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20 Stände

Fachkräfte händeringend gesucht: Großer Andrang bei der Ausbildungsbörse in Knittlingen

Arbeitsagentur und Schulen arbeiten Hand in Hand, um Jugendliche fürs Handwerk zu begeistern. Wie das geht, zeigt sich in Knittlingen.

Ausbildungsbörse Knittlingen
Ausbildungsbörse Knittlingen Foto: Eva Filitz

Im Neubau der Dr. Johannes Faust-GHR-Schule ging am Samstag die 24. Ausbildungsstellenbörse über die Bühne. Insgesamt 36 Aussteller aus Knittlingen und der Region von Bretten bis Pforzheim hatten keine Mühe gescheut, sich in der kurzen Zeit von 9.30 bis 13 Uhr in Bestform zu präsentieren.

20 Stände bei Knittlinger Ausbildungsbörse

Vertreten waren mit insgesamt 20 aufwendig gestalteten Ständen, besetzt mit fachkompetentem Personal, die Agentur für Arbeit, Bundeswehr und Polizei, Banken und Krankenkassen, städtische Verwaltungen, berufliche Schulen, Krankenpflegeschule und Pflegeeinrichtungen, kaufmännische und handwerkliche Ausbildungsbetriebe.

Das breiteste Spektrum an Berufsfeldern boten die 16 technischen Betriebe. Diese schon traditionelle Börse genießt in weitem Umkreis einen guten Ruf. Veranstalter waren auch in diesem Jahr der Gewerbe- und Verkehrsverein Knittlingen, die Dr. Johannes Faust-GHR-Schule, die Stadt Knittlingen und die Agentur für Arbeit Pforzheim.

Rektor Thomas Ratgeb und Bürgermeister Alexander Kozel eröffneten die Börse, konnten schon da viele Besucher begrüßen. Beide betonten, wie wichtig es ihnen sei, den ihnen anvertrauten Schüler Wege in eine gesicherte Zukunft aufzuzeigen. Nur eine gute Ausbildung könne dies gewährleisten. Empfehlenswert sei es, sich möglichst viele Stände anzusehen und sich individuell beraten zu lassen.

Bericht über die Situation an der Schule

Wenig später fand ein Pressegespräch im Börsencafé statt. Hier waren die Klassen 7b und 7c im Einsatz. Über die Ist-Situation an der Schule berichteten der Schulleiter Konrektorin Kirsten Knoll, Lehrer und BO-(Berufliche Orientierung) Beauftragter Marc Sautter.

Von den insgesamt 703 Schülern und Schülerinnen (SuS) besuchen 512 die Realschule. Für deren SuS der Klassen 8 bis 10, eingestuft auf G- und M-Niveau, war der Besuch teils Pflicht. Sie erhielten einen Flyer, auf dem Firmen den Kontakt und das Gespräch per Stempel bestätigten. Im späteren Unterricht wurde die „Ausbeute“ dann ausführlich besprochen.

Viele der aktuellen Probleme bei der Ausbildungssuche wurden am Aktionstag deutlich: Nahezu in allen Branchen werden fast schon verzweifelt Auszubildende gesucht. Die Achtklässler benötigen pro Schulhalbjahr einen Praktikumsplatz. Die Neunt- und Zehntklässler einen Ausbildungsplatz, sofern sie nicht eine weiterführende Schule besuchen wollen. 

Sautter nannte als Beispiel Zahlen: „Von 74 Schülerinnen und Schüler der zehnten. Klassen machen 32 eine Ausbildung. 20 haben schon eine feste Zusage.“

Organisatoren sind zufrieden

Bürgermeister Kozel war sehr zufrieden über die große Zahl der Aussteller und wünschte allen einen zufriedenstellenden Börsenbesuch. Es scheine sich eine Trendwende vom Studium zum Handwerk abzuzeichnen. Weniger Studierende könnten mehr Auszubildende bedeuten.

Stadträtin Gisela Dannecker freute sich, dass viele Eltern ihre Kinder begleiteten. Dagegen seien die Elternabende in der Schule oft schlecht besucht. Katharina Haberstroh, eine ehemalige Schülerin der Faust-Schule, vertrat die Innung Maschinen- und Werkzeugbau, die ebenfalls Mangel an Auszubildenden habe.

Hagen Jarzambek, Vorsitzender des Gewerbevereins Knittlingen sieht die Börse als Symbiose zwischen den Betrieben und den Heranwachsenden, die vor dem Beginn des Berufslebens stehen. „So unbürokratisch wie hier hautnah Berufe, weiterführende Schulbilder und andere Institutionen kennenzulernen ist einmalig, auch die weiterführenden Vorträge verschiedener Firmen“, sagte er. „An den Ständen beraten auch aktive Auszubildende, was eine Kommunikation auf Augenhöhe mit den Rat suchenden Schülern ermöglicht“. Viele Jugendliche hätte auch schon einen Ausbildungsplatz gefunden.

Einer davon ist Jan Aldinger, nun im dritten Lehrjahr bei Firma Heimberger CNC Frästechnik. „Nach einer Börse wie heute habe ich mich direkt bei dieser Firma beworben, arbeite sehr gerne hier und nach meinem Lehrabschluss möchte ich auch bleiben. Es macht Spaß, den Schülern von der Lehre zu erzählen, dieser Kontakt auf Augenhöhe ist eine gute Lösung, weil unsere Gespräche zwischen fast Gleichaltrigen unverkrampft sind“, meine er.

Sakrina Karger von den RKI Pflegeschule ist mit dem Zuspruch zufrieden und freut sich, dass nicht nur „Stempelsucher“ vorbei kämen. Zufrieden sind auch ihre drei Auszubildenden im zweiten Lehrjahr. Bereut haben Evita, Luisa und Jana ihre Berufswahl bislang noch nie. „Wer arbeiten mit Menschen, die Hilfe brauchen und wir können helfen. Und es kommt Dankbarkeit zurück, das gibt auch Kraft“ ist sich das Trio einig.

Einen Geschicklichkeitstest absolvierte Kayra Top am Stand Nonnenmacher, einem Metall verarbeitenden Betrieb. Aus Einzelteilen war nach einer Planskizze in nur fünf Minuten ein kleines Fahrzeug zusammenzubauen. Als Belohnung winkte ein Gutschein über zehn Euro. Kayra überzog das Zeitlimit, erhielt aber dennoch den Gutschein. „Sie hat nicht aufgegeben, ich will auch das Durchhaltevermögen belohnen, eine Erfahrung, die sie bestimmt mitnimmt“, erklärte die Leiterin der Verwaltung, Maja Sauerbrey, und ermunterte das Mädchen sich um den benötigten Praktikumsplatz zu bewerben. „Das werde ich auch“ erklärte Kayra im Gespräch mit unserer Zeitung.

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