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Erste Zwischenbilanz

Nach einem Monat 9-Euro-Ticket: Auch Autofahrer profitieren

Für 9 Euro pro Monat durch ganz Deutschland – dieses Angebot hat viele Menschen überzeugt. Erste Daten deuten sogar darauf hin, dass davon auch Autofahrer profitieren.

Für 9 Euro pro Monat mit Bus und Bahn durch ganz Deutschland: Dieses Angebot hat viele Menschen überzeugt. Erste Daten deuten sogar darauf hin, dass auch Autofahrer profitieren.
Für 9 Euro pro Monat mit Bus und Bahn durch ganz Deutschland: Dieses Angebot haben viele wahrgenommen. Foto: Michael Matthey/dpa

Millionen Menschen haben im ersten Gültigkeitsmonat das 9-Euro-Ticket gekauft – und damit wohl auch den Berufsverkehr auf den Straßen entlastet. Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zufolge wurden bundesweit rund 21 Millionen der Sonderfahrkarten verkauft.

„Zusammen mit den etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten, ist damit die vorher von der Branche kalkulierte Zahl von 30 Millionen Tickets pro Monat nicht nur erreicht, sondern sogar leicht überschritten worden“, teilte VDV-Präsident Ingo Wortmann mit. Die Zahlen beziehen sich auf den Juni.

Umfragen des VDV zufolge sollen die Menschen aber auch für Juli eine ähnlich hohe Kaufbereitschaft signalisiert haben. Das Ticket berechtigt Käufer, für jeweils neun Euro in den Monaten Juni, Juli oder August im Nahverkehr durch ganz Deutschland zu fahren. Abonnenten können ihre Fahrkarten wie ein 9-Euro-Ticket nutzen und bekommen die Differenz für die drei Monate zurückerstattet.

Auf den Straßen war im ersten Monat mit 9-Euro-Ticket derweil messbar weniger los, aber nicht überall. Eine Analyse des Verkehrsdatenspezialisten Tomtom zeigt für 23 von 26 untersuchten Städten einen Rückgang des Stau-Niveaus im Vergleich zur Zeit vor Einführung.

Die Daten „lassen vermuten, dass dieser Rückgang in Zusammenhang mit der Einführung des 9-Euro-Tickets steht“, sagte Tomtom-Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer. „Pendler haben bei der Fahrt mit dem Auto in die Arbeit und nach Hause in fast allen untersuchten Städten im Juni weniger Zeit verloren als noch im Mai.“

Vergleich der Kalenderwochen 20 und 25

Konkret verglichen die Experten die Staus im Berufsverkehr an Werktagen in den Kalenderwochen 20 (ab 16.5.) und 25 (ab 20.6.). Die Zeiträume wurden so gewählt, um Auswirkungen von Ferien und Feiertagen zu umgehen. Das Ergebnis: „In den ersten Tagen nach Einführung des 9-Euro-Tickets haben die Daten von Tomtom noch kaum Auswirkungen der Maßnahme auf den Autoverkehr gezeigt. Mittlerweile lässt sich jedoch in fast allen untersuchten Städten in Deutschland ein positiver Effekt auf den Verkehrsfluss feststellen“, sagte Schäfer.

Im Südwesten waren das konkret Freiburg, Mannheim und Stuttgart: Dort lag das Verkehrsaufkommen zu den Zeiten des intensivsten Berufsverkehrs im Juni meist unter der Mai-Belastung. In diesen drei Städten war auch das mittlere Stau-Niveau werktags durch die breite Nutzung des Billigtickets um vier bis sieben Prozent gesunken. Dieser Effekt lässt sich jedoch nicht in Karlsruhe beobachten.

Auswertung für Karlsruhe

Eine Auswertung der Tomtom-Daten durch die BNN zeigt, dass sich die Staus hier im Mai und Juni nicht verändert haben. Die größten Zeitverluste für Autofahrer durch verstopfte Straßen in der Fächerstadt entstanden demnach in beiden Kalenderwochen an den Donnerstagen und Freitagen etwa zwischen 17 und 19 Uhr. Montags waren die Straßen freier als an anderen Wochentagen. Tomtom hat in anderen größeren Städten im BNN-Verbreitungsgebiet nicht gemessen.

Gemeinsam mit dem Tankrabatt hat das 9-Euro-Ticket die Inflation etwas gedämpft. Nach einer Schätzung des Statistischen Bundesamtes erhöhten sich die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat im Juni um 7,6 Prozent, nach 7,9 Prozent im Mai. Experten sehen darin allerdings keine Trendwende.

Wie werden die Tickets genutzt?

Unklar ist, wie das Ticket tatsächlich genutzt wird. Die Deutsche Bahn, über deren Kanäle ein Großteil der Sonderfahrkarten verkauft wird, spricht von einem Fahrgastzuwachs von zehn bis 15 Prozent im eigenen Regionalverkehr im Juni im Vergleich zum Niveau vor der Corona-Krise. Allerdings vergleicht das Unternehmen dabei unterschiedliche Zeiträume, nämlich den Juni dieses Jahres mit der Nachfrage von Ende 2019. Die Aussagekraft des Vergleichs ist somit begrenzt.

Fakt ist: Insbesondere auf den touristischen Strecken waren Busse und Bahnen voll. Weil gleichzeitig auf Rekordniveau gebaut wird, kam es vielerorts zu Ausfällen und Verspätungen. Häufiger mussten Fahrgäste mit Fahrrädern draußen bleiben. 250 zusätzliche Fahrten bietet die Bahn-Tochter DB Regio täglich während des Ticket-Zeitraums an. Doch angesichts von rund 22.000 Regionalbahnfahrten jeden Tag ist das nicht allzu viel.

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