eine App herunterzuladen, auf der nicht nur das Programm verfügbar ist, sondern auch eine eigene Route zurechtgelegt werden kann.

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