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Züge stehen wieder still

Bahn-Streik: Was Karlsruher GDL-Mitglieder am Vorschlag der Schlichter kritisieren

Die Deutsche Bahn ist den Forderungen der Lokführergewerkschaft GDL zwar entgegengekommen. Aber: Nicht weit genug, sagt nicht nur GDL-Boss Weselsky. Was steht drin im Vorschlag?

Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) spricht bei einer Pressekonferenz.
Schaltet die Signale im Zugverkehr mal wieder auf „Rot“: Claus Weselsky, Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Foto: Carsten Koall/dpa

An diesem Donnerstag steht der Zugverkehr in Deutschland mal wieder still, bis Freitagmittag dauert die nächste Streik-Etappe. Wie lange die Personen- und Güterzüge dann wieder rollen, ehe Claus Weselsky erneut die Signale auf „Rot“ stellt? Das weiß wohl nur der Chef der Lokführergewerkschaft GDL selbst.

Weselsky musste zwar gerade zurückrudern, was nichts daran ändert, dass der mächtige Gewerkschafter den vorliegenden Vorschlag der Moderatoren im völlig verfahrenen Tarifkonflikt grundsätzlich ablehnt.

Schlichtungs-Vorschlag geht Karlsruher GDL-Mitgliedern nicht weit genug

Das zweiseitige Papier von Daniel Günther und Thomas de Maizière, das der Redaktion der Badischen Neuesten Nachrichten vorliegt, offenbart zwar im Punkt Arbeitszeit eine weitere Annäherung der Bahn an die GDL-Forderung. Die geht aber auch GDL-Mitgliedern der Ortsgruppe Karlsruhe nicht weit genug.

„Warum nur auf 36 Stunden? Und warum alles ein Jahr später als schon mit 29 anderen Firmen vereinbart“, meint einer mit Blick auf die jüngsten Vorschläge und auf bereits erzielte Abschlüsse der GDL mit anderen Verkehrsunternehmen.

Schlichter schlagen zwei Etappen zur Arbeitszeitverkürzung vor

In dem „Vorschlag der Moderatoren für den weiteren Fortgang der Gespräche“ halten der ehemalige Bundesinnenminister de Maizière und der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Günther und dem Punkt „Arbeitszeit“ fest, dass die „Referenzarbeitszeit für das Zugpersonal zum 1. Januar 2026 auf 37 Wochenstunden mit vollem Lohnausgleich“ reduziert werden solle.

Zum 1. Januar 2028 soll um eine weitere Stunde auf dann 36 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich reduziert werden. Beschäftigte könnten über ein Bonusmodell freiwillig 40 Stunden in der Woche arbeiten. Die Bahn stimmte dem Vorschlag zu, Weselskys GDL lehnte ab. Die GDL fordert die 35-Stunden-Woche bis 2028.

GDL-Boss Weselsky räumt „Denkfehler“ ein

Weselsky hatte am Montag zunächst davon gesprochen, dass der Vorschlag lediglich eine Absenkung auf 37 Stunden vorsehe. Eine weitere halbe Stunde sei optional gewesen. Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ räumte der GDL-Chef ein, dass ihm bei der Darstellung ein „Denkfehler“ unterlaufen sei. Die von ihm genannte Absenkung sei ein Zwischenschritt gewesen.

Aktuell liegt die Regel-Wochenarbeitszeit bei 39 Stunden, die tatsächliche aber viel höher. Sechs-Schichten-Wochen mit mehr als 59 Stunden seien eher die Regel als die Ausnahme, hat dieser Redaktion ein Bahn-Mitarbeiter anhand seines Schichtplans vorgerechnet.

Nicht nur der Punkt Arbeitszeit stoßen sich GDL-Mitglieder

Neben dem Kernpunkt Arbeitszeit stoßen auch andere Details in dem Schlichter-Vorschlag GDL-Mitgliedern sauer auf. Etwa der unter „Punkt 3: Weitere Themen“ genannte Aspekt, dass es bei der „geltenden Reichweite der Tarifverträge“ bleiben solle. Das bedeutet, dass zum Beispiel Fahrdienstleiter weiter nicht unter den GDL-Tarifvertrag fallen können.

Tarifverträge zwischen Bahn und der Lokführergewerkschaft gelten für das Zugpersonal und Mitarbeiter der Werkstätten. Bislang lässt die Bahn keine GDL-Tarifverträge für andere Bereiche zu, dort gelten die, die mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ausgehandelt werden.

Neue Pufferzeit bei Ruhezeiten

Ein weiterer Kritikpunkt trifft den Punkt der Ruhezeit. „Der Beginn des Wochenendes für die Berechnung der Wochenendruhezeit beginnt wie bisher um null Uhr. Es wird eine Pufferzeit von zwei Stunden eingeführt“, heißt es in dem Moderatoren-Vorschlag.

Das kann für den Arbeitsalltag bedeuten: Das freie Wochenende beginnt mit Schichtende in der Nacht zum Samstag erst um zwei Uhr früh – und kann am Montagfrüh um 2.30 aber schon wieder enden.

„50 Prozent der Wochenenden im Monat gehören ohnehin schon der Firma, mit Zwölf-Stunden-Schichten an Samstagen und Sonntagen, jetzt will man mir die anderen 50 Prozent noch beschneiden“, kritisiert ein GDL-Mitglied.

Auf Unverständnis stößt in Gewerkschaftskreisen, dass anders als beim EVG-Tarifvertrag die Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt von 2.850 Euro in zwei Stufen und nicht auf einmal gezahlt werden soll.

Wegfallen soll nach dem Schlichtungsvorschlag das sogenannte zum 1. Januar 2026 das „12-Tage-Urlaubsmodell“ und zum 1. Januar 2028 das „6-Tage-Urlaubsmodell“. Bislang ist es möglich, sich mehr Urlaub zu „erkaufen“. Bahn-Angestellte, die sechs Tage mehr Urlaub haben möchten, verzichten auf 2,6 Prozent ihres Entgeltes, bei zwölf sind es 5,2 Prozent.

Erst am Samstag rollt der Verkehr wieder nach Plan

Der neueste GDL-Streik soll zwar am Freitagmittag enden. Erst ab Samstag soll wieder das komplette Zugangebot zur Verfügung stehen, erklärte ein Bahn-Sprecher am Mittwoch: „Auch wenn der Streik am Freitag um 13 Uhr endet, wird es im Wesentlichen am Freitag noch das Grundangebot an Zügen geben.“ Bei bisherigen Arbeitskämpfen fuhren etwa 20 Prozent der Fernzüge.

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