Skip to main content

Notdienst-Apotheke für Silvester gerüstet

Fehlende Medikamente: Lage in Pforzheim und im Enzkreis hat sich nicht verbessert

Lieferengpässe, fehlende Medikamente und viele Kunden: Daran hat sich auch nach Weihnachten nichts geändert Im Gegenteil: Mancherorts hat sich die Lage noch verschärft.

Mensch liegt im Hintergrund mit vorgehaltenem Taschentuch im Bett. Im Vordergrund stehen Medikamente.
Medikamente Mangelware: Die Lage der Apotheken mit Lieferengpässen hat sich in Pforzheim und Enzkreis noch nicht gebessert. Foto: Susann Prautsch/dpa

Die Situation habe sich nicht entspannt, sagt Christian Kraus. Er ist Inhaber von drei Apotheken in Pforzheim und einer in Straubenhardt-Schwann. Er berichtet vom Notdienst der Christoph-Apotheke in der Pforzheimer Nordstadt an den Weihnachtsfeiertagen.

Zwischen dem ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag-Notdienst versorgte die Apotheke über 400 Kunden, davon allein 110 zwischen 18.30 Uhr und 8.30 Uhr. Die Ursachen: Grippe, Erkältungen und Magen-Darm-Infekte.

„Wir gehen auf dem Zahnfleisch“, sagt Inhaber Andreas Plommer. Kraus, der unter anderem auch Beirat im Landesapothekerverband Baden-Württemberg ist, rechnet nicht damit, dass sich die Lage bis zur Jahreswende grundsätzlich verbessert. Das könnte erst der Fall sein, wenn die Grippe- und Erkältungswellen abflauen.

Zuletzt waren wie berichtet Medikamente für Kinder wie Zäpfchen und Fiebersaft nicht mehr lieferbar. Aber auch Arznei für chronisch kranke Patienten waren vielerorts schwer erhältlich.

E-Mail an Abgeordnete geschrieben

Um auf die Situation im deutschen Gesundheits- und Apothekensystem aufmerksam zu machen, hat Kraus eine E-Mail an die Pforzheimer Abgeordneten geschrieben.

Mit Bundestagsmitglied Gunther Krichbaum (CDU) und Landtagsabgeordneter Hans-Ulrich Rülke (FDP) habe er ausführliche Gespräche geführt, berichtet Kraus.

Der Apotheker hofft, dass die beiden Politiker seine Sorgen und Anregungen an ihre jeweiligen Fraktionen weitergeben.

Auch die Bundestagsmitglieder Katja Mast (SPD) und Stephanie Aeffner (Grüne) hat Kraus eingeladen, in einer seiner Apotheken vorbeizukommen, um die Probleme im Alltag vor Ort zu erleben.

Notfallapotheke für Silvester gut gerüstet

An Silvester hat die Schwanner Apotheke von Kraus Notdienst. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt Kraus. Die Medikamente, die an Silvester traditionell gebraucht werden könnten, wie etwa Brandsalbe, seien auf Lager. „Ich hoffe, dass die Leute an Silvester vernünftig sind“, sagt Kraus mit Blick auf Feuerwerk und Böllerei.

Ich hoffe, dass die Leute an Silvester vernünftig sind.
Christian Kraus, Apotheker

Auch Apotheken im Enzkreis haben seit Monaten mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Melanie Walser, Apothekerin der Knittlinger Post-Apotheke, teilt mit, dass sich die Lage in den vergangenen zehn Tagen eher noch verschlechtert hat.

Antibiotika, Schmerzmittel und Cholesterinsenker seien derzeit kaum zu bekommen. Medikamente selbst herzustellen sei ebenfalls schwierig, weil zum Teil auch die Rohstoffe nicht erhältlich seien. „Die Lieferkette ist noch durch Corona gestört“, sagt die Apothekerin.

Hinzu komme, dass der Bedarf derzeit extrem gestiegen sei. Etwas abgenommen habe zwischen den Jahren die Zahl der Kunden in der Apotheke. Das hänge damit zusammen, dass viele verreist und Hausärzte im Urlaub seien. Walser hofft, dass sich die Lage entspannt, wenn die Grippe- und Erkältungswelle endgültig abebbt. Insgesamt deute sich das jetzt schon an.

Es ist derzeit wie bei einem Überraschungs-Ei.
Miriam Billeri, pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte

Manche Sachen seien erst nicht lieferbar und dann wieder doch: „Es ist derzeit wie bei einem Überraschungs-Ei“, beschreibt Miriam Billeri von der Birkenfelder Markt-Apotheke die Situation.

Im Kinderbereich habe die Apotheke zuletzt Hustensäfte selbst hergestellt und alle Kunden versorgen können, sagt die pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte.

nach oben Zurück zum Seitenanfang