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LKA warnt

Fake News: Giftige Koranverse auf CD sind eine Erfindung

Das Landeskriminalamt von Baden-Württemberg warnt vor Falschnachrichten über gefährliche Briefsendungen, die auf WhatsApp und in den sozialen Netzwerken verbreitet werden.

Facebook-Nachricht, die auf angeblich giftige CDs verweist.
Schnee von gestern: Bereits vor sieben Jahren wurden in den sozialen Medien Meldungen über angeblich vergiftete CDs in der Post verbreitet. Nun machen sie in leicht veränderter Form wieder die Runde. Foto: Screenshot Facebook

Diese WhatsApp-Warnung hat es in sich: Manche Menschen würden aus ihren Briefkästen CDs in Briefumschlägen herausholen, auf denen Texte und Lieder aus dem Koran aufgenommen seien. Und weiter: Die Datenträger seien mit einer Chemikalie behandelt worden, die die Atemwege lähme. Deshalb hätten sich einige Betroffenen in Krankenhäusern behandeln lassen müssen. Klingt gefährlich? Keine Panik: Die angeblichen Vorfälle mit den vergifteten Briefen sind frei erfunden.

Nach Informationen unserer Redaktion war die alarmierende Falschnachricht im Messengerdienst und in sozialen Netzwerken dennoch ein Thema auf dem jüngsten Führungstreffen im Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg. Als sich herausstellte, dass mehrere Sitzungsteilnehmer die virale Giftwarnung auf ihren Handys erhalten haben, beschloss die Runde, sich an die Öffentlichkeit zu wenden.

Polizei gibt Entwarnung: Niemand vergiftet

„Der Polizei ist kein Fall bekannt, bei dem ein solcher Brief irgendwo verteilt wurde“, heißt es in einer LKA-Mitteilung. „Auch befindet sich niemand deswegen im Krankenhaus.“ Wer eine WhatsApp-Nachricht mit diesem Inhalt bekomme, solle sie nicht weiterleiten, mahnt die Polizei. Das gelte auch für den Fall, wenn Familienmitglieder oder Freunde sie geschickt hätten. Denn es handele sich um einen typischen Fall von Fake News.

Vermeintlich vergiftete CDs mit Koran-Zitaten im Umlauf, während Israel einen Krieg gegen die radikalislamische Terrororganisation Hamas führt – gibt es da einen Zusammenhang? Nein, sagt LKA-Sprecher David Fritsch. „Das ist ein Zufall. Wir sehen keinen Bezug zum aktuellen Nahostkonflikt.“ Laut dem Kriminaloberrat ist die Nachricht auch nicht neu: Bereits 2016 zirkulierten im Internet Nachrichten über „durchsichtige Tüten“ mit angeblich vergifteten CDs oder Zetteln in der Post.

Auf dem bekannten Internet-Portal Correctiv findet man ein Beispielbild von einer solchen Briefsendung mit der Aufschrift: „Klassische Weihnachtsmusik mit einer Geschichte“. „Achtung“, steht über dem Foto eines Briefs, der eine CD mit „Liedern und Aussagen aus dem Koran“ enthalten soll. Diese sei mit einer „chemischen Substanz bearbeitet“.

Laut Correctiv sei auf dem Briefumschlag das Logo der Stiftung „Menschen für Menschen“ zu erkennen. Die Stiftung habe Ende 2016 erklärt, tatsächlich per Post CDs mit Weihnachtsmusik an Spenderinnen und Spender versandt zu haben – aber natürlich ohne Gift. Die Falschnachricht sei eine „Verunglimpfung“, schreiben die Faktenchecker. 

Die Verfasser von Fake News spielen bewusst mit den Ängsten der Menschen.
David Fritsch
Landeskriminalamt Baden-Württemberg

Laut David Fritsch weiß die Polizei bis heute nicht, wer hinter derlei Fakes steht. Das lasse sich auch kaum ermitteln. „Solche Nachrichten werden immer wieder gestreut, um die Menschen zu verunsichern“, erklärt der LKA-Vertreter. „Ihre Verfasser spielen offensichtlich ganz bewusst mit Ängsten und freuen sich, wenn Panik entsteht.“

Er erinnert an einen weiteren Fake-News-Klassiker über einen weißen Kleinbus, der vor den Schulen stehe, mit verdächtigen Personen, die kleine Kinder ansprechen würden. „Diese hochemotionale Nachricht ist immer wieder im Umlauf. Wenn wir das feststellen, reagieren wir sofort und versuchen, den Menschen die Angst zu nehmen“, sagt Fritsch. Nach seinen Worten gehen die Polizisten dann auch in Schulen, um das Gefühl der Sicherheit zu vermitteln.

Wer sich dennoch durch falsche Warnungen verunsichert fühlt, sollte als Erstes die Quelle überprüfen, rät der Polizeibeamte. „Von wem kommt die Nachricht, wie ist die Person an diese Fakten gekommen, stimmen sie überhaupt? Das sind einige der Fragen, die man sich stellen kann.“ Er ermutigt in solchen Fällen auch, sich an die Polizei zu wenden. „Auch wenn es keinen Straftatbestand gibt, sprechen Sie uns gerne an“, bittet Fritsch. „Es ist für uns wichtig, solche Informationen zu erhalten.“

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