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Zu wenig Niederschlag

Pforzheims Stadtwald leidet unter der Hitze

Die heißen Tage nehmen zu, die Niederschläge sinken. Im Pforzheimer Stadtwald zeigen sich die Folgen der Klimabedingungen. Naturverjüngung und aktive Forstwirtschaft sollen helfen.

Abgestorbene Fichten und Tannen bilden gelbe Flecken im Grün des Distrikts Erlesberg in Büchenbronn.
Abgestorbene Fichten und Tannen bilden gelbe Flecken im Grün des Distrikts Erlesberg in Büchenbronn. Foto: Stadt Pforzheim/AfU/Mario Seefelder

Hitze, Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer haben die deutschen Wälder in den vergangenen Jahren laut Waldschadenbericht so stark geschädigt wie noch nie seit Beginn der Messungen im Jahr 1984. Insbesondere die Folgen des Klimawandels setzen ihnen zu. Das gilt auch für den Pforzheimer Stadtwald.

„Nicht nur der Mensch, auch der Wald leidet unter den Klimabedingungen“, sagte Mario Seefelder vor dem Planungs- und Umweltausschuss.

Der Leiter der Forstverwaltung gab einen Zustandsbericht des Stadtwalds ab und stellte Punkte heraus, wie man der Klimaentwicklung begegnen will.

Naturverjüngung soll den Pforzheimer Stadtwald robuster machen

Wie schon sein Vorgänger Markus Haller setzt Seefelder auf weniger anfällige Baumarten in einem Mischwald. Dafür soll die Naturverjüngung gefördert und durch aktive Forstwirtschaft Licht und Standraum für jüngere Baumgenerationen geschaffen werden.

Beim Blick zurück gab es in den 1950er und 1970er Jahren zwar auch ausgedehnte Dürrezeiten, doch danach konnte sich laut Seefelder der Wald wieder erholen. Nicht so in den Jahren seit 2018. Der Dürremonitor zeige einen starken Rückzug des Wassers in die Tiefe und damit sei es kaum noch für Bäume erreichbar.

Die heißen Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius nahmen seit dem Jahr 2000 bis heute von fünf pro Jahr auf 30 zu. In Verbindung damit sanken die Niederschläge im Sommer von 240 auf nur noch 200 Millimeter pro Quadratmeter – also von 250 auf 200 Liter.

Die Bäume, so Seefelder, geraten durch mehr Verdunstung durch die Hitze und weniger Niederschläge in Stress und können sich infolge weniger gegen Schädlinge wie den Borkenkäfer wehren.

Gestresste Bäume sind anfälliger für Schädlinge

Die Folgen zeigte Seefelder an Beispielen zahlreicher Schadensbilder im Stadtwald auf. Im Distrikt Klapfenhardt sind große Teile des Fichtenbestands infolge Borkenkäfer-Befalls abgestorben.

Reine Fichtenbestände im Stadtwald hätten keine Zukunft mehr und würden verschwinden, sagte der Forstmann in aller Deutlichkeit.

Auch die Tanne, die mit rund 18 Prozent im Stadtwald vertreten ist, kämpfe mit massiven Problemen durch Wärme und Trockenheit.

Diese Bestände müssten mit wärmeliebenden und klimaresilienten Baumarten wie Eiche, Espe und Speierling angereichert werden. Auch die Rotbuche, die „Mutter des Waldes“ mit 30 Prozent Anteil im Stadtwald habe auf Kalkstandorten massive Probleme.

Die Tendenz für 2023 ist nicht positiv.
Mario Seefelder
Leiter der Forstverwaltung

2018 bis 2021 gab es laut Seefelder fast keine reguläre Holznutzung – 90 Prozent waren Schadnutzung. „Die Tendenz für 2023 ist nicht positiv.“ Allerdings gibt es Mehrkosten: Die Naturverjüngung müsse ergänzt werden durch Pflanzungen, die an die 20.000 Euro pro Jahr ausmachten.

Sehr kostenintensiv sei zudem das Problem der Verkehrssicherung: Der Forst müsse auf rund 70 Kilometern Länge entlang von Straßen und Wohnsiedlungen nicht mehr standfeste Bäume entfernen. Derzeit etwa würden solche Bäume am Davosweg gefällt. Bedrohlich wären absterbende Bäume auch am Sportplatz und Waldspielplatz in Büchenbronn.

Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne) hob den hohen Stellenwert des Stadtwalds als Erholungswald und Kaltluftlieferant hervor. Hohe Wertschätzung drückte auch Monika Descharmes (FDP) aus, die Bäume im Stadtgebiet mit einschloss. Zu deren Bewässerung in Trockenzeiten solle für Baumpatenschaften geworben werden.

Die Bekämpfung des Wildverbisses bei jungen Kulturen sind Andreas Kubisch (Bürgerbewegung) ein Anliegen, während Axel Baumbusch (Grüne Liste) die Anlage von Mulden im Wald zur Wasserrückhaltung empfiehlt.

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