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Älteste Anlage in der Region

Windrad von Langenbrand im Enzkreis ist bald Geschichte

Weit über die Baumwipfel ragte die 74 Meter hohe Windkraftanlage „Seewind“ nahe Langenbrand in den Himmel. Am Dienstag wurde damit begonnen, die über 22 Jahre alte Anlage mit einem Kran abzubauen.

Das weithin sichtbare Windrad von Langenbrand
Das weithin sichtbare Windrad von Langenbrand gibt es bald nicht mehr. Es wird seit Dienstag abgebaut. Foto: Heinz Richter

Nach einem Schwelbrand ist die Anlage seit Februar 2020 außer Betrieb. Zudem soll knapp einen Kilometer davon entfernt der neue Windpark der BayWa r.e. entstehen. Mit der BayWa gibt es eine Vereinbarung, dass die alte Anlage abgebaut werden muss.

Als Windkraft noch eher ein Fremdwort war, wurde im Sommer 1998 ein Prospekt über eine Beteiligungsmöglichkeit am Bürgerwindkraftwerk in Schömberg verteilt. 45 Teilhaber fanden sich schließlich, die etwa 300.000 Euro der knapp eine Million Euro teuren Anlage aufbrachten. Der Rest wurde von der daraufhin gegründeten Prowind GmbH als Kredit aufgenommen.

Für die Anlage gab es damals eine hohe Einspeisevergütung des Stroms begrenzt auf 20 Jahre. Dadurch konnten alle Schulden bezahlt werden. Von den 45 Teilhabern sind noch 14 übrig. 2014 kauften die Stadtwerke Rastatt 80 Prozent der Anteile auf. Sie bewarben sich wenig später bei der Ausschreibung des BW-Forstes zum Bau von Windkraftanlagen in Langenbrand, kamen jedoch nicht zum Zug.

In höchstens vier Tagen ist das Windrad abmontiert

Von 1999 bis 2020 wurden durchschnittlich knapp 800.000 Kilowattstunden jährlich von der Windkraftanlage nahe Langenbrands erwirtschaftet. 2007 war mit über einer Million Kilowattstunden das beste Jahr, 2017 mit 480.000 Kilowattstunden das schlechteste Jahr nach monatelangem Ausfall.

Am Dienstag wurde nahe dem Windrad der 74 Meter hohe Kran mit einer Tragkraft von 500 Tonnen aufgestellt, nachdem wegen des vielen Regens zunächst ein Bodenaustausch notwendig geworden war. „Für vier Tage ist der Kran gebucht“, erklärte Thomas Müllerschön, Geschäftsführer der Windradbetreiber-Firma Prowind.

Vermutlich werden die Arbeiten aber schon früher fertig sein. Zunächst wird der Rotor mit den drei Rotorblättern abmontiert und zu Boden gelegt. Dann folgt die komplette Kanzel und am Schluss der Turm, der aus drei Stahlteilen besteht. Die Teile werden am Boden transportfähig verkleinert. Der Stahl bringt derzeit einen relativen guten Preis.

Den Rotor und die Kanzel hat die polnische Firma Green Light Power aus Warschau zu einem „symbolischen Preis“ gekauft und verwendet die Teile als Ersatzteillager für eigene Anlagen. Ersatzteile waren übrigens auch das große Problem auch für die Prowind GmbH.

Schmorbrand bedeutet das Ende des Windrads

Als vor über einem Jahr oben in der Kanzel der Windkraftanlage ein Schmorbrand entstand und die Elektrik mit Kunststoffteilen verschmolz, ging das Feuer zum Glück von selbst wieder aus, weil es mit der Zeit nicht mehr ausreichend Sauerstoff bekam. „Wir haben damals noch versucht, Ersatzteile zu bekommen, was aber nicht möglich war“, erzählt Geschäftsführer Müllerschön.

Die Gesellschaft wurde beim Bau der Anlage verpflichtet, für den Rückbau umgerechnet 32.000 Euro zu hinterlegen. Allerdings wird davon ausgegangen, dass durch den Verkauf des Stahls die Kosten für den Abbau etwa Null zu Null aufgehen „Nach dem Wegfall der Einspeisevergütung nach 20 Jahren hätten wir lediglich noch 1,5 Cent pro Kilowattstunde auf der Strombörse erzielen können. Damit kann man keine Anlage betreiben“, weist Thomas Müllerschön im Gespräch mit dem Kurier auf ein weiteres Problem neben dem technischen Aspekt hin.

Bis zum Jahresende soll nun auch das Fundament der Windkraftanlage zurückgebaut werden. Dann kann die GmbH aufgelöst werden. Der Pachtvertrag mit der Gemeinde Schömberg wäre noch bis 2024 für den Platz im Wald gelaufen. Die Eigentümer der Anlage haben nahezu jedes Jahr Gewinne von der Langenbrander Windkraftanlage einstreichen können. 2007 den höchsten Betrag mit 44.000 Euro. 2015 allerdings entstand ein Verlust von 6.000 Euro.

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