Stop and Go bei der Mercedes-Benz-Produktion: Abermals bremst der Chipmangel den Autobauer Daimler in diesem Jahr aus. Neben Bremen ist auch das Werk in Rastatt in dieser Woche wieder von Kurzarbeit betroffen. Allerdings stehen in Baden im Gegensatz zu Bremen nur in Teilbereichen die Bänder still.
Welche, gab der Konzern nicht preis, nur so viel: Die Produktion des Elektrofahrzeugs EQA sei nicht betroffen. „Die EQA-Produktion läuft uneingeschränkt weiter. Die Mercedes-EQ Elektrooffensive hat weiterhin höchste Priorität“, so Sprecherin Birgit Zaiser. Und wie beim letzten Stillstand vor einigen Wochen heißt es auch diesmal wieder: „Wir fahren auf Sicht von Woche zu Woche. Die Situation ist extrem volatil, wir agieren flexibel.“
Gegenwärtig bestehe weltweit ein Lieferengpass an bestimmten Halbleiterkomponenten. „Wir sind in engem Austausch sowohl mit unseren direkten also auch mit den Halbleiter-Lieferanten und passen falls nötig unsere Fahrweisen in einzelnen Werken an.“
Daimler will in Rastatt das Lieferanten-System optimieren
Mit 6500 Beschäftigten ist das Mercedes-Benz-Werk in Rastatt einer der größten Arbeitgeber in der Region. Zahlreiche Zulieferer sind von der Abnahme in Rastatt abhängig. Außer für einen Großteil der Beschäftigten in Bremen und Teilbereichen in Rastatt ist aktuell auch das Werk im ungarischen Kecskemét von Kurzarbeit getroffen.
Um das System für die Zukunft robuster zu machen, intensiviere Daimler die Abstimmungen mit den direkten Lieferanten als auch mit den Halbleiter-Lieferanten.
„Maßnahmen sind beispielsweise konkretere Vereinbarungen zu Lieferabnahmen, verlängerte Planungszyklen, sowie der Aufbau von Sicherheitsbeständen an verschiedenen Stellen der Lieferkette und multiple Bezugsquellen“, sagte eine Sprecherin zur Krisenbekämpfung in der Einkaufspolitik.
Folgen der Corona-Pandemie verantwortlich für Lieferengpässe und Chipmangel
Die Engpässe bei den Elektrobauteilen gehen unter anderem immer noch auf die Folgen der Corona-Pandemie zurück. Zunächst waren die Autoproduktion und der Bedarf an Halbleiter-Komponenten rückläufig, während Unterhaltungselektronik boomte. Als in der zweiten Jahreshälfte die Autoproduktion wieder stark anzog, entstanden Lieferschwierigkeiten auf dem Chipmarkt.
Wir haben noch eine schwierige Zeit vor uns.Ferdinand Dudenhöffer, Center Automotive Research (CAR)
Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) sieht kurzfristig kaum Entspannung in der Chipkrise. „Wir haben noch eine schwierige Zeit vor uns, die durch Hamstereffekte, die wir vom Klopapiermangel in der Krise kennen, noch verstärkt wird.“
Dudenhöffer sieht die Autohersteller zu einem Teil auch selbst für die Krise verantwortlich: Sie agierten zu kurzfristig im Einkauf und hätten nur die aktuellen und kommenden Modelle im Blick – aber nicht bereits die übernächsten Bedarfe. Er erachtet die Einführung von künstlicher Intelligenz in den Einkaufsabteilungen für nötig, um die Prozesse vorausschauender steuern zu können.
Der Startschuss für den Ausbau der Kapazitäten bei der Halbleiterproduktion sei jetzt gefallen. Bis er sich auswirke, gingen allerdings drei Jahre ins Land.