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Feiern bis spät am Samstag

Comeback fürs Happiness-Festival: Itchy und Blackout Problems wagen das Bad in der Menge

Nach zwei Jahren Pause: Am Freitag hat das Happiness-Festival in Straubenhardt begonnen. Die Musiker suchen direkt die Nähe zu den Fans.

Bad in der rudernden Menge: Die Punkband Itchy um Gitarrist Sebastian Hafner und Bassist Daniel Friedl verlässt die Bühne für eine Weile, um Spielchen mit der Menge zu spielen.
Bad in der rudernden Menge: Die Punkband Itchy um Gitarrist Sebastian Hafner und Bassist Daniel Friedl verlässt die Bühne für eine Weile, um Spielchen mit der Menge zu spielen. Foto: René Ronge

„Unsere Manieren sind am Allerwertesten.“ Mario Radetzky sagt nicht wirklich „Allerwertesten“. Aber wir tun so, als hätte er es so ausgedrückt, denn das Zitat des Frontmanns von Blackout Problems ist wichtig. Man habe im 45-Minuten-Set keine Zeit für Pausen und keine Zeit, sich vorzustellen. „Denn wir waren alle zwei Jahre lang eingesperrt.“ Jetzt geht es nur um Musik, Stimmung und Nähe.

Man muss das vermutlich einpreisen, um die Stimmung am ersten Tag des Happiness-Festivals in Straubenhardt richtig einzuordnen. Locker, familiär, feierwillig, so war das schon immer.

Aber es scheint eine Extraportion Happiness, also Glück, in der Luft zu liegen, weil die 12.000 Menschen auf dem Gelände in Schwann nun endlich wieder in großen Gruppen feiern dürfen.

Musiker suchen beim Happiness-Festival das Bad in der Menge

Berührungsängste gibt es nicht. Das macht Radetzky früh klar. Beim allerersten Song der Münchner Alternative Rocker springt er direkt von der Bühne und geht ganz nah an die Fans. Beim zweiten geht er über die Absperrung und mitten in die Menge. Zwar sind am Nachmittag noch nicht so viele Menschen vor der Bühne wie das am Abend bei Sido zu erwarten ist. Aber es sind doch Hunderte um ihn herum.

Dass auf dem Gelände außerhalb von Straubenhardt jetzt wieder mehrere Tage gefeiert wird und die Boxen aufgedreht werden, nimmt Anwohner Jürgen Buchter entspannt hin. „Das sei ihnen gegönnt, dass man nach zwei Jahren jetzt endlich wieder was machen kann“, sagt er. Einmal im Jahr für zwei Tage, das mache ihm nichts aus – und er macht das Beste draus.

Dann macht man halt Ohrstöpsel rein.
Jürgen Buchter, Anwohner

„Am Mittwochabend bei der Bändelausgabe haben sie aufgedreht, das war richtig gut, was sie da gespielt haben“, sagt er. Nur dass die Bässe am Freitagnachmittag zum Auftakt bei Rapkreation so in den Ort wummern, stört ihn ein wenig. „Ich hab dem Benni vorher geschrieben, ob sie den Bass runterregeln können, sonst dröhnt das ganze Haus, das macht Kopfweh.“ Benni, das ist Benjamin Stieler, der Festivalmacher. Man kennt sich.

Auf der Hauptbühne dauert das Programm mit Sido und Kontra K am Freitag und mit Seeed am Samstag planmäßig bis 1 Uhr, auf der Nebenbühne geht es bis tiefer in die Nacht weiter. Anwohner Buchter zuckt mit den Schultern: „Dann macht man halt Ohrstöpsel rein.“

Itchy legen schnörkellose Punk-Show in Straubenhardt hin

Direkt vor der Bühne genießen die Fans am Freitagnachmittag nach zwei ausgefallenen Happiness-Festivals die ungefilterte Musik. Nach Blackout Problems, die noch abgefeiert werden und Hände abklatschen, als der Bühnenumbau schon läuft, kommen Itchy auf die Bühne – und schlagen den Bogen gleich zum nächsten Act: Provinz. Sänger und Gitarrist Sebastian Hafner sagt: „Provinz tun mir ja leid. Die wurden vor drei Jahren gebucht für ‘ne kleine Gage. Dann wurden sie immer größer und kriegen jetzt wahrscheinlich trotzdem nur so wenig Kohle. Wir hingegen sind die letzten drei Jahre einfach nur älter geworden.“

Merkt man aber nicht. Die frisch wirkende Punk-Show sitzt. Und auch Itchy wagen das Bad in der Menge. Während die Menschen ... rudern. Da ist auch Bassist Daniel Friedl leicht irritiert und fragt sich, ob das die Band schmähen soll. Aber nein, die Leute wollen tatsächlich einfach: Auf dem Boden sitzen und trockenrudern.

01099 ersetzen die mit Corona infizierte Juju

Zumindest die, die sich in der prallen Sonne schon vor die Hauptbühne wagen. Gleichzeitig sieht man: Überall wo Schatten ist, sind Menschen. „Ich dachte früher immer, dass es später vor der Bühne so voll ist, weil die Acts bekannter sind. Aber es liegt nur daran, dass dann die Sonne nicht mehr scheint“, mutmaßt Hafner augenzwinkernd. Dann fahren Itchy fort mit ihrer schnörkellosen Punk-Show. An diesem Samstag geht es mit dem Programm weiter um 13.30 Uhr. Dann tritt das Magier-Duo Siegfried & Joy auf der Arty Stage auf.

Vor der Hauptbühne geht es ab 14 Uhr wieder rund, der Reihe nach treten Blond, Milliarden, Leoniden, 01099, Schmyt, Querbeat und als Höhepunkt rund um Mitternacht Seeed auf.

Dass bei aller Leichtigkeit die Pandemie noch nicht vorbei ist, zeigt 01099. Die Rapper aus Dresden sind erst kurzfristig ins Line-up gerutscht. Sie ersetzen Juju – die wegen einer Corona-Infektion ausfällt.

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