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45 Zuschauer

Der erwartete Eklat bei der Vorstellung der Bürgermeister-Kandidaten in Straubenhardt bleibt aus

Die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Straubenhardt haben sich in der Straubenhardthalle vorgestellt. Unklar war, ob auch Samuel Speitelsbach kommt. Er wurde zuletzt wegen verbaler Entgleisung des Saals verwiesen.

Skurriler Auftritt: Dauerkandidat Samuel Speitelsbach (links) aus Ravenstein-Hüngheim stellte sich in der Straubenhardthalle als Bewerber für die Bürgermeisterwahl am 18. April vor und sorgte mit wirren Thesen für Ratlosigkeit. Ebenfalls im Rennen ist Amtsinhaber Helge Viehweg (rechts).
Skurriler Auftritt: Dauerkandidat Samuel Speitelsbach (links) aus Ravenstein-Hüngheim stellte sich in der Straubenhardthalle als Bewerber für die Bürgermeisterwahl am 18. April vor und sorgte mit wirren Thesen für Ratlosigkeit. Ebenfalls im Rennen ist Amtsinhaber Helge Viehweg (rechts). Foto: Torsten Ochs

Kommt er nach Straubenhardt oder nicht? Das war am Mittwoch die spannende Frage vor der Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl. Das Interesse der 45 Besucher in der Straubenhardthalle wich während der zehnminütigen Rede von Dauerkandidat Samuel Speitelsbach einer gewissen Ratlosigkeit. Ein Eklat wie im Landkreis Heilbronn blieb aber aus.

Brechend voll war die Straubenhardthalle bei der Bewerbervorstellung vor acht Jahren. Am Mittwoch verfolgten lediglich 45 Zuschauer unter Corona-Bedingungen den Auftritt der beiden Kandidaten, unter ihnen SPD-Bundestagskandidatin Katja Mast.

Platz hätte es für mehr als doppelt so viele gegeben. 150 Interessierte sahen sich die Vorstellungsrunde per Livestream am heimischen Computer an.

Bürgermeister-Kandidat fühlt sich von Presse diffamiert

Überraschend für viele dürfte der Auftritt von Samuel Speitelsbach in der Straubenhardthalle gewesen sein. Der 34-Jährige aus Ravenstein-Hüngheim tritt in diesem Jahr wie berichtet bei vielen Bürgermeisterwahlen an. Bei der Kandidatenvorstellung in Weinsheim im Landkreis Heilbronn wurde er wegen verbaler Entgleisungen des Saales verwiesen.

Er habe sich wegen Corona überlegt, ob er kommen solle, aber nach zwei gescheiterten Mordanschlägen auf ihn habe er sich gesagt, dass Corona weniger gefährlich sei, eröffnete Speitelsbach seine zehnminütigen Ausführungen in der Enzkreis-Gemeinde. Er fühle sich von der Presse als Nazi diffamiert, erklärte er, dabei seien die Lügen der Presse schuld am derzeitigen Chaos in Deutschland.

Die Besucher warfen sich ratlose Blicke zu, als Speitelsbach über den Wohlstand in der DDR und eine eigene Währung für Straubenhardt sprach und gestand, dass er Bäume liebe: „Deshalb will ich bevorzugt irgendwo im Schwarzwald Bürgermeister werden.“

Personenschutz für Bürgermeister?

Speitelsbach, der als unabhängiger Kandidat antritt, kündigte außerdem an, sich aus der Politik zurückzuziehen, sobald er eine Partnerin und Kinder habe. Das griff der ehemalige Straubenhardter Gemeinderat Horst Reiser in der späteren Fragerunde auf: „Ich wünsche Ihnen viele Kinder, damit wir nicht mehr diesen Quatsch anhören müssen wie heute Abend.“

Und: „Müsste die Gemeinde Personenschutz bereitstellen wegen der Morddrohungen, falls Sie zum Bürgermeister gewählt werden?“, fragte Reiser. Die Antwort blieb Speitelsbach schuldig.

Prominenter Gast: Die SPD-Bundestagsabgeordnete Katja Mast verfolgte in der Straubenhardthalle die Vorstellung von Amtsinhaber Helge Viehweg (rechts) und seinem Gegenkandidaten Samuel Speitelsbach.
Prominenter Gast: Die SPD-Bundestagsabgeordnete Katja Mast verfolgte in der Straubenhardthalle die Vorstellung von Amtsinhaber Helge Viehweg (rechts) und seinem Gegenkandidaten Samuel Speitelsbach. Foto: Torsten Ochs

Ein Kontrast bildete die zehnminütige, frei vorgetragene Rede von Helge Viehweg. „Gemeinsam weitergehen“ lautet das Motto des Amtsinhabers, der SPD-Mitglied ist, bei der Wahl am 18. April aber parteilos antritt.

Viel habe die Gemeinde in den vergangenen Jahren erreicht, sagte Viehweg und nannte den Windpark, die gemeisterte Flüchtlingssituation und die Hoffnungshäuser in Conweiler, die Integration mitten im Ort verwirklichten. Außerdem sei die Bürgerbeteiligung vorangetrieben, ein Jugendgemeinderat gewählt und der Standort für das gemeinsame Feuerwehrhaus gefunden worden.

Bürgerdienste sollen papierlos werden

Schwerpunkt für die Zukunft sei unter anderem die Digitalisierung. Eine neue Abteilung in der Verwaltung beschäftige sich mit dem Thema. Bürgerdienste müssten künftig papierlos und ohne Gang zum Rathaus funktionieren. Bezahlbarer Wohnraum, moderne Spielplätze, Erweiterungsmöglichkeiten für Gewerbe und der Ausbau von E-Mobilität und Carsharing seien weitere wichtige Zukunftsthemen, so Viehweg.

Ich möchte ein Bürgermeister sein, der zuhört, der zu seinen Entscheidungen steht und offen bleibt.
Helge Viehweg, Bürgermeister von Straubenhardt

Neue Fahrradwege sollten nicht an bürokratischen Hürden scheitern und die S-Bahn-Anbindung der Gemeinde sei ein „dickes Brett“, das der Bürgermeister mit dem Gemeinderat „weiterbohren“ will. Auch mit dem schon lange geplanten Bürgerzentrum im Bereich „Mostklinge“ gegenüber der „Wohnidee“ soll es vorangehen.

Was ihn nach acht Jahren im Amt antreibe, sei die Möglichkeit, zu gestalten und das Ziel, Straubenhardt noch lebenswerter zu machen, sagte der 42-jährige Amtsinhaber über sich. „Ich möchte ein Bürgermeister sein, der zuhört, der zu seinen Entscheidungen steht und offen bleibt.“

Das Ergebnis der Bürgermeisterwahl soll am 18. April gegen 19 Uhr im Rathaus in Feldrennach verkündet werden. Wahlberechtigt sind 9.300 Bürger; bisher haben 2.140 von ihnen Briefwahlunterlagen beantragt.

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