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Mit Schockanrufen erfolgreich

Prozess in Pforzheim gegen mutmaßlichen Geldkurier angelaufen

Vor dem Pforzheimer Amtsgericht muss sich ein 30-Jähriger verantworten. Ihm wird vorgeworfen nach Schockanrufen als Kurierfahrer tätig gewesen zu sein.

Dramatische Minuten: Ein Schockanruf ereilt im Mai eine alte Dame aus der Südstadt. Jetzt traf sie vor dem Amtsgericht auf einen der Kriminellen.
Dramatische Minuten: Immer wieder erhalten, vor allem ältere Personen, Schockanrufe von Kriminellen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Im September 2022 hat eine organisierte Bande mit sogenannten Schockanrufen in sieben Fällen rund 295.000 Euro erbeutet – auch im Enzkreis schlugen die Täter zu. Ein 30-jähriger polnischer Staatsbürger soll dabei für die Gruppe als Geldkurier tätig gewesen sein.

Am Dienstag wurde vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Pforzheim der Prozess gegen ihn eröffnet. Bei dem Termin unter Leitung von Amtsgerichtsdirektor Oliver Weik ging Staatsanwalt Lars Jaklin in der Anklageschrift detailliert auf die Vorwürfe ein.

Als Kurierfahrer gearbeitet

Die Kriminellen hatten bei Schockanrufen behauptet, nahe Verwandte der Angerufenen hätten Verkehrsunfälle mit Toten verursacht. Um eine drohende Untersuchungshaft abzuwenden, sollten sie binnen Stunden eine hohe Kaution aufbringen. Bei den Anrufen gaben sich die Täter als Verwandte und Juristen aus.

Durch manipulative Gesprächsführung und massiven Druck brachten sie die Opfer dazu, dem als Abholer fungierenden Angeklagten an der Haustür hohe Geldsummen und Wertgegenstände zu übergeben. Auch im westlichen Enzkreis wurde ein Ehepaar Opfer eines Schockanrufs.

Mit der Aussage, die Tochter hätte einen Unfall mit zwei Toten verursacht, erbeutete die Gruppe hier eine fünfstellige Geldsumme und Goldbarren. „Die Gruppe ging dabei professionell und arbeitsteilig vor“, so Staatsanwalt Jaklin.

Der 30-jährige Angeklagte hatte sich entsprechend seinen Angaben zunächst in seiner Heimat auf eine Stellenanzeige als Kurierfahrer beworben. Laut Anklageschrift soll er aber spätestens beim ersten Auftrag erkannt haben, dass es sich nicht um einen seriösen Kurierjob handelte. Aufgrund der lukrativen Bezahlung habe er sich aber entschlossen, weitere Fahrten für seine Auftraggeber zu erledigen.

Bargeld und Schmuck im Wert von 295.000 Euro transportiert

Dem Angeklagten wird vorgeworfen, im Zeitraum vom 12. September bis zu seiner Festnahme am 26. September 2022 an insgesamt sieben Taten der Schockanrufer-Bande als Abholer und Kurier beteiligt gewesen sein. Dabei soll er Bargeld, Schmuck und Goldbarren im Gesamtwert von rund 295.000 Euro transportiert und an Kontaktleute der Bande im europäischen Ausland weitergegeben haben.

Die Identitäten seiner Auftraggeber liegen nach wie vor im Dunkeln. Ob der Mann, der momentan in Untersuchungshaft sitzt, nun der Mittäterschaft oder der Beihilfe zum gewerbsmäßigen Bandenbetrug in sieben Fällen schuldig ist, muss nun ihm Rahmen des Verfahrens geklärt werden.

Dem Angeklagten standen Rechtsanwalt Bastian Meyer und eine Dolmetscherin zur Seite. Zum Schluss ergriff der 30-Jährige noch einmal das Wort: Vieles in der Anklageschrift sei so nicht korrekt und müsse korrigiert werden, merkte er an.

Er wolle sich beim Fortsetzungstermin mit seinen eigenen Worten verteidigen. Zudem habe er Bedenken, ob seine erste polizeiliche Aussage richtig ins Deutsche übertragen wurde. Der Fortsetzungstermin wird am 30. März um 9 Uhr stattfinden.

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