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Zug nach Afrika

Im Enzkreis sind ab August Zugvögel zu sehen

Im Enzkreis kann man ab Anfang August viele Vogelarten beobachten, die dort normalerweise nicht oder nicht mehr zu Hause sind. Ihr Überleben ist gefährdet.

Ein Vogel macht auf dem Zug Rast im Enzkreis
Pause am Roßweiher: Eine Bekassine macht Rast im Enzkreis. Im August sind viele Vogelarten in der Region rings um Pforzheim unterwegs, die hier normalerweise nicht oder nicht mehr heimisch sind – neben Bekassinen unter anderem auch Fischadler und Braunkehlchen. Foto: Franz Lechner

Es ist zwar noch August, doch der Herbst wirft schon seine Schatten voraus: Viele Vögel sind bereits wieder auf dem Zug nach Afrika. So zum Beispiel die Mauersegler.

Die meisten sind Anfang August aus Pforzheim, Bretten oder Mühlacker weggezogen, berichtet der in Sternenfels-Diefenbach wohnende Mediziner und Fachbeauftragte für Ornithologie des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Stefan Bosch.

Die ungewöhnlichen Vögel sind zwar wie jedes Jahr die ersten, die wieder aus dem Enzkreis verschwinden, aber ihnen folgen bald weitere Arten. Beispielsweise Kuckucke und Pirole.

Kuckucke und Pirole verbringen kaum mehr als vier Monate in Deutschland

Die beiden Sonderlinge in der heimischen Vogelwelt scheinen es so wie jedes Jahr nicht abwarten zu können, in ihre Überwinterungsgebiete ins zentrale Afrika zurückzukehren. Kaum mehr als vier Monate verbringen diese Arten in Deutschland.

„Anfang August verlassen die ersten Kuckucke und Pirole schon wieder ihre Brutgebiete“, erklärt Bosch. Beim Kuckuck sind es aber erst mal die Elterntiere, die abziehen.

Der von fremden, teilweise nicht ziehenden Vogelarten großgezogene Nachwuchs folgt erst später. Dass junge Kuckucke dennoch wissen, wo ihr Überwinterungsgebiet liegt, zeigt, dass der Vogelzug genetisch programmiert ist.

Hauptzugzeit der Zugvögel beginnt im August

Die Hauptzugzeit beginnt aber erst Ende August. Im September ziehen dann Millionen von Zugvögeln durchs Land. „Deutschland ist nämlich nicht nur Transitland für den europäischen Reiseverkehr, sondern auch für den Vogelzug“, erklärt der Ornithologe und ehemaliger Gebietsbetreuer im Regierungspräsidium Karlsruhe für die Naturschutzgebiete im Enzkreis, Jürgen Görze.

Vor allem während des Herbstzugs findet der Vogelzug vieler Arten in Etappen statt.
Jürgen Görze, Ornithologe

Während aber Mauersegler, Pirol und Kuckuck den Enzkreis schon im August und fast schon fluchtartig verlassen, ziehen viele Vogelarten wie beispielsweise auch Störche und Kraniche eher langsam und in Etappen Richtung Süden.

„Vor allem während des Herbstzugs findet der Vogelzug vieler Arten in Etappen statt“, sagt Görze und fügt erklärend hinzu: „Da haben die meisten Zugvögel nämlich mehr Zeit als im Frühjahr, wo sie möglichst schnell ihre Brutgebiete erreichen müssen.“

Auch Wattvögel gehören zu diesen in Etappen ziehenden Arten. „Diese auch Limikolen genannten Vogelarten haben ihr Brutgeschäft im Norden und Osten Europas schon lange beendet und können es sich daher leisten, den Vogelzug zumindest anfangs langsam und etappenweise zu beginnen“, erklärt Jürgen Görze.

Bekassinen, Fischadler und Braunkehlchen rund um Pforzheim

Darum kann man ab Anfang August viele Vogelarten in der Region rings um Pforzheim beobachten, die hier normalerweise nicht oder nicht mehr zu Hause sind. Bekassinen am Roßweiher, Fischadler am Aalkistensee und auch Braunkehlchen oder Steinschmätzer auf den abgeernteten Feldern im Kraichgau beispielsweise.

„Es sind aber vor allem Feuchtgebiete beziehungsweise Gewässer, die eine große Bedeutung für den Vogelzug haben“, sagt Bosch und erläutert: „Diese Flächen sind vergleichbar mit unseren Autobahnraststätten.“

Was er damit meint ist, dass Flächen wie der Roßweiher oder der Aalkistensee Orte sind, an denen die ziehenden Arten sich oft tagelang ausruhen und ihre Energiedepots in Form von Nahrung auftanken.

Ohne solche über ganz Deutschland Europa und Afrika verteilte Raststellen würden Zugvögel genauso wenig ihr Ziel erreichen wie ein Autofahrer ohne Autobahnraststätten sein Urlaubsziel in Südeuropa.

„Aber genau diese wichtigen Feuchtgebiete werden weltweit häufig trockengelegt, um sie in landwirtschaftliche Nutzflächen oder in Baugebiete zu verwandeln – ihre Zahl geht daher stetig zurück“, beklagt Bosch eine Entwicklung, die neben der Klimaveränderung das Überleben vieler Zugvögel gefährdet.

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