Apotheker, die im Auftrag der Bundesregierung FFP2-Masken an Senioren und Risikogruppen abgeben, bekommen sechs Euro pro Maske erstattet. Das halten einige für zu großzügig. Denn im Onlinehandel gibt es die Masken, je nach Hersteller und Stückzahl, schon für weniger als einen Euro.
Unabhänig vom Einkaufspreis gibt es sechs Euro für Apotheker
Die Bundesregierung hat sich für ein kompliziertes Modell entschieden. Statt Masken direkt zu verteilten, bekommen Über-60-Jährige und Vorerkrankte Gutscheine zugesandt, die sie in der Apotheke einlösen können. Wo und zu welchem Preis die Apotheker diese FFP2-Masken beschaffen, ist ihre Sache. Die sechs Euro pro Stück bekommen sie unabhängig vom Einkaufspreis.
Es muss sich etwas ändern. Das führt sonst zu einem Imageverlust der Apotheken.Heike Baehrens, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Göppingen
Das stößt inzwischen zunehmend auf Kritik. „Eine Korrektur ist zwingend notwendig“, sagt Heike Baehrens, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Göppingen. Die Pflegebeauftragte der SPD-Fraktion sagt auf BNN-Anfrage: „Sechs Euro sind zu hoch und kein marktgerechter Preis. Es muss sich etwas ändern. Das führt sonst zu einem Imageverlust der Apotheken.“
Auch der Bund der Steuerzahler hält die Summe für zu hoch. „Dass der Staat die Abgabe von stark bezuschussten Masken an Risikogruppen veranlasst hat, war bei näherem Hinsehen teurer als nötig“, sagt Sprecherin Hildegard Filz. „Am Ende sollen fast drei Milliarden Euro Steuergeld ausgegeben werden – für eine Anzahl Masken, die am Markt weniger als ein Drittel dessen gekostet haben.“
Kritik kommt sogar von Apothekern
Sogar einzelne Apotheker teilen diese Kritik. „Diese Vergütung von sechs Euro brutto ist völlig unangemessen und ein Skandal“, sagte ein Apotheker aus Niedersachsen der Zeitung „Die Welt“. Eine Bereicherung bei Pandemieware sei moralisch verwerflich.
Der Landesapothekerverband (LAV) Baden-Württemberg verteidigt hingegen die großzügige Erstattungsregelung. „Wir erfüllen einen Versorgungsauftrag“, sagt LAV-Sprecher Frank Eickmann, das sei keine übliche Marktsituation. Das Schutzmaskenhonorar mit dem Handelspreis zu vergleichen, sei „zu kurz gesprungen“. Die Beratung der Kunden sowie die Vorgabe eines ständigen Vorrats sei ebenfalls Teil dieses Auftrags. Die Pauschalerstattung von sechs Euro helfe den Apothekern bei der Kalkulation.
Erhebung des Marktpreises von Anfang Oktober
Im Bundestag kommt nicht nur von der SPD, sondern auch von den Grünen Kritik. Deren gesundheitspolitische Sprecherin Maria Klein-Schmeink stellte schriftliche Fragen zur Preisfindung. Aus den Antworten geht hervor, dass das Bundesgesundheitsministerium Anfang Oktober des vergangenen Jahres von einem durchschnittlichen Marktpreis von 4,29 Euro pro Maske ausging. Hinzu kämen für die Apotheken die Beratung des Kunden und die finanziellen Risiken bei der Beschaffung eines Vorrats.
Das Honorar ist überholt.Heike Baehrens, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Göppingen
Die SPD-Abgeordnete Baehrens zeigt für die damalige Berechnung Verständnis. Der Handelspreis für FFP2-Masken sei angestiegen, auch weil die bayerische Landesregierung mit einer FFP2-Maskenpflicht – etwa im ÖPNV – vorgeprescht war. „Man wollte die Versorgung sicherstellen“, sagt Baehrens. „Jetzt gibt es aber eine andere Marktentwicklung“, so die SPD-Abgeordnete. „Das Honorar ist überholt.“
Offenbar sieht das inzwischen auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) so. Denn bei einer Pressekonferenz am Donnerstag, bei der es um Maskengutscheine für Sozialhilfeempfänger ging, antwortete er auf die Frage einer Journalistin: Der Erstattungsbetrag für Apotheker solle gekürzt werden – auf einen noch unbekannten Betrag unter sechs Euro.