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Schneemann statt Hexe

„Dill-Wei-Ho!“: Fasnetsumzug in Pforzheim-Dillweißenstein ist ein Mix aus allem

Hexen, Ritter und Piraten, aber auch die Stadt Pforzheim selbst finden am Samstag in närrischer Laune auf dem Faschingsumzug zusammen. Doch wie ist der Umzug entstanden? Ein paar Hintergrundinfos.

Eine kostümierte Faschingsfigur
Närrisch geht es am Samstag in Dillweißenstein zu: Der Faschingsumzug mit mehr als 50 Gruppen schlängelt sich durch den Pforzheimer Ortsteil. Foto: Torsten Ochs

Dillstein, Weißenstein und ein Hoch darauf: „Dill-Wei-Ho“ heißt der Schlachtruf des Dillweißensteiner Fasnetsumzugs. An diesem Samstag findet er im Pforzheimer Ortsteil wieder statt, mehr als 50 Gruppen, darunter mehrere hundert Teilnehmer, ziehen entlang der Umzugsstrecke und versammeln sich in Festlaune auf dem Ludwigsplatz. 

Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wofür steht der Dillweißensteiner Fasnetsumzug?
Der närrische Schlachtruf „Dill-Wei-Ho“ ist dem Pforzheimer Ortsteil gewidmet – eine Zusammensetzung der Ortsnamen Dillstein und Weißenstein und ein Hoch auf sie. „Wir sind in der Fasnet unterwegs“, sagt Daniel Ast, Präsident des Umzugsrats. Die schwäbisch-alemannische Fastnacht – also Fasnet – kommt ursprünglich aus dem südwestdeutschen Raum und grenzt sich in gewissen Punkten vom rheinischen Karneval ab. Doch auf dem Dillweißensteiner Umzug kommen verschiedene Richtungen zusammen. „Wir sind bissle was von allem“, sagt Ast. „So wiederum eine eigene Strömung.“ Die Ausrichtung des Umzugs ist also bunt, das Ziel bleibt klar: „Leben und gute Stimmung in den Ort bringen“, so der 33-jährige Ratspräsident.
Was macht den Umzug in Dillweißenstein aus?
Einst entstanden aus dem Bürgertum, aus einer einfachen Stammtisch-Idee 1952, zählt der Dillweißensteiner Fasnetsumzug inzwischen zu den größten Einzelveranstaltungen in Pforzheim, erzählt Ast. Hinter dem Umzug steckt ein Organisationsteam aus Jung und Alt: „aus Urgesteinen und den alteingesessenen Hasen“ – wie Ast sie nennt, und aus jungen Menschen, die später dazukamen. „Sie machen diesen Umzug in diesem Ausmaß überhaupt möglich“, sagt Ast. So bewahren sie Tradition und bieten Raum für frischen Wind.
Gibt es im Zuglaufplan eine feste Reihenfolge?
Laut Ast geschieht die Reihenfolgenplanung nicht unwillkürlich. Mehr als 50 Narrengruppen schlängeln sich durch Dillweißenstein. Dabei soll ein bunter Mix aus verschiedenen Gruppen entstehen. Wie es die Tradition vorsieht, führt die „Grausame Barbara“ an: Die Kanone gibt den Startschuss ab, es folgt der Burgwagen der Belrem-Gilde. Mit Ritter Belrem und Suleima und den Marketenderinnen zählen sie zu den Mitgründern des Umzugs. Mittendrin ziehen Gruppen mit gleichen Vereinsfarben hintereinander mit, um ein schönes Gesamtbild zu erzeugen – wie Ast erklärt. Auch sei in der Planung eine Abwechslung berücksichtigt, an Wägen und Fußgruppen, Musik und Motiv. Das Besondere: Zwischen den vielen regionalen Gruppen finden auch überregionale Vereine aus Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg auf dem Umzug närrisch zusammen. Ganz zum Schluss folgt die Schneemann-Verbrennung.

Dillweißensteiner Umzug hat einen eigenen Charakter

Warum wird ein Schneemann verbrannt, und nicht die Hexe?
Auch wenn sich die Fastnachtshexe auch in anderen Feierformen etabliert hat – sie bleibt eine populäre Narrenfigur in der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Und die wird auf dem Dillweißensteiner Umzug fair behandelt, betont Ast. Aus diesem Grund wird sie nicht verbrannt. Schließlich gibt es viele Hexen unter den Teilnehmern, wie etwa die Kungelhexen aus Linkenheim. Stattdessen hält ein aus exakt 5.555 Wattebäuschen bestehender Schneemann her. Das Highlight kommt zum Schluss im Zuglaufplan des Dillweißensteiner Umzugs: „Mit der Schneemann-Verbrennung schicken wir den Winter weg. Wir vertreiben ihn und heißen den Frühling und Sommer willkommen“, erklärt Ast. Die Wahl des Schneemanns bringt einen weiteren positiven Effekt mit sich: „So unterscheiden wir uns von anderen Umzügen. Dillweißenstein hat seinen eigenen Charakter generiert.“
Gibt es weitere Highlights?
Der Ludwigsplatz wird auch in diesem Jahr zum Hexenkessel – als Treffpunkt für alle Teilnehmer und Besucher gilt der Platz als Highlight, mit Gastroständen, einer VIP-Tribüne und vielem mehr, geballt an einem Fleck. In den vergangenen Jahren nicht aktiv am Umzug beteiligt, kehrt die Stadt Pforzheim mit eigenem Prunkwagen in närrischer Laune zurück nach Dillweißenstein. Ganz vorn mit dabei: Oberbürgermeister Peter Boch (CDU). Im vergangenen Jahr verfolgte Boch den Umzug gemeinsam mit seiner Familie nicht von der Ehrentribüne, sondern am Straßenrand. An diesem Samstag ändert sich das, wie Ratspräsident Ast mitteilt.
Welcher Pforzheimer Promi ist beim Umzug dabei?
Schlagersänger und Gemeinderat Jörg Augenstein (CDU) moderiert und begleitet den Umzug am Samstag musikalisch. „Ich werde alles geben, damit das Publikum alles gibt.“ Auch die Besucher sollen mitsingen können: „Da kann der ein oder andere auch ans Mikrofon“, sagt Augenstein. Auf dem Umzug möchte er nicht nur als Musiker Präsenz zeigen – sondern auch die ein oder andere Thematik kommentieren. Was da auf der Agenda stehen dürfte? „Bäder, Ornamenta, Fahrradwege. Vielleicht auch Galeria und Klingel“, zählt er auf. Kurz vor Fasching, vor seinem Auftritt auf dem Umzug bekommt der Stadtrat die Galeria-Schließung in Pforzheim auch persönlich zu spüren. Denn auch Augenstein möchte verkleidet kommen – ein Kostüm hat er kurz davor allerdings noch nicht. „Die letzten Jahre hatte ich meine Kostüme bei Galeria gekauft, die hatten immer eine gute Auswahl.“ Vielleicht könne das Stadttheater aushelfen, sagt Augenstein. Eines sei sicher: Eine Verkleidung als Tier kommt für den Stadtrat nicht infrage.
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