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Spielemobilekongress

Demo für kinderfreundliche Pforzheimer Innenstadt: Freie Fahrt für Bobbycars durch die Pfützen

Die Sperrung der Zerrennerstraße in Pforzheim nutzen Familien für eine Demonstration für weniger Autoverkehr. Auch Einzelhändler beklagen die Verkehrsbelastung.

Demo zur Umgestaltung der Zerrennerstrasse
Mit Bobbycar durch die Zerrennerstraße: Auf der Verbindungsstraße demonstrierten Eltern und Kinder für die Umgestaltung. Foto: Birgit Metzbaur

Der Regen konnte die Kinder in Gummistiefeln nicht abhalten. Mit ihren Fahrzeugen rasten sie am Sonntagmittag durch die Pützen der Zerrennerstraße: Und das beste dabei – keine Autos störten.

Anlass für die freie Fahrt für Kinder war das Abschlussfest des 50. internationalen Spielmobilekongresses, der mit 150 Teilnehmenden aus Deutschland, Luxemburg, England und der Schweiz erstmals in Pforzheim stattfand.

Demo für mehr Fuß- und Radverkehr

Ursprünglich sollte das Fest mit 20 Spielmobilen in zwei Teilen stattfinden: Eines rund um Marktplatz und Blumenhof und eines auf dem Waisenhausplatz. Dazwischen der Abkürzungsautoverkehr des Innenstadtrings auf der Zerrennerstraße.

Diese unbefriedigende Situation nahmen ADFC, Critical Mass, Pforzheimer Gewerbetreibende, VCD, Kulturhaus Osterfeld, Stadtjugendring und Kinderschutzbund zum Anlass, die Zerrennerstraße für den Autoverkehr sperren zu lassen und für mehr Fuß- und Radverkehr zu demonstrieren.

Täglich fahren 25.000 Autos auf der Zerrennerstraße.
Jürgen Jainta, Optiker

„Wir wollen Fahrradfahren, ohne uns von Autos bedroht zu fühlen“, machte Martin Mäschke vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in seiner Begrüßung deutlich. „Dankenswerterweise“ seien die Planungen für die Verkehrsberuhigung des östlichen Teils der Zerrennerstraße, acht Jahre nach dem Innenstadtring-Ausbau, von der Stadt jetzt wieder aufgegriffen worden.

Seit 42 Jahren arbeitet Optiker Jürgen Jainta in der Zerrennerstraße. Er vertrat die Gewerbetreibenden. „So wie bisher kommen wir nicht weiter“, ist er überzeugt. Auf derzeit 128.000 Einwohner seien 62.000 private Kraftfahrzeuge zugelassen.

Dazu kämen 50.000 Pendler. „Täglich fahren 25.000 Autos auf der Zerrennerstraße“, machte Jainta die Verkehrsbelastung deutlich, angesichts derer eine „grüne Welle nicht funktionieren kann“. 80 Unterschriften entlang der Zerrennerstraße hat er gesammelt.

80 Unterschriften für Durchfahrverbot gesammelt

Ziel sei ein Durchfahrverbot für den Individualverkehr. Gewerbetreibende, die Angst haben, weil ihre Geschäfte dann nicht mehr angefahren werden könnten, erinnerte Jainta daran, dass der Garant für den Geschäftserfolg nicht der Parkplatz vor der Haustür sei, sondern die Geschäftsleute selbst.

„Eine gruselige Straße. Ein Kind der Nachkriegsmoderne. Viel zu breit“, urteilte Landschaftsarchitekt Anton Schwarzenberger vom Büro Snow, das die Straßen-Neugestaltung für die Stadt plant. Sie soll „zu einem erlebbaren Teil der Pforzheimer Innenstadt“ werden.

Neugestaltung mit Fahrradschutzstreifen und begrünten Kästen

Das bedeute konkret: nur noch ein Fahrstreifen für den motorisierten Individualverkehr, eine Busspur, Tempo 20, Fahrradschutzstreifen, begrünte Kästen für das Mikroklima und an jeder querenden Gasse ein zehn Meter breiter Streifen, bei dem sich „Fußgänger und Autofahrer einigen müssen, wer zuerst rüber darf“, eine „Art Experiment“.

Für den Kinderschutzbund regte Johannes Lehrer an: „Nicht nur über sondern mit Kindern reden, sie mitwirken und mitentscheiden lassen.“ Städte, Straßen und Plätze müssten kinderfreundlich gestaltet werden, anstatt Kinder zu erziehen, dass sie in eine autofreundliche Stadt passen.

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