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Keine zehn Kilometer

Pforzheimer City Lauf erlebt rätselhaften Schwund

Beim Pforzheimer City Lauf schwitzen rund 700 Teilnehmer weniger als in Vorjahren. Während dies in Pforzheim konzeptionell begründet wird, verweist der Badische Leichtathletikverband auf einen bundesweiten Trend.

Fun-Run City Lauf Enzauenpark
Der Fun Run beim Pforzheimer City Lauf bringt an diesem Sonntag bei weitem die meisten Menschen auf die Beine. Foto: Harry Rubner

Gute-Laune-Wetter für die rund 1.000 Läuferinnen und Läufer beim Pforzheimer City Lauf. Die Sonne brüllt zwar ohne jede Einschränkung vom Himmel herunter, aber es weht eine kleine Brise Wind. Im Enzauenpark mit dem kühlenden Fluss daneben sollte es also brummen am Sonntag beim 21. Wettstreit um die beste Zeit.

Das tut es aber nicht. Schon bei den Kleinen, die um 14.30 Uhr als erste auf die Strecke gehen, zeigt sich Schwund. Die Anzahl der Schüler wirkt mit zwischen 20 und 30 handverlesen. Auf der 4,2 Kilometer-Strecke starten knapp 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, am Hauptrennen ab 18 Uhr beteiligen sich rund 400 Läuferinnen und Läufer.

Es liegt an der mangelnden Attraktivität der Strecke.
Wolfgang Aap, LC 80

Ist der Hype also vorbei? Mareike Röder vom ausrichtenden Badischen Leichtathletikverband (BLV) findet „Nein“. Sie kommt eher auf Corona zu sprechen beim Versuch, die Differenz zu 1.700 im Jahr 2019 in Pforzheim zu erklären. Laufen gehöre zwar zu den wenigen Sportarten, die individuell weiter betrieben werden konnten, das Gemeinschaftserlebnis sei aber auch hier auf der Strecke geblieben.

Wolfgang Aap, Lauftreffleiter vom LC80 in Pforzheim gibt der Geschäftsführerin indirekt recht. Corona ließ Gruppen nicht zu, entsprechend rückläufig sei auch das Interesse gewesen. „Man muss arbeiten, um die Aktivenzahl konstant zu halten“, unterstreicht Aap, dass auch Laufen kein Selbstläufer ist.

Stadtverwaltung konterkariert den Trend beim City Lauf

Beispielhaft dafür ist der Auftritt der Pforzheimer Stadtverwaltung. Mit 70 Läuferinnen und Läufern toppt die Gruppe locker ihre Premiere beim City Lauf. Die war 2019 mit 40 Teilnehmenden. Insgesamt beteiligen sich in diesem Jahr 126 Teams, davon sind 45 als Firmen registriert.

Freiburg mit 15.000 Zuschauern in der Innenstadt – irre.
Franz Herkens, Personalrat

„Es liegt an der mangelnden Attraktivität der Strecke“, findet Lauftreffleiter Aap, dass trotz dieses großen Engagements gut 700 Leute weniger eine Startnummer abholen. Ein City Lauf sei nichts für die Peripherie. „Läufer lieben Publikum und Innenstadtatmosphäre.“ Gesamtpersonalrat Franz Herkens von der Stadtverwaltung bestätigt dies indirekt als er am Rande der Laufstrecke auf seinen einzigen Halbmarathon zurückblickt: „Freiburg mit 15.000 Zuschauern in der Innenstadt – irre.“

35 Minuten auf zehn Kilometer, da weiß jeder Bescheid.
Peter Hess, SV Büchenbronn

Die Kinder haben da ihren 200-Meter-Lauf schon hin sich. Gewonnen hat jeder und jede. Das 9,3-Kilometer-Manko ist kein Thema für sie, das Peter Hess vom SV Büchenbronn beschreibt.

Manchem verhagelt es die Laune, in Pforzheim überhaupt anzutreten. Denn die sportliche Leistung ist nicht vergleichbar, egal wie gut die Kondition ist und wie weit vorne die Platzierung. „35 Minuten auf zehn Kilometer, da weiß jeder Bescheid“, bringt Hess auf den Punkt, was die Community braucht fürs Nachgespräch.

„700 Meter mehr sind nicht so ganz einfach“, verweist die BLV-Geschäftsführerin auf das Umfeld. Start und Ziel sind in diesem Jahr auf dem Vicenza-Platz. Vor drei Jahren wurden beim Hauptlauf die jetzt fehlenden 700 Meter darüber hinaus gelaufen. Da die Zehn-Kilometer-Strecke „fast auf den Meter genau“ vermessen werden muss, um für die Bestenliste zugelassen zu werden, habe man das beim City-Lauf grundsätzlich verworfen: „Das gibt es oft.“

Suboptimal ist auch der Zeitplan, findet Aap: Ein Hauptlauf, der an einem Sonntag um 18 Uhr beginnt, sei für Teilnehmer von außerhalb zu spät. Röder widerspricht grundsätzlich: „Der Rückgang der Läufer spiegelt einen bundesweiten Trend wieder.“

Angebot eines Staffellaufs in Pforzheim scheitert

„Von 133 weisen nur sieben Veranstaltungen eine höhere Beteiligung als 2019 auf“ ist seit dem 22. Juni beim Laufmarkt-Blog bilanziert. Entsprechend rätseln nicht nur der BLV und die 60 Ehrenamtlichen, die in Pforzheim für einen reibungslosen Ablauf sorgen, über die Ursachen.

Dass es gefährlich sein kann, ohne genaue Ursachenanalyse an den Attraktivitätshebeln zu ziehen, erleben sie in diesem Jahr bei den Schülern. „Die auch früher schon überschaubaren Zahlen“, wie Röder sagt, sollten durch das Angebot eines Staffellaufs gehoben werden. Dafür haben sich sechs Vierer-Teams gemeldet. Zu wenig – sie laufen schließlich je nach Alter als Schüler oder beim Fun Run mit.

Auf stabile Verbindungen blickt die BLV-Geschäftsführerin im Sponsorenbereich. Zahlreiche namhafte Pforzheimer Firmen wirken dabei mit, dass der Laufsport ein Straßenthema ist in der Stadt. Ein Maßstab für die Zukunft ist dabei natürlich auch, wie viele Teilnehmer und Zuschauer das lockt.

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