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Heißer Tourabschluss

In Karlsruhe treibt Heaven Shall Burn den Schweiß aus den Poren

Metal im Substage geht eigentlich immer. Die Band aus Thüringen macht da keine Ausnahme. Warum das Konzert für die Musiker ein besonderes ist, verraten sie dem Publikum.

Heaven shall burn-Sänger Marcus Bischoff im Karlsruher Liveclub Substage-
Frontmann Marcus Bischoff lässt sich von den Temperaturen kaum beeindrucken und liefert zusammen mit seinen Bandkollegen eine fulminante Performance ab. Foto: Paul Needham

Im Karlsruher Musikclub „Substage“, wo schon zuletzt Lord of the Lost ihren Auftritt hatten, tropft der Schweiß von der Decke.

In Ekstase tanzen hunderte Metalheads, teils oberkörperfrei, im Moshpit. Aus der Soundanlage wummern Bässe, Gitarrenriffs züngeln melodiös um Schlagzeugwirbel, die wie kleine Erdbeben durch die Menge donnern.

Obenauf thront Gesang, der brachial voranmarschiert und wie eine unerforschte Naturgewalt klingt. Das ist der Sound von Heaven Shall Burn aus Thüringen, einer Band, die längst zu den Schwergewichten der deutschen Metal-Szene zählt. Ihre diesjährige Sommertournee beenden sie in Karlsruhe vor einem Publikum, das selbst Sänger Marcus Bischoff beeindruckt.

Zuvor spielten gleich zwei Vorgruppen, mit Mental Cruelty aus Karlsruhe startet der Abend. Trotz technischer Schwierigkeiten gleich zu Beginn zucken vor der Bühne bereits die ersten Moshpits. Frontmann Lukas Nicolai lässt seine Stimmbänder flattern und duelliert sich mit den Blast-Beats des Schlagzeugs, die in hoher Geschwindigkeit auf das Publikum niederhageln.

Getragen von der Menge

Darauf folgt ein Set von Any Given Day aus Gelsenkirchen, die nicht nur auf die leidenschaftliche Stimmung, sondern auch auf die sehnsüchtig nach oben gereckten Hände ihrer Fans aufspringen. So lässt sich Sänger Dennis Diehl kurzerhand durch die Menge tragen, während er einen Growl nach dem anderen abfeuert.

Die meisten waren an diesem Abend aber natürlich wegen Heaven Shall Burn gekommen. Als die Thüringer um kurz nach 21 Uhr die Bühne betreten und das sinfonische Orchesterintro „Awoken“ die Ohren ein letztes Mal liebevoll streichelt, ist die Energie im Raum fast sichtbar. Sänger Marcus Bischoff erscheint auf der Bühne und reckt die Hände fast andächtig empor, nach ihm die anderen Bandmitglieder.

Die letzten Geigen verklingen und es wird dunkel. Dann bricht ein Sturm los. Der erste Titel „Endzeit“ vom Album „Iconoclast“ wandelt die Vorfreude im Publikum in pure Energie um, die sich in einem chaotischen Moshpit entlädt, als wäre ein schon lange rissiger Staudamm gebrochen. Mit anhaltendem Trommeldonner, fanatischen Screams und Gitarrenriffs, die trotz hoher Temperaturen Gänsehaut verursachen, fegt die Eröffnungsnummer durch den Raum.

Wieder einmal ein brennend heißer Abend im Karlsruher Substage

Dass es im Substage schnell unerträglich heiß wird, ist bekannt. Nach vergangenen Auftritten beim Wacken-Open-Air und dem Summerbreeze in Dinkelsbühl stellt Marcus Bischoff fest: „Ich kann euch nicht versprechen, dass das heute Abend unser bester Auftritt wird. Aber eins ist sicher: Es wird auf jeden Fall der heißeste“.

Zur Abkühlung tragen Titel wie „Übermacht“ und „Hunters Will Be Hunted“ nicht gerade bei, aber das scheint den zahlreich erschienenen Fans egal zu sein, die unbeirrt den Raum direkt vor der Bühne einnehmen und moshen wie Derwische.

Die Songs von Heaven Shall Burn eignen sich aber nicht nur zum Headbangen, sie sind inhaltlich wie musikalisch gehaltvoll. Oft behandeln die Musiker Themen wie Tierschutz oder soziale Gerechtigkeit. Es geht darum, den Schwächsten in der Gesellschaft eine Stimme zu geben. Ausdruck dessen ist der Titel „Voice of the Voiceless“, vom Album „Antigone“.

Bei dieser Nummer animiert Marcus Bischoff seine Fans im Substage mit Nachdruck zu einer „Wall of Death“, einem Manöver, bei dem sich zwei Menschenblöcke gegenüberstehen, die auf Kommando des Sängers aufeinander zustürmen und sich schließlich in einem wilden Gemenge vereinen.

Auf Wunsch des Publikums spielt die Band zudem „Tirpitz“, einen Track des neuesten Albums. Thema ist das einst größte Schlachtschiff der Kriegsmarine und dessen Versenkung.

Das letzte Lied der Tour ist ein Blind Guardian-Klassiker

Größenwahn und Machtdurst der Nationalsozialisten werden an den Pranger gestellt. Mit dem Edge of Sanity-Cover „Black Tears“ machen die Musiker zudem auf die Folgen von Depression aufmerksam. Das Thema findet zu Recht große Beachtung, nicht umsonst ist der Titel einer der erfolgreichsten der Band.

„Valhalla, Valhalla“, rufen zahlreiche Fans, als die Band die Zugabe einleitet und verlangen damit nach dem erfolgreichen Cover des gleichnamigen Blind Guardian-Klassikers. Dem Wunsch kommen Heaven Shall Burn nach und lassen ein letztes Mal die Wände im Substage erzittern.

Vom Band erklingen die letzten Worte „Valhalla, deliverance, why’ve you ever forgotten me“ – das vollbesetzte und schweißgetränkte Publikum stimmt mit ein.

Mit „Valhalla“ endet auch die Tournee von Heaven Shall Burn in Karlsruhe. Ein Auftritt beim „Highland Festival“ wird noch folgen. Die Musiker verabschieden sich damit in eine Pause, in der sie, laut Marcus Bischoff „nicht untätig“ sein werden.

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