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Ausverkaufte Premiere

Grandioser Auftakt für das Varieté „Winterträume“ im Pforzheimer Osterfeld

Das Publikum erlebt stille und intime Momente, ebenso wie Artistik und Komik – und füllt sich vom Varieté-Theater im Kulturhaus Osterfeld bestens unterhalten.

Duo Ann kat & Xav erzählt von dem Versuch, einem müden Körper wieder neues Leben einzuhauchen
Duo Ann kat & Xav erzählt von dem Versuch, einem müden Körper wieder neues Leben einzuhauchen Foto: Stefan Friedrich

Wenn es draußen stürmt und regnet, was könnte es dann Schöneres geben, als sich drinnen, im Warmen, verzaubern zu lassen von beeindruckenden Künstlern.

Lachen, Staunen, berührt sein – all das vereinigt das Varieté-Theater „Winterträume“ im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld, das von den BNN präsentiert wird. Dank der klugen Auswahl von hervorragenden internationalen Künstlern stieß diese Varieté-Show schon am Premierenabend auf große Begeisterung.

Die Show beginnt leise und intensiv. Es ist Moderator Luke Dimon, der in diesem Fall mehr als ein einfacher Conférencier, nämlich eine wichtige und tragende Stütze dieser Show ist. Er kommt auf die Bühne und philosophiert über die Zeit, die wie Sandkörner aus seinen Händen gleitet.

„Am Ende“, sagt er, „hinterlässt der Zahn der Zeit nichts anderes als Staub und Sand“. Und Zeit vergeht manchmal auch ziemlich schnell, wenn eine solche Show ein so hohes Tempo vorlegt, sich dabei aber auch immer wieder Zeit lässt für die kleinen und berührenden Akzente.

Ein roter Faden zieht sich durch die einzelnen Nummern der Varieté-Show

Das Stille und Intime erhält ebenso Raum, wie Schenkelklopfer und atemberaubende Artistik. Es ist vielleicht das Erfolgsgeheimnis dieser Show, dass sie die verschiedenen Facetten des Varietés inhaltlich so klug komponiert und dabei einen roten Faden gefunden hat, wenn sich die einzelnen Künstler mal am Bahnhof, mal in der Bar treffen, gewissermaßen im, sie alle verbindenden Element.

Auch das ist ein choreografisch schöner Einfall, weil am Ende nicht einfach nur Nummer an Nummer gezeigt, sondern vielmehr eine Geschichte erzählt wird, die auch vor dem Publikum selbst nicht Halt macht.

Am besten wissen das Jochen aus Sersheim und Wiebke aus Pforzheim, die im ersten Teil von Dimon zu einer irrwitzigen Nummer auf die Bühne geholt werden, beide selbstredend gänzlich freiwillig und ungezwungen.

Eigentlich soll es um einen Kartentrick gehen, doch die Stimmenimitation strapaziert die Lachmuskulatur der Besucher erheblich, als Jochen am liebsten noch oben ohne tanzen will und sie dann doch lieber sein Lieblingslied singen: Barbie Girl.

Zum Schießen komisch, weil die beiden Besucher selbst Improvisations- und Schauspieltalent zeigen, die Nummer dadurch erst recht mit Leben füllen.

Moderator Luke Dimon besticht mit Witz und Charme

Überhaupt ist Dimon nicht nur in diesen Momenten ein Gewinn für die Show, weil er mit Witz, Charme und mancher kleinen Zauberei durch das Programm führt, im Zweifel auch die Lösung eines Zaubertricks in urkomischer Weise auf dem Silbertablett präsentiert.

Ein „abendfüllendes Unterhaltungskaleidoskop“ hat das Kulturhaus Osterfeld ihn in der Vorschau genannt – und das völlig zurecht.

Aber auch die einzelnen Acts sind allesamt sehenswert und verblüffen die Besucher immer wieder. Da ist beispielsweise Joris de Jong, der sich aus Keulen und seinem Hemd einen Mitreisenden zusammenbaut, nachdem er eben jene Keulen in atemberaubend sicherer Weise jongliert hat.

Oder das Duo Ann kat & Xav, das in einfühlsamer Form von dem Versuch erzählt, einem müden, leblosen und gefühllosen Körper wieder neues Leben einzuhauchen. Auch dieses intensive Zusammenspiel wirkt in seinen akrobatischen Elementen wunderbar harmonisch und bezaubernd zugleich.

Auch das Duo LéOlé lässt das Publikum in einer leidenschaftlichen und spektakulären Darbietung am Cyr-Wheel von den zauberhaften Momenten einer intensiven Begegnung träumen.

Und plötzlich hört man Angela Merkel im Pforzheimer Osterfeld

Fabien Kachev wiederum sorgt für einen grandiosen Angriff aufs Zwerchfell: Wie er nicht nur mimisch und gestisch agiert, sondern vor allem auch außergewöhnliche Töne erzeugt, um etwa seine Neuanschaffung zu präsentieren – ein Renault, aus dessen Radio mal Helene Fischer, mal Angela Merkel oder ein Englisch-Kurs erklingt. Das ist allein schon Humor vom Allerfeinsten.

Und auch nach der Pause gibt die Show kaum Zeit zum Durchatmen. Die Zuschauer werden erneut hineingezogen in die Welt des Varietés, dieses Mal dank einer fesselnden Mischung aus virtuoser Akrobatik und dem romantisch-verträumten Versuch, Erinnerungen lebendig zu halten.

Letzteres verkörpert Helena Jans an den Strapaten, Bändern, die an der Decke befestigt sind. Sie sitzt auf einer Couch, ein Skelett direkt neben sich, das ihren besten Freund verkörpert, mit dem sie wenig später unter dem Bühnendach schwebt.

In einer anderen Form tut das auch das Duo Sienna, das sich im Luftring blind versteht. Monsieur Chapeau wiederum rundet die Show mit seinen komödiantischen Balance-Künsten wunderbar ab.

Wer es verpasst hat: Für einige der bis 6. Januar anstehenden Shows gibt es noch Restkarten. Dass sich ein Besuch lohnt, hat sich am Donnerstagabend bereits eindrucksvoll gezeigt.

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