Das Corona-Jahr im Elsass: Plötzlich zerriss die Grenze wieder Dörfer und Familien
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Die Straßen sind leer. Weit und breit ist kein Mensch unterwegs. In der Garage hinter der Bäckerei hat Sandra gerade die Seitenklappe ihres Peugeot-Kleinlasters geschlossen und sich ans Steuer gesetzt. Der Duft von frischem Brot und Croissants ist überall.
Sandra lässt den Motor an, das Radio plärrt los und vorsichtig rollt sie auf den Hof. „Allez“, erklärt die junge Frau und legt resolut den ersten Gang ein. „Direction Scheibenhardt!“ Mit t oder ohne? „Avec. Scheibenhardt, Allemagne.“
Bis zum ersten Stopp des französischen Bäckerei-Mobils sind es nur vier Kilometer. Für Sandra, die den Klein-Laster für die Boulangerie Sonntag in Niederlauterbach fährt und die Backwaren verkauft, ist die Fahrt über die Grenze nichts Besonderes. Die 34-Jährige ist im Elsass aufgewachsen. Ob sie nun „hiewe“ oder „driewe“, also diesseits oder jenseits der Staatenlinie unterwegs ist, spielt für sie nicht die geringste Rolle. Hat es noch nie. Bis Corona kam.