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Knackpunkt sind Massen-Schnelltests unter Schülern

Die Landesregierung arbeitet an Konzepten für weitere Öffnungen von Schulen

Es ist immer noch unklar, wie es nach den Osterferien an den Schulen in Baden-Württemberg weitergeht. Die Landesregierung will ein Konzept dafür erarbeiten. Verbindlich festgelegt ist aber noch nichts.

Schülerinnen und Schüler einer fünften Klasse  sitzen während dem Unterricht in ihrem Klassenzimmer.
Problemfall Schule: Wie es nach den Osterferien mit dem Unterricht in Baden-Württemberg weitergeht, ist immer noch unklar. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Eine knappe Woche vor Beginn der Osterferien ist offen, wie es danach ab dem 12. April an den Schulen in Baden-Württemberg weitergeht. Verbindliche Aussagen der Landesregierung dazu gibt es bisher nicht.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der die schulpolitische Entscheidungsgewalt seit seinem Wahlsieg über CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann weitestgehend ins Staatsministerium gezogen hat, sprach zuletzt von „Perspektiven“ und „möglichst viel Präsenz“. Belastbare Aussagen traf er aber nicht, eine Sprecherin seines Hauses verwies auf andauernde Beratungen.

Im Landtag versprach Kretschmann, kommende Woche mit Vertretern von Eltern, Lehrkräften und Schulleitungen zu „erörtern, wie wir in den Schulen nach den Osterferien weitermachen“.Das Gespräch soll nach Informationen dieser Zeitung am Montag stattfinden.

Der Regierungschef stellte einen „Ausbau der Sicherheitsmaßnahmen“ für Schulen in Aussicht. Dazu zählte er Impfungen für Lehrer. Zudem arbeitet die Regierung laut der Sprecherin an Plänen für einen massiven Ausbau des Einsatzes von Schnelltests an Schülern. Zudem werde ein auf Inzidenzen basierendes Konzept für Öffnungen von Schulen erarbeitet.

Schwarz spricht von Stufenplan

Der Kretschmann-Vertraute und Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz sprach im Landtag von einem „Stufenplan“, um allen Kindern zu ermöglichen, nach den Osterferien zumindest für wenige Tage in der Woche Präsenzunterricht zu erhalten.

„In einem solchen Stufenplan kann, abhängig vom Infektionsgeschehen im jeweiligen Landkreis, festgelegt werden, wann Schüler im Hybridunterricht, im Wechselunterricht zwischen Präsenz und Homeschooling oder auf herkömmliche Weise unterrichtet werden, und wann Distanzunterricht notwendig ist“, sagte Schwarz.

Knackpunkt für Öffnungen dürfte die Entwicklung der Infektionszahlen sein, jedoch auch ein funktionierendes Konzept für den Massen-Einsatz von Schnelltests auf das Coronavirus. Bisher beschränkt sich das Land auf Lehrer, die zu wöchentlich zwei freiwilligen, anlasslosen Gratis-Tests berechtigt sind. Nach Ostern sollen auch Schüler getestet werden, voraussichtlich zweimal pro Woche. Klare Ansagen zum Konzept, zur Beschaffung, Abläufen und Regularien oder zum Umgang mit Kindern, deren Test positiv ausfällt, stehen aber noch aus.

Lieferung von Tests noch nicht geklärt

Offen ist etwa, ob das Land den rund 4.500 Schulen überhaupt genügend Tests liefern kann. Bei zwei pro Woche für alle Beteiligten kalkuliert das Staatsministerium mit 3,5 Millionen Tests pro Woche allein an Schulen.

Ungeklärt sind auch etliche praktische, logistische, ethische und rechtliche, aber auch ganz grundsätzliche Fragen. Die entscheidende dürfte sein, ob eine Testpflicht geschaffen wird, indem das Recht, eine Schule zu betreten, an ein negatives Testergebnis gekoppelt wird. „Welche Möglichkeiten wir in Richtung einer Testpflicht haben, loten wir rechtlich aus“, sagte Kretschmann.

Bisher zeigen Erfahrungen aus der Praxis – einige Kommunen und Schulen haben in Eigenregie mit Testungen begonnen –, dass viele Beteiligte, meist Eltern, anlasslose Tests ablehnen. Dominic Brucker, Schulleiter der Grund- und Gemeinschaftsschule Jettingen, wo sich Schüler zweimal pro Woche unter Anleitung selbst testen, berichtet, die Teilnahmequote sei „von Klasse zu Klasse recht unterschiedlich“. Von einem Drittel bis zu 90 Prozent reiche die Spanne.

Auch Thomas Speck, Landeschef des Berufsschullehrerverbands, berichtet, „die Testbereitschaft variiert von Klasse zu Klasse“. Mit Blick auf anstehende Abschlussprüfungen müsse „über eine Testpflicht nachgedacht werden“, findet Speck.

Viele fordern Testpflicht

Die fordert auch Michael Mittelstaedt, Vorsitzender des Landeselternbeirats – ungeachtet der Tatsache, dass Tests, vor allem bei Grundschülern, unter Eltern umstritten seien: „Wenn Sie das freiwillig machen, können sie es auch sein lassen“, sagt er und plädiert er für tägliche Tests durch geschultes Personal.

Vorrangig aber verweist Mittelstaedt auf offene praktische und organisatorische Fragen. So seien viele verschiedene Tests mit unterschiedlichen Anwendungsmethoden auf dem Markt, auch schwanke die Sensitivität der Produkte erheblich. „Da können viele Fehler passieren“, warnt er.

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