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Gefährliche Überholvorgänge

Kampagne soll in der Pforzheimer Innenstadt auf Sicherheitsabstand zu Fahrradfahrern aufmerksam machen

Wer Radfahrer überholen will, der muss seit etwa zwei Jahren zwingend auf den Sicherheitsabstand achten. Wird in Pforzheim darauf geachtet? Eine Kampagne soll das Problem in den Fokus rücken.

Wolfgang Haas, Rainer Effenberger und Johannes Kersting wissen um die Gefahr eines zu geringen Abstands beim Überholen eines Fahrradfahrers. Mit einer Kampagne wollen sie auf dieses Problem aufmerksam machen.
Plakataktion: Wolfgang Haas, Rainer Effenberger und Johannes Kersting wissen um die Gefahr eines zu geringen Abstands beim Überholen eines Fahrradfahrers. Mit einer Kampagne wollen sie auf dieses Problem aufmerksam machen. Foto: Stefan Friedrich

Im April 2020 gab es eine Novellierung der Straßenverkehrsordnung, und was bis dahin als selbstverständlich galt, allerdings oft nicht beherzigt wurde, ist jetzt Pflicht: Mindestens 1,5 Meter sind innerorts einzuhalten, bei radelnden Kindern und außerorts sogar zwei Meter.

Vielen Verkehrsteilnehmern, seien es Pkw-Fahrer, seien es Lkw-Fahrer, sei das noch nicht wirklich bewusst, bedauert Wolfgang Haas vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), Kreisverband Pforzheim/Enzkreis. Auch deshalb will man an den Brücken in Pforzheim mit Bannern darauf aufmerksam machen, wie wichtig ausreichender Abstand zwischen Fahrradfahrer und überholendem Fahrzeug ist.

Dem ADFC sei es dabei wichtig, dass man diese Kampagne nicht als belehrend empfindet, sondern als Anstoß für ein rücksichtsvolles und partnerschaftliches Miteinander im Straßenverkehr sieht, versichert Haas. Beim Hinweis allein soll es trotzdem nicht bleiben.

Mit der Polizei laufen bereits Gespräche, dass die Einhaltung des Mindestabstands auch mal kontrolliert wird, betont Johannes Kersting, Kassenwart beim hiesigen ADFC-Kreisverband, „denn ohne Kontrolle funktioniert die ganze Sache nicht. Das ist leider so“. Bei manchen Verkehrsteilnehmern sei eine Kampagne alleine nämlich nicht wirksam.

Wo es steil ist, brauchen Fahrradfahrer mehr Platz

An der Seite weiß der ADFC bei dieser Kampagne auch die Stadt selbst: „Das ist eine gute Aktion, die zu unterstützen ist“, sagte Verkehrsplaner Rainer Effenberger vom Grünflächen- und Tiefbauamt. „Es muss den Leuten ins Bewusstsein gebracht werden, dass ein ausreichender Sicherheitsabstand zu Radfahrern wichtig ist.“ Sportliche Fahrer sind zwar in der Regel in der Lage, die Spur zu halten und relativ sauber zu fahren, „aber gerade die Schwächeren sind manchmal ein bisschen wackeliger unterwegs“.

Zudem spielt die Physik eine Rolle, ergänzt Haas: „Ein Radfahrer fährt immer Schlangenlinien und umso langsamer er fährt, umso mehr braucht er Platz, um das Gleichgewicht zu halten.“ Das mache sich gerade bei Steigungen bemerkbar, in der Schwarzwaldstraße beispielsweise. An solchen Stellen müssten Autofahrer beim Überholen besonders darauf achten, dass ausreichend Platz zwischen ihrem Fahrzeug und dem Fahrradfahrer ist, sagt Haas.

Kampagne soll in Pforzheim bis Ende Mai laufen

Radfahren in der Stadt ist oftmals aber nicht die sichere und entspannte Art der Mobilität, die es eigentlich sein sollte. Auch Kersting weiß das und räumt ein, dass er sich seien Weg suchen muss, wenn er mal in Pforzheim mit dem Rad unterwegs ist. Wenn es geht, versucht er es zu vermeiden. „Obwohl ich mich als erfahrenen Radler bezeichnen würde, bin ich nach und nach aufs Mountainbike umgestiegen, weil ich mich im Wald auf den Wegen deutlich sicherer fühle, als in dem Verkehr in der Stadt.“

Sobald er auf den Straßen unterwegs ist, komme sofort das Gefühl hoch, genau aufpassen zu müssen. „Dann weiß ich nicht, was hinter mir passiert und gegenüber dem Auto bin ich einfach der absolut schwächere Verkehrsteilnehmer.“ Gegenseitige Rücksichtnahme sei daher wichtig, fordert Kersting. Das gelte übrigens nicht nur für Pkw und Lkw. „Auch die Radfahrer verhalten sich keineswegs immer so, wie es die Gesetzeslage eigentlich vorschrieb.“

Bis Ende Mai soll die Kampagne laufen. So lange findet man die Banner an diversen Brücken in der Stadt, von der Altstädter Brücke bis zur Brötzinger Brücke. Die Hoffnung ist dabei, dass möglichst viele Autofahrer diese Banner auch sehen. An der Goethebrücke beispielsweise sei ein günstiger Standort: Hier staut sich der Verkehr des Öfteren vor der Ampelanlage.

Und wenn man sowieso steht, so sagen es die Vertreter von Stadt und ADFC, bleibe auch genügend Zeit, die Banner bewusst wahrzunehmen und deren zentrale Botschaft zu beherzigen: „Mit Abstand sicher!“

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