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Suche per Drohne

Vereinsmitglieder aus Straubenhardt retten Rehkitze vor Mähmaschinen

111 Rehkitze haben die Mitglieder der Straubenhardter Rehkitzrettung in diesem Jahr vor Mähmaschinen der Landwirte gerettet – mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Das Einsatzgebiet der Retter hat sich ausgeweitet.

Rehkitzretter auf der Wiese außerhalb von Straubenhardt-Conweiler
Seit Jahren suchen die Rehkitzretter Andreas Wiest, Norbert Nentwig und Bärbel Wiest (von links) in Straubenhardt und Umgebung vor der Mahd die Wiesen ab. Foto: Torsten Ochs

38 Tage waren die Retter in diesem Jahr im Einsatz. Insgesamt haben sie 1.100 Hektar Fläche abgesucht. Stammgebiet der Retter ist Straubenhardt und Umgebung. Aber auch in Karlsbad, Gräfenhausen, Dobel, Waldrennach und Pfaffenrot waren sie zwischen Anfang Mai und Mitte Juli im Einsatz.

Immer mehr Landwirte melden sich bei den Straubenhardter Rettern

Dass der Verein „Rehkitzrettung Straubenhardt“ in dieser Saison mit 111 Rehkitzen mehr als doppelt so viele Tiere gerettet hat wie im Vorjahr, hat mehrere Gründe: Ihre Arbeit wird ernster genommen. Immer mehr Landwirte aus Straubenhardt und der Umgebung melden sich beim Verein mit der Bitte, die Wiesen abzusuchen, bevor sie sie abmähen. „So hat sich unser Aktionsradius vergrößert“, erklärt der Vereinsvorsitzende Andreas Wiest.

Die Technik hat die Suche nach den Wildtieren enorm erleichtert. Eine kleine und eine große Drohne setzt der Straubenhardter Verein ein. „Früher sind wir zu Fuß die Wiesen und Felder abgelaufen – das war mühsam, wenn das Gras brusthoch war“, erinnert sich Wiest an die Anfänge vor sieben Jahren.

Retter aus dem Enzkreis helfen sich gegenseitig aus

Seit Juli 2021 ist die „Rehkitzrettung Straubenhardt“ ein eingetragener Verein mit inzwischen 15 Mitgliedern. Er finanziert sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.

Der Verein steht in Kontakt zu Gruppen und Einzelpersonen aus dem Enzkreis, die sich in der Rehkitzrettung gegenseitig unterstützen und mit Drohnen aushelfen. „Die Vernetzung mit den anderen Rettern hat uns geholfen, Anfragespitzen zu bewältigen“, so Wiest.

Rechtlich sind die Landwirte eigentlich verpflichtet, alle zumutbaren Maßnahmen zu ergreifen, um sogenannte Mähunfälle zu vermeiden.

Sie stehen meist unter Zeitdruck und die Flächengrößen machen es ihnen unmöglich, die Wiesen selbst abzusuchen. Die großen Maschinen verhindern auch, dass der Fahrer die gut getarnten Tiere während der Mahd im Gras erkennt.

Aufgaben beim Rettungseinsatz sind genau aufgeteilt

Die Aufgaben beim Rettungseinsatz sind genau aufgeteilt: Es gibt Piloten, Beobachter und Fänger. „Das Zusammenspiel funktioniert bestens“, freut sich Wiest. Wenn der Auftrag eines Landwirts am Vorabend vorliegt, erarbeitet er den Flugplan für die Drohne.

Bevor es auf die Wiese geht, wird der Jagdpächter informiert. Auch das Regierungspräsidium in Karlsruhe ist im Bilde. Die Behörde hat dem Verein für den Flug über Naturschutzgebiete eine Ausnahmegenehmigung erteilt.

Norbert Nentwig und Andreas Wiest mit Drohnen
Mit Drohnen suchen die Vereinsmitglieder Norbert Nentwig (links) und Andreas Wiest die Wiesen rund um Straubenhardt nach Rehkitzen ab. Foto: Torsten Ochs

Der Rettungseinsatz bedeutet für Mitglied Norbert Nentwig aus Schwann: spätestens um 4 Uhr aufstehen, um am Platz zu sein, bevor die Sonne das Gelände aufwärmt.

Über eine App lädt er den Flugplan auf seine Drohne und muss vor Ort nur noch den Startknopf drücken. In 50 bis 80 Metern Höhe suchen die beiden Vereinsdrohnen zehn bis 15 Hektar Fläche pro Flug ab. Rund 50 Hektar können pro Tag zusammenkommen.

Monitor, auf dem Bilder der Wärmebildkamera zu sehen sind.
Wärmebildkameras zeigen die Liegeplätze der Tiere. Foto: Torsten Ochs

Der Beobachter hat die Bilder der Wärmebildkamera vor Augen. Die Punkte, wo ein Rehkitz liegt, werden gespeichert und die genauen Liegestellen mit Navi und Smartphone gesucht.

Zwei Fänger gehen danach mit einem Kescher an die Stelle, wo das Tier liegt. Sie benutzen Handschuhe, damit sich wenig Geruch auf das Kitz überträgt. Sie legen das Tier in eine mit Gras ausgelegte Tasche und stellen es unter einen Baum, bis der Bauer die Wiese gemäht hat. Danach wird das Kitz wieder freigelassen.

Es ist ein kleines Wesen, das vor dem Schreddern bewahrt wurde.
Bärbel Wiest
Vize-Vorsitzende

„Wenn man das erste Mal ein Rehkitz gerettet hat, weiß man, warum man es tut“, beschreibt Vereinsmitglied Norbert Nentwig aus Schwann seine Motivation. „Es ist ein kleines Wesen, das vor dem Schreddern bewahrt wurde“, macht die stellvertretende Vereinsvorsitzende Bärbel Wiest drastisch klar, worum es geht.

Ist das Tier schon etwas älter, kann es sein, dass es flüchtet, bevor die Fänger es fassen können. Dann müssen die Retter es aus der Wiese vertreiben und hoffen, dass es wegbleibt, bis die Mähmaschinen durchgefahren sind.

Retter: Tot aufgefundene Rehe sind inzwischen Einzelfälle in Straubenhardt

Dass die Mütter ihre Jungtiere in hohe Wiesen legen, hängt damit zusammen, dass sie hier gut versteckt sind. Aber das ist manchmal auch ihr Verhängnis. Die Brut- und Aufzuchtzeit fällt mit dem ersten Grünlandschnitt zusammen. Die Kitze kommen im Mai und Juni auf die Welt. Die Geiß kommt in den ersten vier Wochen zum Säugen zurück.

Rehkitz im Gras
Gut versteckt sind die Rehkitze im hohen Gras. Foto: Andreas Wiest

Es sei das Gefühl, den Tieren direkt helfen zu können, beschreibt Andreas Wiest den Reiz der Rehkitzrettung. „Die Wiese ist der Lebensraum der Rehkitze, die ihnen durch exzessive Landwirtschaft oft fehlt. Unsere Arbeit ist ein Beitrag, dass der Lebensraum ein Stück weit intakt bleibt“, so Wiest.

Trotz aller Rettungsversuche kommt es vor, dass die Retter ein verletztes oder totes Kitz finden. „Im Vergleich zu früher sind es aber Einzelfälle“, sagt Nentwig. Ein Spaziergänger, der zufällig auf ein totes Wildtier stößt, sollte den Jagdpächter, die Polizei oder Feuerwehr rufen.

Spenden für die Rehkitzrettung

Der Verein Rehkitzrettung Straubenhardt sammelt auf dem Vereinskonto (DE17 6665 0085 0008 2391 69) bei der Sparkasse Spenden, um seine Technik warten und erweitern zu können. Weitere Informationen gibt es unter Telefon (0 70 82) 41 43 79, E-Mail: rehkitzrettung-straubenhardt@web.de und im Internet unter www.rehkitzrettung-straubenhardt.de.

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