Die Sparkasse Offenburg/Ortenau hat im vergangenen Jahr erstmals die Bilanzsumme von fünf Milliarden Euro überschritten.
Was auf den ersten Blick wie eine Erfolgsmeldung klingt, löst bei Vorstandschef Helmut Becker nur gedämpfte Begeisterung aus.
Denn das Wachstum entstand vor allem durch eine massive Zunahme der Kundengelder auf mehr als 3,8 Milliarden Euro. „Eine Schwemme an Einlagen“, kommentierte Becker, der nicht so recht weiß, wohin mit dem vielen Geld.
Institute geraten unter Druck
Denn nachdem sich die Negativzinsen auf breiter Front durchgesetzt haben, geraten die Banken immer mehr unter Druck. „Die Erträge brechen weg“, beklagt Becker.
Dass sich inzwischen die komplette Zinswelt im Negativen bewege, nannte er „das große Problem, mit dem sich die Banken jetzt beschäftigen müssen“. Es seien sehr ungewöhnliche Zahlen, die die Sparkasse in der Bilanz des Jahres 2020 zu vermelden habe.
Allein drei Milliarden Euro verwalte man von Privatkunden, und auch die öffentliche Hand scheint einiges auf der hohen Kante zu haben. Kommunale und andere öffentliche Haushalte hätten 18 Prozent mehr bei der Sparkasse eingezahlt als noch ein Jahr zuvor. „Ein deutliches Indiz“, so Becker, „dass unsere Kunden nicht bei Greensill angelegt haben“.
Niedrige Zinsen bereiten Probleme
Die niedrigen Zinsen sind nicht nur ein Problem der Sparkasse. Nachdem das Offenburger Institut bereits seit 2016 so genannte „Verwahrentgelte“ für Unternehmensguthaben in Rechnung stellt - und seit Februar 2020 auch für neue Privatkunden – müssen jetzt alle halbwegs vermögenden Sparkassenkunden für ihre Guthaben in die Tasche greifen.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Karl Bähr kündigte Negativzinsen für alle vom 1. Juli diesen Jahres an. Das letzte Wort ist auch damit noch nicht gesprochen: „Ich bin kein Prophet, wenn ich sage dass das erst der Einstieg sein wird.“
Für die Kunden gebe es einen Freibetrag von 100.000 Euro, zudem werde man sie so beraten, dass möglichst gar keine Verwahrentgelte anfallen, sagte Bähr bei der Bilanzpressekonferenz am Freitag. Dabei werde man auch Anlagen zu einer Partnersparkasse im Ausland vermitteln, die noch positive Zinsen zahle.
Zahl der Banken sinkt
Generell allerdings warnt die Sparkasse, auch angesichts der Greensill-Pleite, davor, das Geld zu sorglos im Ausland zu parken. Man könne natürlich niemanden davon abhalten, sein Guthaben beispielsweise in Bulgarien anzulegen und auf die dortige Einlagensicherung zu vertrauen.
Doch es bleibe ein Restrisiko: „Ob der bulgarische Staat bei einem Ausfall der Einlagensicherung sagt, wir finanzieren mit unserem Steuergeld die gierigen deutschen Sparer, das wird sich erst zeigen, wenn es so weit ist“.
Offen ließ Vorstandschef Helmut Becker, ob auch die Sparkasse nach der Großfusion der Volksbank in der Ortenau mit der Volksbank Schwarzwald Baar Hegau nach neuen Partnern suche. Generell aber gebe es immer weniger Banken.
Von 2007 bis heute sei die Zahl der Kreditinstitute in Deutschland um 22 Prozent zurückgegangen. In anderen europäischen Ländern sei dieser Trend noch deutlicher sichtbar. In Holland zum Beispiel hätten sich fast drei Viertel der selbstständigen Kreditinstitute in dieser Zeit vom Markt verabschiedet.