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Weltrekordversuch in Neuenbürg

Extremsportlerin Tanja Höschele joggt bis Dienstag durch

Zuletzt versaute ihr ein Fehler des Rekordinstituts den Triumph. Jetzt nimmt Tanja Höschele aus Schwann wieder Anlauf auf den Weltrekord. Bis Dienstagnachmittag will sie in Neuenbürg auf dem Laufband 364 Kilometer binnen 48 Stunden absolvieren. Ihre zahlreichen Unterstützer fiebern seit Sonntagnachmittag mit.

Extremsportlerin Tanja Höschele aus Straubenhardt-Schwann peilt den nächsten Weltrekord an.
Extremsportlerin Tanja Höschele nimmt Anlauf auf einen neuen Weltrekord: Im alten Volksbankhaus in Neuenbürg startete sie am Sonntagnachmittag auf dem Laufband. Bis Dienstagnachmittag will sie 364 Kilometer absolvieren. Dafür hat sie 48 Stunden Zeit. Foto: Claudia Kraus

Langsam wächst die Aufregung bei Tanja Höschele. Eine Stunde vor dem Anlauf auf ihren nächsten Weltrekord am Sonntagnachmittag hat ein emsiges Helferteam den Raum im alten Volksbankhaus in Neuenbürg in eine Art Wettkampfzone verwandelt.

Uhr und Fernseher sind aufgebaut, Getränke und Snacks zur Stärkung liegen im Nebenzimmer, und zur Sicherheit stehen Ersatzlaufbänder bereit. Fühlt sie sich fit? „Nicht so ganz“, sagt sie tapfer lächelnd. Die Achillessehne schmerze ein bisschen. Aber: „Irgendwas ist immer.“

Punkt 16 Uhr ertönt das Startsignal

Doch das mindert ihre Entschlossenheit nicht, auf dem Laufband binnen 48 Stunden die angepeilten 364 Kilometer zu reißen für einen neuen Weltrekord, der möglichst auch einen Eintrag ins „Guiness“-Buch finden soll.

Punkt 16 Uhr ertönt das Startsignal, und während sie die ersten Meter hinter sich lässt, ist das Lächeln auf ihrem Gesicht noch immer da. Am Dienstag, 3. Oktober, um die gleiche Uhrzeit, wird Höschele wissen, ob sie ihr Ziel erreicht hat.

Bis dahin werden etliche Menschen alles dafür tun, damit es der 51-Jährigen an nichts fehlt. Ehemann Sven Höschele wird Suppe bringen, die Söhne Nico und Silas wollen abwechselnd vorbeischauen. Freundin Nicole Prauss wird rund um die Uhr da sein zur psychischen Unterstützung. „Ich kann mich bedienen lassen“, hat die Ausdauersportlerin zuvor scherzhaft eingeworfen. „Ich muss nur laufen.“

In Neuenbürg hat die Extremsportlerin ein Heimspiel

Auch wenn Höschele aus Schwann stammt, ist der Austragungsort in Neuenbürg für sie praktisch ein Heimspiel. Sie arbeitet im Hauptamt der Stadt, und am Montagmorgen wollen die Kolleginnen ihre erste Kaffeepause vom Rathaus in die Volksbank verlegen. Sie freut sich darauf. Läuft alles – und läuft sie selbst – nach Plan, so hat sie dann das erste Drittel ihrer Strecke hinter sich.

Den Rekord auf dem Laufband hatte Höschele schon im Frühjahr angesteuert. Sie schaffte damals über 324 Kilometer in 48 Stunden und glaubte den Rekord in der Tasche zu haben. Nach einigen Tagen dann die riesengroße Enttäuschung: Das zuständige Institut in Deutschland hatte einen Fehler gemacht und ihr eine falsche Zahl genannt.

Sport treibt Höschele seit Jahren. Kleine Strecken zu Beginn wurden immer länger, führten irgendwann zum Marathon. Aber das Laufen im Pulk ist nicht so ganz ihr Ding. Besser gefällt ihr der Ultra-Marathon mit weniger Menschen und längeren Strecken. Oder eben das Laufen auf dem Band. Im geschlossenen Raum immer auf derselben Stelle zu joggen und ohne Abwechslung durch die Natur zu haben, findet sie überhaupt nicht monoton. „Es ist ähnlich, wie wenn man draußen für sich allein läuft, und man hat sogar weniger Ablenkung. So kann ich meinen Trott machen.“

Sollte es beim Joggen auf dem Band mal langweilig werden, sieht Höschele sich einen Film an, oder guckt Fußball. Das wird sie auch in den kommenden Stunden tun. Die legendäre Einsamkeit des Langstreckenläufers dürfte Höschele nicht befallen, dafür werden all die Menschen um sie herum sorgen.

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