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100 Tage nach dem EU-Austritt

Probleme mit Käse, dafür Spott: Deutsch-Britin aus Waldbronn vom Brexit genervt

Die Deutsch-Britin Glynis Weber aus Waldbronn erlebt, wie sich die Stimmung zwischen Briten und Deutschen seit dem Brexit verschärft hat. Die 67-Jährige hofft, dass bessere Regelungen die Stimmung verbessern – auch in eigenem Interesse.

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Glynis Weber aus Waldbronn besitzt die deutsche und britische Staatsbürgerschaft. Foto: Alexei Makartsev

Natürlich kann Glynis Weber in einem Supermarkt bei Waldbronn Käse kaufen. Auch Cheddar, das ist in einer globalisierten Welt kein Problem. Aber er schmeckt eben nicht so wie in Großbritannien. Seit dem 1. Januar kann Weber ihren Käse nicht mehr mit von der Insel nach Waldbronn bringen. „Da ärgere ich mich“, sagt die 67-Jährige, und muss selbst ein bisschen lachen. Es ist nur ihr Lieblingskäse, nur ihr Lieblingsbacon, ihre Lieblingsschokolade. Aber seit dem Brexit vor 100 Tagen gebe es Probleme mit dem Zoll.

Weber stammt aus der westbritischen Stadt Ormskirk und lebt seit vier Jahrzehnten in Waldbronn. Sie fühlte sich schon immer integriert, doch den deutschen Pass beantragte sie erst, als alles auf den Brexit zulief. 2019 nahm sie ihn gerührt und mit Tränen in den Augen entgegen.

Zurzeit ist Weber aber nicht einfach Deutsch-Britin, sondern mehr Deutsche als Britin. Die Stimmung der Engländer gegen die EU und vor allem gegen Deutschland sei sehr gereizt, sagt sie. „Ich bin zutiefst enttäuscht davon, es ist wie ein Fußballspiel England gegen Deutschland.“

Schnelleres Vorgehen beim Impfstoff: Briten sind froh über EU-Austritt

Die Briten seien heilfroh, in der Pandemie aus der Europäischen Union ausgetreten zu sein. Die Hälfte der Erwachsenen sind dort bereits geimpft. „Sie sind froh, dass sie nichts mehr mit der EU zu tun haben“, berichtet Weber nach Gesprächen mit britischen Freunden. Und die EU würden sie vor allem mit Deutschland verbinden. Dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Deutsche ist, verstärke das Bild natürlich.

Natürlich wünsche sie sich auch mehr Impffortschritt in der EU, betont Weber. Aber sie wolle auch keinen britisch-deutschen Ärger. „Ich verteidige Deutschland dann immer.“

Zumindest beide Seiten seien von der Bürokratie verärgert, die der Brexit mit sich brachte. „Da sehe ich nur Nachteile und so kann es auch nicht weitergehen.“ Weber hofft, dass sich auch die Stimmung entspannt, wenn bessere Regelungen gefunden werden. „Wenn das aus dem Weg geräumt ist, geht es besser“, sagt sie.

Im August wolle sie, wenn möglich, wieder Freunde und Familie in England besuchen. Und auf dem Rückweg einen richtigen Cheddar-Käse mitnehmen. „Ich werde einen Weg finden“, sagt sie.

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