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Öffentliches Gedenken

Pforzheims Zerstörung: Was zum Jahrestag des 23. Februar geplant ist

Nach zwei coronabedingten Ausnahmejahren geht die Stadt Pforzheim am Gedenktag der Zerstörung vor 78 Jahren wieder in die Öffentlichkeit: Es gibt auch hybride Formate.

Lichtermeer: Hunderte von Friedenslichtern, die Pforzheimer in Zeiten vor der Pandemie am 23. Februar zum Gedenken an die Zerstörung 1945 entzündeten, wird es diesmal wieder geben.
Lichtermeer: Hunderte von Friedenslichtern, die Pforzheimer in Zeiten vor der Pandemie am 23. Februar zum Gedenken an die Zerstörung 1945 entzündeten, wird es diesmal wieder geben. Foto: Stadt Pforzheim

Nach zwei Ausnahmejahren infolge der Corona-Pandemie will die Stadt Pforzheim an diesem 23. Februar den Gedenktag der Zerstörung vor 78 Jahren wieder draußen in der Öffentlichkeit begehen.

Zudem werden die beiden zentralen Veranstaltungen – Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof und abendliches Lichtermeer auf dem Marktplatz – jeweils auch als Livestream übertragen. „Wir möchten jedem und jeder ermöglichen, an dem Gedenken teilzunehmen, auch wenn man nicht vor Ort sein kann“, teilt Susanne Herrmann, Cross-Media-Redakteurin bei der städtischen Pressestelle, mit.

Wir möchten jedem und jeder ermöglichen, an dem Gedenken teilzunehmen.
Susanne Herrmann, städtische Pressestelle

Auf der Website der Stadt sind rund um den Gedenktag und an dem Datum selbst knapp 30 Termine aufgelistet, die im Zusammenhang stehen mit Pforzheims Schicksalstag, dem 23. Februar 1945, als mehr als 17.600 Menschen dem Bombenangriff der Alliierten zum Opfer fielen.

23. Februar: Gedenken in Pforzheim unter dem Motto „Erinnern, Gedenken, Gestalten“

Angelehnt an die Vorjahre heißt das Motto: Erinnern, Gedenken und Gestalten. Damit betonen die Vertreterinnen und Vertreter des Arbeitskreises 23. Februar, dass man neben dem Gedenken auch der kritischen Auseinandersetzung mit Ursachen und Verursachern der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs Raum geben möchte.

Welche Rolle die Stadt Pforzheim dabei spielte, das versucht beispielsweise der ehemalige Leiter des Stadtarchivs, Hans-Peter Becht, in seinem Vortrag im Technischen Museum zu beleuchten. Das kontrovers diskutierte Thema hat Becht mit dem Titel „Mit allen Mitteln...Pforzheim und die deutsche Kriegsrüstung 1936 bis 1945“ überschrieben. Auch dieser Beitrag wird dann digital abrufbar sein.

Mit dem Programmpunkt „Neue Wege zur Geschichte Pforzheims im Zweiten Weltkrieg“ wendet sich das Kulturamt ausdrücklich an Jugendliche. Ausgehend von einem Modell des zerstörten Pforzheims, zu sehen im Stadtmuseum, sind junge Menschen aufgefordert, sich das Thema an verschiedenen Standorten wie Schule, Stadtarchiv oder Wallberg anzueignen. Dabei werden unterschiedliche Perspektiven einbezogen – so auch die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs und der Wiederaufbau Pforzheims nach 1945, wie dem Veranstaltungsflyer zu entnehmen ist.

Friedenstaube wird auf Pforzheimer Rathaus projiziert

Wie in den Vorjahren wird eine überdimensionale Friedenstaube auf die Rathausfassade projiziert. Im vergangenen Jahr ließ die Stadt coronabedingt nur eine begrenzte Teilnehmerzahl für die Gedenkveranstaltung auf dem Hauptfriedhof mit Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) zu, bot aber eine Zuschaltung via Internet auf der städtischen Website an.

Bildtafeln zum Pforzheimer Gedenktag am  23. Februar 1945
Bildtafeln: Die von Schülerinnen und Schülern gestalteten Tafeln zeigen Ansichten von der beim Bombenangriff am 23. Februar 1945 zerstörten Stadt Pforzheim. Seit Mittwoch stehen sie wieder in der Innenstadt. Foto: Claudia Kraus

Das traditionelle „Lichtermeer“ mit Abendandacht und dem Segen der verschiedenen Religionen fand ebenfalls nicht in Präsenz statt. Stattdessen waren Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, Kerzen an Fenstern, vor Türen oder im Garten aufzustellen, während von 19.50 Uhr bis 20.10 Uhr, dem Zeitraum des Luftangriffs, die Glocken der Pforzheimer Kirchen läuteten.

Bei der diesjährigen Gedenkfeier ab 15 Uhr auf dem Hauptfriedhof werden Oberbürgermeister Boch und der stellvertretende katholische Dekan Georg Lichtenberger sprechen.

Geflüchtete Ukrainerin wird bei Abendandacht am 23. Februar sprechen

Bei der Abendveranstaltung mit „Lichtermeer“ wird laut Programm eine geflüchtete junge Frau aus der Ukraine zu Wort kommen. Der Kriegsbeginn dort jährt sich am Tag nach dem Pforzheimer Gedenktag zum ersten Mal.

In der Schloßkirche gibt es eine Abendandacht. Pfarrerin Heike Reisner-Baral wird die Liturgie sprechen. Musik steuern Mitglieder von Jugendkantorei, Motettenchor und Oratorienchor unter Leitung von Heike Hastedt bei.

Beim Kulturhaus Osterfeld werden am Nachmittag des 23. Februar Friedenshymnen erklingen und Jugendliche der Theatergruppe Eigenart Gedichte vortragen. Das Kommunale Kino (Koki) bereitet den Gedenktag mit einer Reihe von Filmen auf: Zu sehen sind „Code Yellowfin“, der Titel war das Angriffskürzel der Royal Air Force am 23. Februar 1945.

Außerdem zu sehen: „Reifezeugnis für den Krieg“: In dem Zeitdokument gewährt der jugendliche Amateurfilmer Werner Koeble Einblicke in den Alltag eines Schülers in den 1930er Jahren. Er habe damit die Atmosphäre und die Pädagogik der Nazi-Jahre auf Zelluloid festgehalten, kündigt das Koki an. Weitere Filme sind „Die Bombennacht“, „Trümmerleben“, „Wohlstandsjahre“ und „In einer so alten Stadt“.

Als der Gemeinderat im vergangenen November über das Programm zum 23. Februar abstimmte, wurde als einziger Punkt der Demonstrationszug der Initiative gegen Rechts von der Vorschlagsliste gestrichen. Eine Mehrheit des Gremiums akzeptierte den Protest gegen die „Fackelmahnwache“ der Rechten nicht als Teil des offiziellen Programms.

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