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Reptilien

Warum die Schlingnatter sich im Enzkreis wohl fühlt

In kaum einer Region in Baden-Württemberg leben so viele Schlingnattern wie im Enzkreis. Woran liegt das? Und was unterscheidet sie von der Kreuzotter, mit der sie gerne verwechselt wird?

Schlingnatter
Die große Unbekannte: Die Schlingnatter wird häufig mit der Kreuzotter verwechselt und das endet teilweise auch noch heute tödlich für sie. Foto: Franz Lechner

Der Enzkreis ist Reptilienland. Zumindest, wenn man von der Mauereidechse und der Schlingnatter spricht, zwei seltenen Reptilienarten, die in alten Trockenmauern zu Hause sind.

„Alte Trockenmauern sind ja nicht verfugt und bieten daher in den Zwischenräumen zwischen den meist nicht passgenau übereinander liegenden Steinen viel Platz für die Mauereidechse und die Schlingnatter“, erklärt der Biologe Thomas Köberle. Überall da, wo man alte, aber bis heute bewirtschaftete Weinberggebiete findet, sind die beiden Reptilien daher auch zu Hause.

Und da es davon im Enzkreis noch einige gibt, leben in der Region um Pforzheim so viele der beiden Rote-Liste-Arten wie sonst kaum irgendwo in Baden-Württemberg.

Schlingnattern sind rund um das Kloster Maulbronn verbreitet

„In meinem Weinberg im Naturschutzgebiet Felsengärten in Mühlacker-Mühlhausen begegne ich regelmäßíg Schlingnattern“, berichtet Thomas Köberle.

Aber nicht nur dort, auch in den alten Weinbergen und den alten Mauern rund um das Kloster Maulbronn oder auch bei Enzberg sind die Reptilien noch häufig zu Hause.

„Dort in Enzberg, aber auch an anderen Orten, haben wir alte, zugewachsene Weinbergsmauern in brach gefallenen Weinbergen wieder freigeschnitten“, erklärt Köberle, was er und seine Mitstreiter von Mühlackers Naturschutzgruppe Araneus und der BUND-Gruppe Mühlacker für den Erhalt der beiden selten gewordenen Reptilienarten unternehmen.

Die Schlingnatter wird häufig mit der Kreuzotter verwechselt und das endete früher – aber teilweise auch noch heute – tödlich für sie.
Peter Zimmermann, Artenschutzbeauftragter für den Regierungsbezirk Karlsruhe

Die Aufgabe des Weinbaus in Steillagen sowie der Zerfall alter Weinbergsmauern ist nämlich einer der Gründe, warum die Schlingnatter auf der Roten Liste der gefährdeten Arten steht und die Mauereidechse auf der Vorwarnliste.

Zwar kommen beide Arten auch in Lesesteinriegeln oder im Gleis-Schotter alter Bahnanlagen vor, aber ihr Hauptlebensraum sind neben historischen Gemäuern alte Weinbaugebiete.

Für das Verschwinden der Schlingnatter gibt es auch noch einen zweiten wichtigen Grund: Kaum jemand weiß, dass es sie gibt. Für viele Enzkreis-Bewohner, aber auch in anderen Regionen, ist sie die große Unbekannte. Und das wird ihr oft zum Verhängnis.

„Die Schlingnatter wird häufig mit der Kreuzotter verwechselt und das endete früher – aber teilweise auch noch heute – tödlich für sie“, berichtet der Artenschutzbeauftragte für den Regierungsbezirk Karlsruhe und ehemalige Gebietsbetreuer des Enzkreis vom Regierungspräsidium Karlsruhe, Peter Zimmermann.

Schlingnattern sind angriffslustig

Dabei leben die beiden Arten in völlig verschiedenen Lebensräumen. „Kreuzottern mögen es im Gegensatz zu fast allen ihren Verwandten vergleichsweise feucht und kühl, deshalb sind sie in der Region vor allem in den Hochmooren des Schwarzwaldes zu Hause und nicht an den trockenwarmen Hängen des Kraichgaus oder Heckengäus, an denen sich Schlingnattern oft wohl fühlen“, so Zimmermann.

Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Arten ist aber, dass Schlingnattern im Gegensatz zu Kreuzottern nicht giftig sind. „Sie sind allerdings recht angriffslustig“, weiß Thomas Köberle. Und das trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer relativ geringen Größe von höchstens 70 Zentimetern.

Mit Mauereidechsen teilt sie sich übrigens nicht zufällig den Lebensraum. „Eidechsen stehen ganz oben auf der Speisekarte der Schlingnatter“, erzählt Thomas Köberle und ergänzt: „Schlingnattern gehören zu den Würgeschlangen, sie umschlingen also ihre Opfer und ersticken sie langsam.“ Mini-Boa wird sie daher manchmal auch genannt.

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