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Online statt Papier

Zentrales Kundenportal soll kommen: Auf dem Weg zur digitalen Rente

Noch kommen die aktuellen Rentenbescheide mit der Post. Um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren, baut die Rentenversicherung für 20 Millionen Euro ihre Online-Dienste aus. Künftig sollen alle Leistungen über ein Kundenportal angeboten werden.

ARCHIV - ILLUSTRATION - Eine Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung liegt am 15.11.2010 auf einem Schreibtisch in Berlin. Die Renten steigen am 1. Juli deutlich - im Osten um 2,26 Prozent, im Westen um 2,18 Prozent.  Foto: Franz-Peter Tschauner dpa (zu dpa 40947 am 12.03.2012) +++ dpa-Bildfunk +++
Papierlose Rente: Noch versendet die Rentenversicherung ihre Bescheide und Informationen mit der Post. Das soll sich ändern. Foto: Franz-Peter Tschauner/dpa

Die Zahlen sind gewaltig. Jahr für Jahr bedruckt und versendet alleine die Deutsche Rentenversicherung Bund 187 Millionen Blatt Papier. So erhalten die rund 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner jährlich ihren aktuellen Rentenbescheid, der über die jeweilige Erhöhung der Altersbezüge informiert.

Gleichzeitig gehen an die 40 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die regelmäßig zu erstellenden Renteninformationen, die Auskunft über die bereits erworbenen Anwartschaften und die mögliche Höhe der zukünftigen Rente geben.

Und nicht zuletzt müssen unzählige Briefe, Anfragen und Anträge beantwortet oder Verwaltungsvorgänge dokumentiert werden. „Und wir wissen nicht, wie viel davon gelesen oder hinterher eingescannt wird“, gibt Stephan Fasshauer, Direktor der Deutschen Rentenversicherung Bund, am Donnerstag in Würzburg selbstkritisch zu.

Aufbau eines „digitalen Ökosystems“ für die Rentenversicherung

Da die Rentenversicherung nicht nur von dem damit verbundenen Verwaltungsaufwand, sondern auch von den aktuellen Problemen auf dem Papiermarkt und den massiven Kostensteigerungen betroffen ist, forciert sie nach den Worten Fasshausers den Aufbau eines umfassenden „digitalen Ökosystems“, um ihre Kundendienste auszubauen und gleichzeitig zu verbessern.

Alle Vorgänge werden vereinfacht und beschleunigt.
Stephan Fasshauer, Direktor der Rentenversicherung

Alle über 60 Millionen Versicherten sowie Rentnerinnen und Rentner sollen künftig ihre Daten auf relativ einfachem und unkompliziertem Wege einsehen, überblicken und verwalten, online Beratungstermine vereinbaren, auf elektronischem Wege mit der Rentenversicherung kommunizieren und ihre Anträge am PC oder dem Smartphone stellen können, verspricht Fasshauer.

„Dadurch werden alle Vorgänge vereinfacht und beschleunigt und unsere Kundinnen und Kunden erhalten alle Leistungen rund um ein Bedarfsfeld in einer Übersicht.“

300.000 Online-Anträge pro Jahr bei der Rentenversicherung seit der Corona-Pandemie

Zwar hat die Rentenversicherung schon 1998 die Möglichkeit geschaffen, Anträge online zu stellen, doch in der Vergangenheit spielte dieses Verfahren nur eine marginale Rolle. Erst durch die Corona-Pandemie nahm die Nutzung stark zu und verdreifachte sich von 2020 bis 2022 auf mittlerweile 300.000 Anträge pro Jahr.

Und der „Rentenschätzer“, der auf schnellem Wege mit einigen wenigen Basisdaten errechnet, mit welchen Bezügen man im Ruhestand rechnen kann, wurde 2021 mehr als 1,5 Millionen Mal genutzt, in diesem Jahr auch schon mehr als eine Million Mal. „Wir sind also gut unterwegs, aber haben doch noch einiges vor uns“, sagt Fasshauer.

Eine zentrale Rolle auf dem Weg zur digitalen Rolle spielt dabei das „Once Only Prinzip“, wonach die Bürgerinnen und Bürger bestimmte Basisdaten nur ein einziges Mal zentral eingeben müssen. Über ein zentrales bundesweit einheitliches Nutzerkonto, über das die Authentifizierung durchgeführt wird, soll es dann möglich sein, die Dienste aller Ämter und Behörden in Anspruch zu nehmen.

Bei Bedarf und nur auf mit der ausdrücklichen Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger soll es dann auch möglich ein, Daten zwischen den Verwaltungen auszutauschen. „Wir geben von uns aus keine Daten weiter“, so Fasshauer.

Direktor der Rentenversicherung: Beim E-Rezept habe die Ampelkoalition „Schiffbruch erlitten“

Deutliche Kritik übt der Direktor der Rentenversicherung in diesem Zusammenhang an der regierenden Ampelkoalition. „Wir sehen noch einen großen Handlungsbedarf der Bundesregierung, einen sicheren und einfachen Zugang für alle Verwaltungen und auch für uns bereitzustellen.“ So habe die Regierung im Gesundheitsbereich mit dem Scheitern des E-Rezeptes gerade „Schiffbruch erlitten“.

Zudem sollte nach seiner Ansicht das Schutzniveau einzelner Leistungen kritisch hinterfragt werden. So sei es den Versicherten kaum zu vermitteln, warum beispielsweise sensible Steuerdaten über die Online-Plattform „Elster“ einfach verarbeitbar und zugehörige digitale Leistungen mit einem geringen Schutzniveau zugänglich sind, dies aber nicht für die Höhe der erwartbaren gesetzlichen Rente gelte.

Große Hoffnungen setzt die Rentenversicherung dagegen auf ein anderes Projekt der Regierung – die im Koalitionsvertrag vereinbarte digitale Rentenübersicht. Für Fasshauer ist dies ein „Meilenstein einer eigenverantwortlichen Altersvorsorge“.

Durch sie erhalten alle Bürgerinnen und Bürger einen Gesamtüberblick über ihre Ansprüche aus der gesetzlichen, der betrieblichen und ihrer privaten Vorsorge. „Da geht es um Milliarden Daten, das ist sehr komplex und sehr aufwendig.“

Testphase startet im kommenden Jahr

Dennoch könne bereits im kommenden Jahr eine erste zwölfmonatige Testphase mit freiwillig teilnehmenden Vorsorgeeinrichtungen starten. Testpersonen sollen ab Sommer 2023 das Portal überprüfen, um es weiter zu verbessern.

Insgesamt beziffert Fasshauer die Kosten für den digitalen Umbau der Rentenversicherung auf rund 20 Millionen Euro. Seine Erwartungen sind hoch: „Unser Ziel ist es, die Daten für unsere Kundinnen und Kunden arbeiten zu lassen.“

Dadurch würden alle entastet – die Versicherten, die Rentnerinnen und Rentner sowie die Beschäftigten der Rentenversicherung.

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